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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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letzten Urlaubstag 1918, und das war genau zwei Tage nach Deacons Flucht aus dem Gefängnis. Da ist er von zu Hause fortgegangen, um zu seiner Einheit zurückzukehren. Nie wieder aufgetaucht. Letzte Nachricht: ›Seit Marne-Rückzug vermißt, vermutlich gefallen.‹ Das heißt, so lautet die offizielle Version. Tatsächlich zuletzt gesehen – da drüben!«
    Der Polizeidirektor wies mit dem Daumen in die allgemeine Richtung des Friedhofs.
    Wimsey stöhnte.
    »Das reimt sich nicht, Chef. Es reimt sich nicht! Wenn dieser Cobbleigh im ersten Kriegsjahr zur Armee gegangen ist, wie soll er dann mit Deacon unter einer Decke gesteckt haben, der seit 1914 in Maidstone einsaß? Dazu hatte er doch gar keine Zeit. Menschenskind! Man holt in ein paar Stunden Urlaub keinen Sträfling aus dem Bau. Wenn Cobbleigh ein Wärter oder Mithäftling gewesen wäre oder sonst irgendwie mit dem Gefängnis zu tun gehabt hätte, könnte ich's verstehen. Hatte er einen Angehörigen im Kittchen oder so etwas? Da muß doch etwas mehr dran sein.«
    »Muß es? Passen Sie mal auf, Mylord, wie finden Sie das? Ich habe mir das auf der Fahrt hierher überlegt und sehe die Sache so: Deacon ist während eines Arbeitseinsatzes getürmt, nicht? Als sie ihn fanden, hatte er noch die Sträflingskleidung an. Zeigt das nicht, daß seine Flucht nicht von langer Hand geplant war? Man hätte ihn sehr schnell gefunden, wenn er nicht in dieses Loch gestürzt wäre. Jetzt hören Sie mal zu und sagen mir, ob das nicht wasserdicht ist. Ich sehe das Ganze deutlich vor Augen. Da ist dieser Cobbleigh – ein Tunichtgut, nach allem, was man hört. Er kommt von zu Hause und geht durch den Wald nach Dartford oder sonstwohin, von wo er einen Zug nehmen will, um zu seiner Einheit in Frankreich zurückzukehren. Irgendwo im Moor trifft er auf einen Kerl, der da herumlungert. Er greift ihn sich und sieht, daß es der Ausbrecher ist, nach dem alle Welt sucht. Der Ausbrecher sagt zu ihm: ›Laß mich laufen, und ich mache dich reich.‹ Klar? Dagegen hat Cobbleigh nichts einzuwenden. Er sagt: ›Laß hören. Worum geht's?‹ – ›Um die Wilbraham-Smaragde‹, sagt der Ausbrecher. ›Oho‹, sagt Cobbleigh, ›erzähl mal weiter. Woher soll ich wissen, daß du mir keinen Bären aufbindest? Sag mir, wo die Klunker sind, dann sehen wir weiter.‹ – ›Denkste‹, sagt Deacon. ›Erst hilfst du mir gefälligst, dann sag ich's dir.‹ Darauf Cobbleigh: ›Allein kommst du nicht weit. Ich brauche dich nur zu verpfeifen, und dann?‹ Und Deacon: ›Dafür kriegst du nicht viel. Halt dich lieber an mich, von mir kriegst du Hunderttausende.‹ Sie reden weiter, und Deacon, der Tölpel, verplappert sich, daß er das Versteck auf einem Zettel beschrieben und diesen bei sich hat. ›So, hast du?‹ meint Cobbleigh. ›Dann nimm erst mal das‹, und haut ihm eins über den Schädel. Dann durchsucht er ihn und findet den Zettel, sieht aber zu seinem Ärger, daß er nichts damit anfangen kann. Und dann sieht er, daß er Deacon umgebracht hat. ›Zum Teufel!‹ sagt er. ›Jetzt hab ich den Mist. Ich will ihn lieber beseitigen und mich verziehen.‹ Also wirft er Deacon in das Loch und verduftet nach Frankreich. Wie ist das?«
    »Spannend wie ein Krimi«, sagte Wimsey. »Aber wieso soll Deacon einen Zettel bei sich haben, auf dem das Versteck beschrieben ist? Und wie kommt er an das ausländische Papier?«
    »Weiß ich nicht. Nun gut, nehmen wir an, es war so, wie Sie vorhin gesagt haben. Er hat den Zettel seiner Frau gegeben. Jetzt gibt er, dumm wie er ist, Cobbleigh die Adresse seiner Frau, und dann geht alles so weiter, wie ich gesagt habe. Cobbleigh kehrt nach Frankreich zurück, desertiert und läßt sich von Suzanne einfangen. Er verschweigt, wer er ist, denn er weiß nicht, ob man Deacons Leiche gefunden hat, und fürchtet, wegen Mordes verhaftet zu werden, wenn er nach England zurückkommt. Den Zettel hat er aber behalten – nein, das ist verkehrt. Er schreibt an Mrs. Deacon und bekommt von ihr den Zettel.«
    »Warum sollte sie ihn hergeben?«
    »Das ist ein Haken. Halt, nein, ich weiß! Diesmal hab ich's. Er schreibt ihr, daß er den Schlüssel dazu hat. Das stimmt sogar. Deacon hat zu ihm gesagt: ›Meine Frau hat die Chiffre, aber sie kann den Mund nicht halten, und darum hab ich ihr den Schlüssel nicht gegeben. Den gebe ich dir, damit du siehst, daß ich weiß, wovon ich rede.‹ Daraufhin bringt Cobbleigh ihn um, und als er glaubt, daß Gras über die Sache gewachsen ist,

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