Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
die Augen. Es dauerte nicht lange, bis Mar die Kraft fühlte, die von den Elementen ausging. Das Wasser umspülte die Steine, drang in ihre Poren und saugte die Seelen heraus. Die Erde bebte leicht und schüttelte das Wasser auf. Über den Erdboden hinweg blies der Wind. Er zeichnete leichte Kreise auf die Wasseroberfläche. Wie eine malerische Landschaft formten die Kräfte der Erde ein Bett, in das sich die verlorenen Seelen begaben. Tief im Inneren der Erde bebte das Feuer und speiste sie mit der Kraft, die sie befreien würde.
Dann geschah es mit einem Schlag. Wie eine Fontäne schoss das Wasser aus dem Flussbett rund um die Seelensteine in die Höhe. Ein Leuchten blendete Mar durch die geschlossenen Lider. Dann schwappte das kühle Nass mit einem Schlag wieder zurück in den Fluss und alles wurde ruhig.
Sie warteten noch einige Sekunden ehe sie sich losließen und die Augen öffneten. Die Steine zu ihren Füßen waren verschwunden. Die Seelen, die darin eingeschlossen waren, hatten nun endgültig ihren Frieden gefunden.
„Lass uns noch einige Steine mitnehmen.“, schlug Mar vor und blickte auf ihre Uhr. „Die Jungs werden ohnehin noch nicht zurück sein. Außerdem ist die Schale im Wohnzimmer schon wieder fast leer.“
„Ja, du hast recht.“ Sasha bückte sich bereits und prüfte einen Stein. Es war wichtig, wie sie aussahen. Wenn sie darin Seelen fangen wollten, durften sie nicht zu klein sein, nicht schmutzig und nicht krank. Besonders die Erde erkannte oft, wie und ob ein Stein krank war. Die Kraft, die dann von ihm ausging, war eine andere als die eines gesunden Steines. Allerdings hatte Sashas Entscheidungskraft diesbezüglich nachgelassen, weil die gesamte sie umgebende Umwelt krank war und permanent um Hilfe schrie.
Gerade als sich Mar bücken wollte, spürte sie ihr Telefon, das sie in ihre Hosentasche gesteckt hatte. Es vibrierte einmal kurz und kitzelte ihren Oberschenkel. Neugierig zog sie es aus der Tasche. Dann entdeckte sie, dass Justin ihr eine Nachricht geschickt hatte. „Es ist von Justin.“, sagte sie zu Sasha und nahm von Lilly den Stock entgegen, den diese ihr brachte. Nachdem sie das Holz fort geworfen hatte und Lilly dahinter her jagte, als wäre es ein Hase, öffnete sie die Nachricht, um sie zu lesen.
„Lies doch vor, wenn das geht.“, meinte Sasha und sammelte die Steine in eine Tüte.
Mar lächelte versonnen. Dann las sie laut vor: „Unendlich ist schon mein Schmerz. Vermisse dich sehr, mein Herz. Würde gerne zu dir gehen. Sag meine Liebe, wann werden wir uns sehen?“
Sasha verdrehte die Augen. „Ein Poet ist dein Held also auch noch.“
Mar schoss die Röte vom Hals ins Gesicht. „Lass ihn doch.“, erwiderte sie. „Er meint es ernst. Ich glaube, er mag mich wirklich. Und ich ihn. Wieso bist du so feindselig?“
Nun seufzte Sasha auf. „Es tut mir leid.“ Sie erhob sich und sah Mar an. „Ich glaube, ich bin verzweifelt.“ In ihrem Blick lag auf einmal sehr viel Schmerz. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Die Freundin stutze und schob ihr Telefon in die Tasche zurück, ohne Justin zu antworten. „Zechi, was ist denn los?“, fragte sie mitfühlend und kam zu ihr hinüber. Lilly suchte noch immer den Stock.
Zechis Haare wehten wie ein Vorhang, als der Wind damit spielte. „Ich glaube, ich hab es mir nie richtig eingestehen können. Aber ich liebe ihn.“ Sie schlug die Hände vor das Gesicht.
Mar legte ihr einen Arm um die Schultern. „Wen, Zechi? Wen liebst du?“ Sie verstand nicht, was Sasha meinte. Oder vielleicht doch? Schon immer hatte sie das Gefühl, dass es da etwas gab.
Die zarten Schultern der Erde bebten. „Mark! Ich liebe ihn. Und das schon seit langem. Aber er merkt es nicht. Er merkt es einfach nicht. Vielleicht habe ich es ihm zu wenig gezeigt, vielleicht sollte ich es ihm sagen?“
Nun schüttelte Margarete den Kopf. „Sasha, wenn du das vorhast, musst du dir absolut sicher sein, dass es so ist. Und wenn er es erwidern würde, dann hättet ihr keine Worte gebraucht. Dann wärt ihr schon ein Paar.“ Sie überlegte, dass dies wohl nicht die richtige Aufmunterung war. Mit schuldbewusster Miene fügte sie deswegen hinzu: „Aber andererseits hat Mark uns noch nie gezeigt, was er wirklich fühlt. Wenn er etwas für dich empfindet, dann hat er es unter Verschluss gehalten. Aus Angst, verletzt zu werden.“ Sie biss sich auf die Lippen, als sie daran dachte, dass es ihr genauso ging. Sie war nie auf Elijahs Anbandelungen eingegangen,
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