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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Augenblicks später ein zischendes Geschoss über sie hinwegfuhr und vibrierend in dem Baumstamm stecken blieb, vor dem sie eben noch gestanden hatte. Es war der Bolzen einer Armbrust. Ein weiteres Zischen ertönte, und Zena wurde rücklings zu Boden geschleudert. Elizabeth sah das Ende des Bolzens aus der Schulter des Mädchens ragen und schrie fassungslos auf.
    » Gütiger Gott, Zena! « Sie kniete sich neben die Indianerin, während diese stöhnend nach ihrer Schulter tastete und mit einem Ruck den Bolzen herausriss.
    Die Angreifer waren unterdessen aus dem Gebüsch gekommen. Sie waren zu dritt, abgerissene Kerle zweifelhafter Herkunft und bis an die Zähne bewaffnet. Der Colonel hatte offenbar eine Vorhut ausgesandt, Männer, die sich auf geräuschloses Anschleichen und Auskundschaften verstanden, vermutlich Jäger oder Fallensteller. Der Anführer, ein bulliger Kerl in speckigem braunem Leder, legte erneut auf Zena an, doch Elizabeth stellte sich zwischen ihn und das Mädchen.
    » Wagt es! «
    » Was habt Ihr mit dem braunen Pack zu schaffen? « Wütend starrte er sie an, die Armbrust immer noch erhoben. » Zur Seite mit Euch! «
    Elizabeth dachte gar nicht daran, seinem Befehl Folge zu leisten. Hinter ihr raschelte es, und als sie sich umdrehte, war von Zena nichts mehr zu sehen. Die Indianerin hatte sich in Sicherheit gebracht, sie war im Dickicht verschwunden. Erleichtert atmete Elizabeth aus, bevor sie sich empört dem hinterhältigen Schützen zuwandte.
    » Was fällt Euch ein, auf uns zu schießen? «
    Der Mann achtete nicht auf sie, stattdessen musterte er Deirdre mit scharfem Blick. » Du hast rote Haare, aber bist bemalt und angezogen wie eine verdammte Indianerin. Sag mir einen vernünftigen Grund, warum ich dir nicht auf der Stelle den Hals umdrehen soll. «
    Oleg baute sich zwischen Deirdre und dem Mann auf, die beiden Pistolen über der Brust gekreuzt. Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber in seinen Augen loderte es.
    » Deirdre war eine Gefangene, wir haben sie freigekauft « , sagte Elizabeth mit zornig erhobener Stimme. » Und das unbescholtene junge Mädchen von eben, das Ihr so hinterhältig beschossen habt, hat uns dabei geholfen. «
    Der Kerl in Leder ignorierte sie. Sein stechender Blick ruhte auf Oleg und erfasste jede fremdartige Einzelheit von dessen Erscheinung.
    » Und wer zur Hölle bist du? Ein anständiger Christenmensch sieht anders aus. Der Teufel soll mich holen, wenn du nicht einer von den Wilden aus dem Wald bist. Ist dieses bemalte Weibsstück da dein Liebchen? Wem hast du die Pistolen gestohlen? «
    Einer der beiden anderen Männer sagte etwas auf Französisch, worauf der Anführer knapp nickte. Seine Hand mit der Armbrust bewegte sich wie zufällig. Oleg hob beide Pistolen gleichzeitig und drückte ab. Der doppelte Knall zerriss die Luft in einem dröhnenden Donnerschlag, Rauch und weißer Pulverdampf vernebelten die Sicht. Elizabeth rappelte sich hustend hoch und wich ein paar Schritte zurück, bis sie besser sehen konnte. Der in Leder gekleidete Kundschafter lag leblos und blutüberströmt auf dem Boden. Der zweite Mann war ein paar Schritte entfernt zusammengebrochen– ebenfalls tot. Über dem dritten hockte Jerry, ein blutbeschmiertes Messer in der Faust, während der Mann unter ihm gurgelnd sein Leben aushauchte.
    Oleg rannte zu Sid, der verkrümmt zwischen den langen Stelzwurzeln eines Baumes lag. Der Kirgise kniete sich neben ihn, hob ihn vorsichtig an und legte den Arm um ihn. Er strich Sid sanft das Haar aus dem Gesicht, dann blickte er auf und schüttelte den Kopf.
    Jerry ließ einen gotteslästerlichen Fluch hören. Aus seiner Stimme klang unterdrücktes Schluchzen.
    » Verdammt, ich war zu langsam! Ich hab genau verstanden, dass der Dreckskerl vorgeschlagen hat, uns umzubringen, aber er hatte die Armbrust schon oben, ich konnte nichts mehr machen! « Er hockte sich neben Sid auf die Fersen und fing an zu weinen. Deirdre legte ihm die Hand auf die Schulter und blickte entsetzt und hilflos zu Elizabeth hinüber, die wie gelähmt da stand, außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als Oleg sich hastig aufrichtete und ihr warnende Zeichen gab, kam wieder Leben in sie. Sie begriff, was zu tun war, noch bevor Jerry, den Oleg mit einem Tritt hochscheuchte, es ihr eilig erklärte. Sie mussten schnell machen, denn der Colonel und seine übrigen Männer konnten jeden Augenblick auftauchen. Elizabeth hörte sie bereits näher kommen. Zweifellos hatten sie ihr

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