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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Tempo verschärft, als sie die Schüsse gehört hatten. Vielleicht blieb den Eingeborenen noch genug Zeit, um zu fliehen. Zumindest aber konnten sie alles daransetzen, sich zu verteidigen. Einen Überraschungsangriff würde es jedenfalls nicht mehr geben.
    » Zena? « , rief Elizabeth mit gedämpfter Stimme. Doch es kam keine Antwort.
    » Sie hat sich bestimmt zum Dorf durchgeschlagen, um ihre Leute zu warnen! « Jerry zog sie am Ärmel. » Wir müssen los, Mylady! Sie sind schon fast hier! «
    Zu viert hasteten sie in ungeordneter Flucht hinab in Richtung Fluss, Jerry als Erster, immer wieder herabhängendes Moos und Zweige zur Seite streifend, während Elizabeth, die dicht hinter ihm war, sich ständig ducken musste, um den zurückschnellenden Gewächsen auszuweichen. Oleg und Deirdre folgten ihr auf dem Fuße. Oleg stützte Deirdre, am Ende trug er sie, weil sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Es dauerte nicht lange, bis ihnen der vom Colonel geführte Zug entgegenkam. Elizabeth drängte sich nach vorn, weil sie als Erste mit dem Kommandanten sprechen wollte.
    Arthur Howard blieb perplex stehen, als sie so unvermutet vor ihm erschien. Elizabeth blickte über seine Schulter. Er hatte eine schlagkräftige Truppe mitgebracht. Immer mehr Männer tauchten hinter ihm auf dem engen Pfad zwischen den Bäumen auf, vielleicht an die drei Dutzend, allesamt zweifelhafte Gestalten. Manche steckten in Uniformen, die so verdreckt und zerschlissen waren, dass die Männer damit wie Karikaturen von Soldaten wirkten. Viele von ihnen trugen über den Wämsern schartige, rostige Harnische und dazu verbeulte alte Helme. Einige waren Matrosen wie Jerry und Oleg, auch wenn die Ähnlichkeit– abgesehen von der Bewaffnung– bei der Art der Bekleidung schon aufhörte, denn sie waren von so liederlichem, zerlumptem Äußeren, dass sie mehr von Strauchdieben hatten als von Seefahrern.
    » Sir, wir stellen uns unter Euren Schutz! « , rief Elizabeth.
    Howard starrte sie verdattert an, dann heftete sich sein Blick auf Deirdre. Oleg trug sie auf seinen Armen. Die blauroten Fesselmale an ihren Handgelenken und Fußknöcheln waren trotz der überall verschmierten Farbe gut zu sehen. Von ihren bloßen Füßen tropfte Blut.
    » Die Indianer hielten meine Zofe gefangen « , sprudelte Elizabeth hervor. » Wir konnten sie freikaufen, aber dann… Auf dem Rückweg trafen wir auf Eure Männer. Jedenfalls nehme ich an, dass es Eure waren. «
    » Was ist mit ihnen geschehen? «
    » Ich weiß es nicht. Wir sind an ihnen vorbeigerannt, sie wollten uns Deckung geben. Kurz darauf fielen die Schüsse. Es gab wohl einen Kampf. « Gespielt ängstlich blickte sie über die Schulter zurück in den Wald.
    » Habt Ihr die Wilden etwa vorgewarnt? « , wollte der Colonel wissen, einen Unterton von Argwohn in der Stimme. Sein hageres Gesicht war von ungesunder Blässe, doch in seinen Augen stand ein Ausdruck unbeugsamer Entschlossenheit.
    » Hätte ich das getan, wären sie längst über alle Berge. Mit einem Trupp wie dem Euren können sie es niemals aufnehmen. Ich habe ihnen kein Wort von Eurer Strafexpedition gesagt. «
    Er starrte sie an, als wollte er ergründen, inwieweit er ihr trauen konnte. In gespielter Verzweiflung fuhr sie fort: » Gewiss seid Ihr verärgert, weil wir auf eigene Faust zu dem Dorf gegangen sind, aber ich war krank vor Sorge um meine Zofe und konnte daher nicht warten. Sie steht mir nahe wie eine Schwester. «
    » Die Witwe sprach davon, dass Ihr sie suchen wolltet, weil sie Euch lieb und teuer ist « , räumte Howard ein. » Ich unterhielt mich kurz mit ihr, bevor wir den Fluss hinauffuhren. Sie hat berichtet, dass der Pfaffe die Indianer zum Glauben bekehren wollte und dass Eure Zofe ihn begleitet hat. « Er spähte an Oleg und Jerry vorbei den Dschungelpfad hinauf. » Wo steckt der Kerl? «
    » Pater Edmond ist im Dorf geblieben « , sagte Elizabeth.
    » Dann soll er sich nicht wundern, wenn wir ihm gleich versehentlich das Fell verbrennen « , versetzte Howard grob. Er winkte seinen Leuten. » Lasst sie durch. Und dann alle Mann weiter. Aber passt höllisch gut auf, denn nun sind sie vorbereitet. Sie können hinter jedem Busch lauern. Schießt auf alles, was sich bewegt! «
    Die Männer traten zur Seite und bildeten eine Gasse. Elizabeth wollte weitereilen, aber Howard hielt sie am Ärmel fest. In seiner Miene spiegelte sich Argwohn.
    » Sollte ich herausfinden, dass Ihr mich hintergeht und mit den Indianern paktiert, werde

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