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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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bemerkt, dass der ganze Kram durch das ständige Umpacken sicher nicht weniger werde, was Felicity wiederum an Elizabeth erinnert hatte, die immer ähnliche Kommentare beigesteuert hatte, wenn es ans Packen gegangen war.
    Duncan hatte gemeint, es sei am besten, wenn sie einfach hierbliebe, denn auf Raleigh Manor sei es sicher, und außerdem habe sie hier doch alles, was sie brauche: eine vertraute Umgebung, ein schönes großes Haus, Dienstboten und hervorragendes Essen. Irgendwann sei der Krieg mit Holland vorbei, dann könne sie ungefährdet nach Amsterdam reisen und müsse sich nicht sorgen, einem Angriff der Niederländer zum Opfer zu fallen, wie es bereits einmal um ein Haar geschehen sei. Oder, und diese Option hob Duncan besonders hervor, sie könne einfach warten, bis Niklas Vandemeer sie nach dem Krieg, der bestimmt nicht mehr lange dauern werde, auf Raleigh Manor holen komme. Im Übrigen werde es gewiss auch Elizabeth sehr schätzen, wenn Felicity hierbleibe, dann sei wenigstens jemand von der Familie im Haus und könne ein Auge auf den Besitz haben; es sei doch sonst wirklich jammerschade, alles so lange ungenutzt zu lassen.
    Felicity hatte sich seine Argumente ungeduldig angehört und zu allem Nein gesagt. Zugegeben, das Essen war wirklich sehr gut, die Köchin verstand sich auf ihr Handwerk, und auch die Sauberkeit der Wäsche ließ nichts zu wünschen übrig. Das Hausmädchen war anstellig und flink, Felicity musste an Bequemlichkeiten nichts entbehren. Die meisten Frauen in ihrer Lage hätten gejubelt über die Möglichkeit, auf einem so ansehnlichen Landsitz zu wohnen. Doch sie wollte nur eines– Niklas. Es war ihr völlig gleichgültig, wo sie mit ihm leben würde, und wenn sie in einer verfallenen Hütte hausen mussten. Hauptsache, sie waren zusammen!
    Also hatte sie Duncan das Versprechen abgerungen, alles Menschenmögliche dafür zu tun, bevor er zu Elizabeth und den Kindern in die Karibik zurückkehrte. Sie waren übereingekommen, dass er sie auf der Elise zu einem deutschen Hafen bringen und sie dann von dort aus bis zur nächsten Zollstelle begleiten würde. Ab da würde sie den restlichen Weg nach Amsterdam allein zurücklegen müssen, da man Duncan, den seine Papiere als englischen Kapitän auswiesen, zweifellos an der Grenze arretieren würde. Sie selbst, so hatte sie entschieden, würde sich einfach als Französin ausgeben. Wozu hatte sie schon als kleines Kind die Sprache gelernt?
    Duncan hatte sie beschworen, ihr Herz nicht über den Verstand zu setzen und einfach das Ende des Krieges abzuwarten, aber sie war beharrlich geblieben. Manchmal muss man sich vom Leben nehmen, was es einem freiwillig nicht geben will.
    Außerdem, so hatte sie ihm vorgehalten, ging er ein ebenso großes Risiko ein wie sie, denn er hatte beschlossen, in die Karibik zu segeln, obwohl die Zeit der Stürme noch nicht vorbei war. Darauf hatte er unbekümmert zurückgegeben, dass er bislang noch jedem Sturm davongefahren sei. Am Ende war der schönste Streit darüber entbrannt, wem die größeren Gefahren drohten. Schließlich hatte Duncan nachgegeben und sich ihren Wünschen gefügt.
    Anne hatte sich dafür entschieden, mit ihm in die Karibik zurückzukehren. Sie plante, von Dominica aus das nächstbeste Schiff zu nehmen, das nach Barbados fuhr, denn Duncan selbst konnte sich dort vorerst nicht blicken lassen. Das Todesurteil gegen ihn war zwar aufgehoben worden, aber der Gouverneur würde gewiss nicht zögern, Vorwände für eine neue Anklage zu ersinnen. Dafür würde schon Eugene Winston sorgen, der Duncan nach der Tracht Prügel, die dieser ihm verabreicht hatte, sicher noch mehr hasste.
    Ach, es war alles so vertrackt! Felicity seufzte tief und blickte trübselig im Zimmer umher. Es war noch genauso eingerichtet wie damals, als sie zusammen mit Elizabeth hier gelebt hatte. Das große Bett mit den geschnitzten Pfosten und den bauschigen Federkissen. Die Truhe aus Intarsienholz. Das zierliche Schreibpult beim Fenster. Der Kamin aus hellem Marmor, die getäfelten Wände. Es lagen sogar noch Bücher auf dem Pult, die sie und Elizabeth damals vor dem Aufbruch in die Karibik gelesen hatten. Wie Schwestern hatten sie alles miteinander geteilt. Bei dem Gedanken, Elizabeth und die Kleinen vielleicht nie wieder zu sehen, kamen Felicity die Tränen. Warum musste dieses riesige Meer zwischen ihnen liegen?
    Gedankenverloren kniete sie sich vor eine Kleiderkiste und holte ein Unterkleid heraus, um es gleich darauf sorgsam

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