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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Edmond, auf fast allen Antilleninseln leben Eingeborene! Master Duncan hat sie gesehen, er sagte, die meisten seien friedliebende Menschen, aber zugleich auch Heiden, die noch kaum je Gottes Wort gehört hätten. Edmond, wenn du mit uns kommst, könntest du sie zum wahren Glauben bekehren! « Sie war so entzückt von dieser spontanen Idee, dass sie ihn, immer noch unter Tränen, strahlend anlachte und seine Hände ergriff. » Sag bitte Ja! « Sie wusste, dass er zustimmen würde, noch bevor sich das erste zögernde Lächeln in seinen Mundwinkeln zeigte.
    » Du meinst wirklich, ich könnte… Dieser Gedanke ist in der Tat sehr… « Er suchte nach Worten, während er langsam nickte. Seine Augen nahmen einen Glanz an, den Deirdre lange nicht mehr darin gesehen hatte. Seine Schultern strafften sich. » Du hast recht. Dort hätte ich eine Aufgabe. Gottes Wort zu verkünden, wo es noch nie gehört wurde– welcher Dienst am Herrn könnte lohnender sein? «
    Deirdre gab ihrer überschäumenden Freude nach, packte seine Hände fester und tanzte mit ihm im Kreis. Er ließ sich lachend herumziehen, hielt sie dann aber fest. Taumelig blieb sie stehen und presste sich die Hände an die erhitzten Wangen. Sie konnte nicht glauben, dass sie noch vor einer Minute so unglücklich gewesen war, während ihr jetzt mit einem Mal das Herz bersten wollte vor begeistertem Übermut. Doch dann wurde sie ernst.
    » Du musst gleich mitkommen, Edmond. Denn wenn es so klappt, wie es soll, müssen wir noch heute Nacht in aller Heimlichkeit aufbrechen. «
    » Keine Sorge, ich achte darauf, dass man mich nicht erkennt. Mit Hut und Umhang werde ich niemandem auffallen. «
    » Oh. Nein, nicht deinetwegen muss es heimlich vonstattengehen. Jedenfalls nicht nur. Es ist nötig, damit Master Duncan unbehelligt von der Insel verschwinden kann. Denn anderenfalls wäre er morgen Mittag ein toter Mann. «

9
    G ouverneur Doyle blätterte lustlos in den Dokumenten, die sein Adjutant Eugene Winston ihm am Morgen zur Unterschrift vorgelegt hatte. Er konnte an nichts anderes denken als an den kommenden Tag. Wäre es doch nur schon vorbei! Hätte er während der unseligen Gerichtsverhandlung bloß nicht dermaßen die Beherrschung verloren! Er ahnte, dass ihm der ganze Vorgang wegen seines aufbrausenden Temperaments noch reichlich Ärger bescheren würde. Die Gier nach dem Gold hatte ihm den Verstand vernebelt, er hätte besser nachdenken sollen, bevor er sich darauf einließ. Nicht Eugene würde sich mit den Konsequenzen dieser Hinrichtung auseinandersetzen müssen, sondern allein er selbst. Stumm, aber inbrünstig verfluchte er den Tag, an dem Eugene ihm die vermaledeite Anklageschrift vorgelegt hatte, auf deren Grundlage er Duncan Haynes zum Tode verurteilt hatte. Allein der hanebüchene Vorwurf! Eugene hatte behauptet, die juristische Auslegung der Gesetze lasse eine begründete Anklage zu, aber Doyle wusste, dass es eine absichtliche Verzerrung der Wahrheit war, und wenn er es schon wusste, würden es auch bald alle anderen erfahren– darunter einige, die es sehr übel aufnehmen würden. Duncan Haynes hatte bei seinem angeblichen Verrat im erklärten Interesse des Commonwealth gehandelt– und vor allem im Einvernehmen mit Admiral Ayscue. George Ayscue war Duncan Haynes nicht nur zu Dank verpflichtet, sondern auch ein Mann von Macht und Einfluss, er hatte direkte Verbindungen zu Oliver Cromwell. Zweifellos reichten ein paar zornige Worte von Ayscue über den Gouverneur von Barbados, um die rasche Aufdeckung dieser dummen, von Eugene angezettelten Intrige ihren Lauf nehmen zu lassen. Dann würde es ihm nicht anders ergehen als seinem Vorgänger– er würde unehrenhaft aus dem Amt entlassen und in Schmach und Schande nach England zurückbeordert werden. Er hatte sich dieses Amt und alle damit verbundenen Privilegien teuer erkauft und dafür alles eingesetzt, was er besaß. Eine Rückkehr kam für ihn nicht infrage. Umso mehr nagte es an ihm, dass sein neues Leben bereits nach kurzer Zeit eine derart unersprießliche Wendung nahm. Und dabei hatte es wirklich vielversprechend begonnen: Das warme Klima linderte seine Gelenkschmerzen, die Sonne schien wahre Wunder zu wirken. Er hatte zwei schwarze Hausdiener, die keinen seiner Wünsche unerfüllt ließen.
    Angeödet schob er den Papierstapel zur Seite und klappte seine Schnupftabaksdose auf, doch gerade als er sich ein Häufchen bereitgelegt hatte, ging die Tür auf und Eugene kam herein. Falls er geklopft hatte,

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