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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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beginnen sollte. Was würden seine Freunde von ihm denken? Er senkte den Kopf. Mum musste sich doch auch Sorgen machen. Er wollte nur noch heim, aber er hatte Angst vor seinem Vater und seiner aufbrausenden Art. Bestimmt wäre er sauer und würde behaupten, dass er, Josh, wohl keine Lust mehr hätte, Zeit für ihn aufzubringen, dass ihm andere Dinge wichtiger seien. Unruhig trat er von einem Bein auf das andere. Sam, der mit der Abwicklung der Mietwagenrückgabe beschäftigt war, bemerkte es und setzte seinen Stift ab.
    »Josh, musst du mal aufs Klo?«
    Er wollte schon den Kopf schütteln, dann aber nickte er. Sam wies ihm den Weg und wandte sich wieder dem Ausfüllen des Formulars zu.
    Caroline hielt Tom am Arm zurück. »Warte noch, bis er drinnen ist.«
    Kurze Zeit später war Josh fertig und setzte sich einen Moment auf den geschlossenen Deckel in seiner Kabine. Müde und ratlos fuhr er sich mit den Handrücken über die Augen. Er wusste nicht mehr ein noch aus. Erschrocken zuckte er zusammen, als eine Stimme vor der Tür seinen Namen rief. Er öffnete und stand gleich darauf völlig perplex vor seinem Onkel. »Onkel Tom, was machst du denn hier?«
    Tom drückte ihn erleichtert an sich. »Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, Josh. Komm schnell mit, deine Mum ist auch hier.«
    Er war nervös, denn jeden Moment konnte Sam hier auftauchen. Vorsichtig öffnete er die Tür und sah zum Schalter der Autovermietung. Sam schob gerade das Formular mitsamt den Schlüsseln über den Tresen. Eilig verließ Tom mit dem Jungen die Toilette und ging in die entgegengesetzte Richtung. Hinter einer Biegung trafen sie Caroline. Josh stürzte in ihre Arme, und sie hielt ihn einfach nur fest. Während ihre Hände über seindunkles Haar strichen, konnte sie die Tränen nur mühsam zurückhalten.
    Tom sah sich um. »Wo steckt Phil? Sam wird sich gleich auf die Suche nach Josh machen.«
    Caroline holte zitternd tief Luft. »Er wollte das Auftanken überwachen und die Cessna klarmachen.«
    Josh löste sich von ihr und schaute von einem zum anderen.
    »Was ist mit Dad?«
    Tom drängte zum Ausgang und mahnte die beiden zur Eile. »Erst mal sollten wir hier raus, dann sehen wir weiter.«
    Am Flugzeug trafen sie Phil, der Josh erleichtert begrüßte. Tom blieb vor seiner Schwester stehen. »Willst du mit Sam reden? Soll ich mitkommen?«
    Sie zögerte. Eigentlich wäre es nur fair, wenn sie mit Sam sprach. Doch war er fair gewesen? Hatte er mit ihr gesprochen, ehe er mit Josh weggefahren war? Was, wenn er dort in der Halle eine Szene machte, herumschrie oder sie schlug? Konnte er gar ihren Heimflug nach Cameron noch verhindern? Die Angst überwog schließlich. »Ich will nur noch hier weg.«
    Josh zerrte an ihrem Ärmel. »Aber Mum, Dad wird denken, ich bin vor ihm weggelaufen.«
    Sie legte einen Arm um ihn. »Möchtest du wieder nach Hause, Josh?«
    Er nickte.
    »Dann müssen wir jetzt fliegen. Ich werde Dad anrufen und ihm sagen, dass du nicht fortgelaufen bist, sondern nur zu deiner Geburtstagsparty wolltest, okay?«
    Als das Flugzeug wenig später die Landebahn entlangrollte, hielt sie seine Hand. Obwohl sie überglücklich war, ihren Sohn wieder bei sich zu haben, kam sie sich feige vor. Wie musste Sam sich fühlen, wenn er Joshs Verschwinden bemerkte? Würde er einen Aufstand machen? Ihre Vorstellungskraft ließ seine geballte Wut vor ihr lebendig werden. Angst machte sich in ihr breit – Angst davor, dass er jederzeit wieder in Cameron auftauchen würde, und Angst davor, dass er Josh erneut entführen könnte. Musste sie von nun an mit dieser Sorge leben?

40
    D rei Wochen später stieß Nora einen erstickten Schrei aus, während sich ihr kleiner Sohn seinen Weg auf die Welt bahnte. Tom fühlte sich neben ihr wie ein Tiger im Käfig. Auch wenn er schon Hunderten von Kindern auf die Welt geholfen hatte, war das hier etwas vollkommen anderes. Hier hatte seine eigene Frau stundenlang gelitten, gekämpft und geatmet, damit sein Sohn geboren werden konnte. Bill hatte darauf bestanden, dass er die Geburt betreute und Tom nur als Vater anwesend war. Jetzt, im Nachhinein, war Tom froh darüber.
    Bill legte den Kleinen in Noras Arme und genoss einen Moment den Anblick, der sich ihm bot. Beide Eltern beugten sich staunend über das Kind. Tom standen Tränen in den Augen, während Nora zärtlich ihre Finger über die runden Babywangen gleiten ließ und den kräftigen Jungen ungläubig ansah. Auch nach der vierten Entbindung kam es ihr wie

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