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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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drehte sich um die Kinder, die Wäscheberge und den Haushalt. Unglücklich mit der momentanen Situation erinnerte sie sich an die Einzigartigkeit ihrer Liebe zu Tom. Das wortlose Verstehen, das zwischen ihnen geherrscht hatte. Der intensive Blickkontakt, der bereits genügt hatte, um winzige Schwingungen zwischen ihnen in Gang zu setzen. Was war davon übrig geblieben? Wieder einmal drohten diese Gefühle im Alltagseinerlei und im Stress unterzugehen. Alarmiert fragte sie sich mehr als einmal, ob sie und Tom unbemerkt dabei waren, sich ebenfalls so auseinander zu leben, wie sie und Max das getan hatten. Verzweifelt versuchte sie dagegen anzukämpfen. Sie musste es einfach schaffen, alles in den Griff zu bekommen. Irgendwann würden die Schreiphasen aufhören. Doch selbst wenn sie es tatsächlich einmal geschafft hatte, für sich und Tom abends etwas Besonderes zu kochen, war sie so müde, dass sie mit der Gabel in der Hand am Tisch einschlief. Ihre Erschöpfung war nicht zu übersehen, und Tom versuchte mehr als einmal sie zu einer Haushaltshilfe zu überreden. Nora wusste aber, dass sie sich eine solche Hilfe nach dem Anbau kaum leisten konnten. Außerdem sah sie ihre Abgespanntheit als persönliches Versagen. Mein Gott, andere Frauen bekamen auch Kinder und gingen nicht derartig unter. Sie mochte sich nicht vorstellen, was auf den umliegenden Farmen geredet werden würde, wenn bei Dr. Morrison eine Haushaltshilfe eingestellt werden müsste.

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    C aroline hatte wieder Vertrauen in ihr neues Leben gefasst. In den vergangenen Wochen hatte sie nur wenig von Sam gehört. Die Korrespondenz lief ohnehin über die Anwälte, und sie war froh, sich nicht ständig mit Sam und seinen Vorwürfen auseinander setzen zu müssen.
    Das erste Telefonat, nachdem sie Josh am Flughafen von Broken Hill abgefangen hatten, war schrecklich gewesen. Sam hatte getobt, geschrien und sich zutiefst ungerecht behandelt gefühlt. Natürlich hatte er den ganzen Flughafen mobil gemacht, als ihm Joshs Verschwinden aufgefallen war. Caroline hatte in der ersten Zeit danach kaum Ruhe gefunden. Die Angst, Sam könnte ihr Josh erneut einfach wegnehmen, hatte sich wie ein Stachel in ihr festgesetzt und ließ sie auch jetzt noch häufig in Albträumen alles noch einmal durchmachen. Ihr Leben war nun komplett durchorganisiert. Es sollte Sam nicht noch einmal möglich sein, Josh allein abzufangen. Einerseits war sie froh darüber, dass er sich kaum mehr meldete, andererseits nagte die Angst an ihr, dass er nur auf den richtigen Moment wartete.
    Die Geburt von Noras und Toms Sohn Steven lenkte sie jedoch ab. Sie freute sich mit ihnen und half, wo sie nur konnte, auch wenn ihre mittlerweile gut laufende Praxis ihr dafür nur wenig Zeit ließ.
    Nora hielt durch. Immer wieder in den folgenden vier Monaten war sie der Verzweiflung nahe, aber irgendwann – sie wusste nicht, ob es nur die Routine war, die einkehrte, oder ob sie sichan den Schlafmangel gewöhnt hatte – wurde es besser. Eines Tages betrachtete sie sich kritisch im Spiegel. Sie war sehr schmal geworden, was sie freute, doch ansonsten bot sie mit den glatt zurückgebundenen Haaren und den typischen Babyspuckflecken auf der Schulter ihres Sweatshirts kein umwerfendes Bild. Sie schenkte sich ein aufmunterndes Lächeln und stellte fest, dass müde Knitterfältchen und dunkle Schatten unter den Augen ein Übriges taten. Nein, so hatte sie sich ihr Leben hier nicht vorgestellt. Sie bekam kaum etwas mit von diesem Land und seinen Menschen, von Toms Arbeit, von der Kultur der Aborigines, die sie einmal so fasziniert hatte. Wie lange schon lagen jetzt ihre begonnenen Notizen über die Erzählungen der Aborigines unvollendet in der Schreibtischschublade? Doch wie auch schon in Deutschland hatte sie Schuldgefühle bei diesen Gedanken. Sie liebte ihre Kinder, und sie liebte Tom. Musste diese Liebe nicht ausreichen, um sie zu einem restlos glücklichen Menschen zu machen? Warum war sie so ungeduldig und erwartete offenbar immer zu viel vom Leben? Sie schüttelte unzufrieden mit sich selbst den Kopf und begann herumliegende Schmutzwäsche von Marie einzusammeln. Obwohl ihre Tochter eine gute Reiterin war, der mittlerweile dann und wann selbst schwierigere junge Pferde anvertraut wurden, war sie offenbar nicht in der Lage, ihre Wäsche in den dafür vorgesehenen Korb zu bringen. Nora rang sich seufzend ein Lächeln ab, als sie an Niklas dachte. Bei ihm war es genauso gewesen.
    Wahrscheinlich waren Kinder auf der

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