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Wind & Der zweite Versuch

Wind & Der zweite Versuch

Titel: Wind & Der zweite Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Akteure, und sind doch nichts als Marionetten. Sie stecken ineinander wie Puppen in anderen Puppen. Die größte Puppe ist die träumende Welt.«
    Oliver atmete durch, wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn, und sprach gleich weiter, eifrig darauf bedacht, keine Pause entstehen zu lassen, in der eine Diskussion hätte aufkommen können.
    »Meine Damen und Herren. Wie ich Ihnen versichern kann, handelt es sich bei dem, was Sie eben gehört haben, um ein völlig durchschnittliches Beispiel aus den späten Notizen unseres verehrten Stiftungsgründers, und meiner Meinung nach belegen die mir zugänglichen Auszüge des Gesamtwerks, das laut Auskunft von M. Forêt siebenundzwanzig Kisten voll mit Zetteln wie diesem umfaßt, daß Mr. Charles E. Webster zumindest in den letzten sechs Jahren seines Lebens vollkommen verrückt war. Ich stehe mit dieser Meinung nicht allein, wie Sie sich denken können. Ein bedeutender Spezialist auf dem Gebiet der Geisteskrankheiten hat dieses Konvolut durchgearbeitet und dem Autor danach einwandfrei eine, ich zitiere, ›paranoide Schizophrenie mittelschwerer Ausprägung‹ attestiert. Nun, M. Forêt, der, wenn ich das richtig verstehe, bei der französischen Polizei das Amt eines einfachen Kriminalkommissars bekleidet, möchte reich werden, und deswegen hat er uns den Nachlaß, der uns eigentlich sowieso gehört, zum Kauf angeboten. Im Falle einer Nichtzusammenarbeit auf dieser Ebene hat er damit gedroht, einige besonders eindeutig gegen die Raumfahrt gerichtete Texte aus Mr. Websters Feder an amerikanische Online-Illustrierte und Printmedien zu verkaufen. M. Forêt schlägt als Ablösesumme für den Nachlaß unseres werten Gründers drei Millionen S-Credits vor. Wie Sie wissen, haben wir uns mit weit mehr als drei Millionen S-Credits im Apolloprojekt engagiert, und es scheint ganz so, als habe M. Forêt davon Wind bekommen. Ich schlage nun also folgendes vor. Erstens werden wir den Nachlaß kaufen. Ich werde persönlich mit Forêt verhandeln. Zweitens werde ich alle meine staatlichen und nichtstaatlichen Kontakte nutzen, um die genauere Genealogie dieser Blamage zu ermitteln und zu verhindern, daß M. Forêt versucht, seine dumme kleine Erpressung fortzusetzen, wenn wir haben, was wir brauchen. In diesem Zusammenhang erbitte ich von jedem von Ihnen eine schriftliche Darlegung aller Ihrer persönlichen und beruflichen Kontakte, die in irgendeiner Weise nach Frankreich geführt haben könnten. Drittens werden wir über all dies hier strengstes Stillschweigen vereinbaren, um a) unseren Ruf, b) das Andenken von Mr. Webster und c) unsere Geschäftsbeziehungen mit den Raumfahrtbehörden und der Industrie zu schützen.«
    Oliver mußte sich räuspern.
    »Ach, und was Sie angeht, Elleridge«, sagte er zu dem Schatzmeister der Stiftung, der in Schwarz am anderen Ende des Tisches saß, »falls Sie vorhaben, Schatzmeister dieser Stiftung zu bleiben: stimmen Sie meinen Vorschlägen doch einfach zu. Das würde es mir leicht machen, der nötigen Verlängerung Ihres Vertrages in zwei Monaten wohlwollend gegenüberzustehen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Elleridge nickte knapp, auch wenn er die Arme verschränkt hielt.
    »Hat jemand Einwände?«
    Offenbar hatte niemand Einwände.
    »Gut. Dann denke ich, daß es Zeit für eine kleine Pause wäre, nicht wahr? Bob?«
    »Ja, Mr. de Croon?«
    »Hast du unsere kleine Diskussion in der letzten halben Stunde hier aufgezeichnet?«
    »Nein, Mr. de Croon«, sagt Robert im Tonfall leicht gekränkter Würde. »Dazu hatte ich keine Anweisung.«
    »Du bist ein braver Junge. Bittest du Mrs. Foster, uns allen hier einen schönen Kaffee zu machen? Wir hatten eine anstrengende Sitzung.«
    »Aber sicher, Mr. de Croon. Stets zu Diensten, Mr. de Croon.«
    »Danke, Bob.«
    Oliver mußte sich leicht räuspern, als er sich leger auf den Tisch setzte, um auf den Kaffee zu warten. Er sah dabei in eine Runde leerer Gesichter.
     
    Er goß sich noch ein wenig Bier nach. Beim Trinken dachte er:
    Es ist ihre Schuld. Sie hätte damals nicht diese Seelendrogen nehmen sollen; da wußte man doch schon, daß sie vielleicht die Gene ändern. Sie sagt, sie wurde in dieser Sekte dazu gezwungen, aber meiner Meinung nach muß das eine ganze Menge Spaß gemacht haben, sich so gehen zu lassen.
    Laut sagte er:
    »Warum ist eigentlich das Bier schon wieder so warm?«
    Er hörte ihre müde Stimme aus der Küche:
    »Na warum wohl? Weil wir die letzte Stromrechnung

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