Wind des Südens
Ich warte darauf, dass Sie hinsichtlich des Preises ein bisschen Entgegenkommen zeigen.«
»Sie? Sind Sie interessiert?«
»Ich nicht. Die Missus.«
»Mrs. Manningtree?« Emilie schluckte.
Er grinste. »Ja, so heißt sie meines Wissens. Nachdem die Kinder jetzt alle weg sind im Internat, hat sie sich in den Kopf gesetzt, dieses Geschäft zu besitzen. Schätze, sie glaubt sich dann im Himmel, mit Gratis-Kleidern und einem ganzen Laden für sich allein …«
Emilie hörte all das mit großen Vorbehalten. Violet Manningtree, die Hexe mit dem schlechtesten Modegeschmack, den man sich vorstellen konnte, wollte Besitzerin des Kaufhauses werden? War das ein Witz?
»… und da dachte ich mir, ich rede am besten mal mit Ihnen. Clive und ich, wir haben uns ja nie so richtig verstanden.«
Emilie erinnerte sich an sein Schulterzucken, als sie ihre Verlobung bekannt gegeben hatten: »Weiß nicht, was Sie an ihm finden, Missy.«
»Schätze, wir könnten zu einer Einigung kommen«, fuhr er jetzt fort, »Sie und ich. Schauen wir uns zuerst einmal die Zahlen an. Ich kaufe ihr den Laden, setze aber einen Geschäftsführer ein, der die Kontrolle behält. Wir sehen uns an, was das Aktienkapital wert ist, wie hoch der jährliche Umsatz ist … mal sehen, was da zu machen ist.«
Gemeinsam gingen sie die Bücher durch, beide machten sich Notizen, bis er plötzlich einen Blick auf die Uhr warf. »Emilie, ich komme zu spät zu einer Sitzung. Kann ich morgen um die gleiche Zeit noch einmal vorbeikommen? Verkaufen Sie inzwischen aber bloß nicht an jemand anderen, sonst reißt Violet mir den Kopf ab.«
An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Sie sollten sich etwas schonen, Missy. Sie sehen müde aus; gehen Sie jetzt nach Hause.«
Emilie freute sich trotz allem über die Aussicht, endlich doch verkaufen zu können, zumal ihre Preisvorstellungen höchstens um gut vierzig Pfund auseinander lagen.
Dann fiel ihr ein, dass auch das Haus verkauft werden musste. Und danach – blieb ihr gar keine andere Wahl, als die Einrichtung einzupacken und zu Clive nach Cairns zu reisen? Das war weiß Gott keine angenehme Aussicht.
Die Kontenabgleichung sollte vormittags um elf in der Bank of New South Wales erfolgen.
Emilie konnte angesichts dessen, was sie vorschlagen wollte, böse Vorahnungen nicht unterdrücken, sagte sich aber, dass sie es eben wagen musste. Sie verließ das Geschäft und überquerte die Straße zur Bank, wo sie ein Konto auf ihren Namen eröffnete.
Der Bürgermeister war wie üblich pünktlich und in leutseliger Stimmung, als er das Bankgebäude betrat, streng darauf bedacht, alle Schalterbeamten zu begrüßen und den Bankkunden die Hand zu schütteln, bevor er dem Geschäftsführer in dessen Büro folgte, wo Emilie bereits wartete.
Es gab jede Menge Gesprächsstoff. Maryborough war im Begriff, den fünfundzwanzigsten Jahrestag seiner Gründung zu begehen.
»Das wird eine regelrechte Galavorstellung«, strahlte Manningtree. »Eine ganze Woche wird gefeiert, angefangen mit Pferderennen und Sportveranstaltungen am Sonnabend, und zum Abschluss gibt es einen großen Ball in der Nacht des darauf folgenden Sonnabends.«
»Erstaunlich, dass die Stadt erst fünfundzwanzig Jahre alt ist«, bemerkte der Bankdirektor. »Wir sind weiß Gott vorangekommen, und das haben wir in erster Linie Ihrer guten Amtsführung zu verdanken, Bert.«
»Stimmt«, pflichtete der Bürgermeister ihm bei, und Emilie lächelte und sagte sich, dass ihr früherer Arbeitgeber sich wohl nie ändern würde.
Sie saß still da und versuchte ihre Nerven zu beruhigen, während die Männer über Straßendekorationen sprachen, bis der Bürgermeister schließlich vorschlug, zum geschäftlichen Teil zu kommen.
Der Vertrag wurde studiert und unterzeichnet; der Bankdirektor diente als Zeuge.
»Nun, Missy, auf welchen Namen soll ich den Scheck ausstellen?«, fragte Manningtree.
»Oh. Bitte auf meinen, auf E. M. Hillier. Ich werde Clive gewisse Summen überweisen müssen und benötige Geld für den Umzug nach Cairns.«
Während er die Summe eintrug, blickte er zu ihr auf. »Ich verstehe
Weitere Kostenlose Bücher