Wind des Südens
nicht, warum Sie fortziehen. Ich dachte, Ihnen gefällt es hier, Emilie.«
»Ja, ich bin gern hier. Natürlich. Aber … nun, Clive ist ehrgeizig, und er hat sich ein neues Geschäft in Cairns in den Kopf gesetzt.«
Die Angelegenheit war so schnell erledigt, dass sie sich unversehens auf der Hauptstraße wiederfand. Das große Kaufhaus ging sie nichts mehr an. Das Geld lag auf der Bank.
Sie hatte noch keine Lust, nach Hause zu gehen, und kehrte im Riverside Café ein, wo sie sich Tee und Scones gönnte.
Gut, dachte sie und blickte auf den trägen Fluss hinaus, es ist an der Zeit, Clive mitzuteilen, wie die Dinge stehen. Sie nahm ein Notizbuch und einen Stift zur Hand und fing an, Zahlenkolonnen zusammenzurechnen. Dann nickte sie. »Ja, das ist nur gerecht.«
Am nächsten Tag besuchte Emilie den Bankdirektor noch einmal.
»Ich muss meinem Mann so schnell wie möglich Geld überweisen. Wie gehe ich dabei vor?«
»Ganz einfach, meine Liebe. Wie viel wollen Sie ihm überweisen?«
»Zweitausendfünfzig Pfund.«
Er notierte den Betrag. »Kein Problem. Sie unterschreiben den Beleg über die Summe, die Sie Ihrem Konto entnommen haben, und ich schreibe Ihnen die Postanweisung für Clive. Der Postweg ist völlig sicher. Ich streiche nur ›Überbringer‹ durch, um sicherzustellen, dass das Geld nur Clive persönlich ausgehändigt wird. Er freut sich bestimmt zu hören, dass das Geschäft verkauft ist.«
»Ja.«
»Das Kaufhaus befindet sich zumindest in guten Händen. Unser Bürgermeister ist ein cleverer Geschäftsmann.«
Emilie bezweifelte, dass Violet Manningtree eine gute Hand fürs Geschäft haben würde, äußerte sich jedoch nicht dazu. Geduldig wartete sie, während der Bankdirektor mit Feder und Tinte und Löschsand hantierte und ihr dann schließlich mit den besten Wünschen der Bank die Anweisung in einem neuen braunen Umschlag überreichte.
Wenig später schickte Emilie das Geld per Post an Clive ab und legte einen Begleitbrief bei, der die Einzelheiten über den Verkauf des Kaufhauses enthielt und dazu die Aufteilung des Kapitals in zwei gleiche Teile:
»Deine fünfzig Prozent aus dem Verkauf: 2000 Pfund.
Verkauf des Wohnhauses samt Einrichtung: 55 Pfund.
Erläuterung: Da ich das Geld für die Anzahlung auf die Hillier-Läden eingebracht habe, indem ich mein Haus am Fluss verkaufte, und stets mit Dir zusammen im Geschäft gearbeitet habe, gedenke ich meinen Anteil zu behalten und überweise Dir entsprechend Deinen oben genannten Anteil.
Ich selbst habe unser Haus zu einem fairen Preis gekauft, wie Du siehst, und überweise Dir auch diesen Betrag.
Nimm bitte zur Kenntnis, dass ich nicht zu Dir nach Cairns komme. Aus Gründen, die Dir bekannt sein dürften, möchte ich nichts mehr mit Dir zu tun haben und werde deshalb die Scheidung beantragen.«
Als sie das Postamt verließ und nach Hause ging, in das Haus, das jetzt ihr gehörte, hatten sich ihr Unbehagen verflüchtigt. Letztendlich hatte die Schwangerschaft sie, statt sie zu behindern, mit der nötigen Antriebskraft für ihre Entscheidung ausgestattet. Jetzt, da ein neues Leben in ihren Haushalt eintreten wollte, musste die Gewalt ein Ende haben.
»Um des Kindes willen darf ich es nicht riskieren, Clive noch länger in meiner Nähe zu dulden«, sagte sie zu sich selbst. »Mir bleibt jetzt keine Wahl mehr. Ich muss so schnell wie möglich die Scheidung einreichen.«
Dann lächelte sie. »Ich muss nicht mehr zur Arbeit gehen. Ich habe Geld auf der Bank. Endlich kann ich selbst über meine Zeit verfügen. Ich bekomme ein Kind und fühle mich ausgesprochen gut. Und es ist ein herrlicher Tag!«
Emilie summte ein Liedchen, als sie ihr Haus betrat.
Nellie, ihr Dienstmädchen, streifte sie mit einem Blick. »Sie sind guter Laune, Mrs. Hillier.«
»Und ich habe jeden Grund dazu.« Emilie seufzte. »Ich habe beschlossen, nicht nach Cairns umzuziehen. Und ich behalte dieses Haus. Hier ist also immer noch ein Platz für Sie, falls Sie bleiben möchten.«
Nellie war begeistert. »Aber natürlich möchte ich! Ich … danke, da bin ich aber erleichtert! Aber was ist
Weitere Kostenlose Bücher