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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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in den Schlamm, zeigten ihm, wie er den Schornstein mauern musste, wie er mit Lehm beworfenes Flechtwerk einsetzen und sogar, wie er billige Möbel zimmern konnte. Ihre Wärter betrachteten diese kleinen Ablenkungen, sofern ihnen Brot und Käse und Tee angeboten wurde, mit Interesse, so dass das Tussup’sche Zwei-Zimmer-Haus in freundlicher Stimmung Fortschritte machte und binnen Wochen fertig wurde.
            Im Sommer war es heiß, und das lehrte die Familie, unter einer Markise zu schlafen. Im Winter wurde Feuer im Ofen gemacht, und die Tussups waren glücklich. Ted hatte sich ein ausgedientes Viehtreiber-Pferd zugelegt, mit dem er täglich zur Arbeit ritt, und Tessie legte mit Hilfe der Ratschläge aller, die ihr begegneten, seit die Sträflingsarbeiter weitergezogen waren, einen Gemüse- und Obstgarten an. Und abends, wenn Ted zu Hause war, saßen die drei Tussups vor ihrer Haustür und blickten über das Tal hinweg, froh, endlich in der wachsenden Gemeinde Fuß gefasst zu haben.
            Dennoch tat Ted sein Bestes, um sich von Soldaten und Polizisten fern zu halten. Der Oberwärter im Gefängnis wurde nicht müde, diese Warnung zu wiederholen.
            »Und dazu hat er jeden Grund«, erklärte Ted seiner Frau. »Die Betrügereien, die er sich erlaubt, sollten mal polizeilich untersucht werden. Er kürzt den Sträflingen die Rationen, und jeder Galgenvogel kriegt Straferlass, wenn er dafür bezahlen kann. Sogar Huren, wenn sie Geld haben.«
            Als sie dies hörte, war Tessie eher beunruhigt als schockiert. »Was sagen die anderen Wärter dazu?«
            »Wenn sie schlau sind, machen sie mit.«
            »Und du?«
            »Ich sitze zwischen den Stühlen, Schatz. Ich sollte mich um eine Versetzung bemühen, aber wir haben hier unser Häuschen …«
             
            Einige Jahre später, als auf den rachsüchtigen Abschiedsbrief eines Insassen hin, der im Gefängnis zu Goulburn gehängt worden war, die Polizei sich mit der Untersuchung der Korruption im Gefängnis befasste, wurden der Oberwärter und einige seiner im selben Netz gefangenen Untergebenen verhaftet und vor Gericht gestellt. Die meisten von ihnen, der Oberwärter eingeschlossen, erhielten Haftstrafen, die in Sydney abzuleisten waren.
            Ted wurde nur wegen geringfügiger Vergehen belangt, die letzten Endes ad acta gelegt wurden, doch er verlor seine Stelle und war danach als Aushilfsarbeiter auf die Gnade der Stadtbewohner angewiesen, die bereits unter einer Wirtschaftskrise litten.
            Der kleine Tussup scheute keine schwere Arbeit, als die Tussups sich derartig plagten, doch seine Eltern bestanden darauf, dass er die staatliche Schule am Ort besuchte, und sie achteten streng darauf, dass er keinen Tag versäumte.
            Trotz ihrer Rückschläge hielt das Trio fest zusammen, und Jake freute sich stets auf den Sonntag, wenn er und sein Vater Jagdausflüge unternahmen und Kaninchen und Wildenten und Wachteln schossen. Die Beute versorgte sie zumindest mit einer guten Mahlzeit, bevor sie Tessie den Rest überlassen mussten. Sie bereitete das Fleisch zu, und Jake verkaufte es auf dem Weg zur Schule in der Stadt. Im Alter von dreizehn Jahren galt er als guter Schütze und hatte bereits einige Wettkämpfe gewonnen und eine Trophäe eingeheimst, die er postwendend an einen anderen Jungen verkaufte.
            Etwa zu dieser Zeit brachen bessere Zeiten für die Familie an. Ted fand Arbeit als Maurer, und Jake ging zu einem Bäcker in die Lehre.
            Tessies Gemüsegarten gedieh, und als sie eines Tages zwischen ihren Tomatenpflanzen arbeitete, kam ein Reiter vorbei und bat sie um eine Kleinigkeit zu essen.
            »Ich komme um vor Hunger, Missus. Ich kann Ihnen zwar heute nichts bezahlen, aber ich bin es gewohnt, meine Schulden zu begleichen.«
            Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Nicht nötig. Sie sehen völlig erschöpft aus. Setzen Sie sich drüben beim Wassertank in den Schatten, dann mache ich Ihnen Tee und sehe nach, was die Vorratskammer hergibt.«
            Er nannte seinen Namen nicht, und Tessie fragte ihn auch nicht. Sie ließ ihn in Frieden seinen Tee trinken und ein Käsebrot essen, denn er sah wirklich sehr mitgenommen aus. Zu ihrer Verwunderung schlief er dann ein, ausgestreckt im langen Gras, und sie nahm sein Pferd am Zügel, ein Tier, das besser genährt aussah als

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