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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Straßen und Brücken zu bauen. Weiß nicht, was wir ohne sie tun würden.«
            »Aber es ist dunkel, bevor wir ankommen.«
            Er lachte. »Nein, ich sorge schon dafür, dass wir die Etappe des letzten Tages bis Mittag geschafft haben.«
            »Wieso des letzten Tages?«
            »Solange es nicht regnet, kommen wir gut voran – aber wenn es wie aus Eimern schüttet, weichen die Straßen so auf, dass sogar die Enten stecken bleiben. Wir übernachten in Gaststätten oder Wagenschuppen. Die Wärter kriegen die Übernachtungen bezahlt, also machen Sie sich keine Sorgen. Lehnen Sie sich einfach zurück, und genießen Sie die Fahrt.«
            »Genießen«, schnaubte sie noch des Öfteren während der holprigen Reise über Sandwege, durch dichten Busch, beim Durchqueren von Furten und Umfahren von Hügeln. Manchmal stieg sie ab, um sich die Beine zu vertreten und steile Hügel hinaufzuklettern, während die Männer den Wagen schoben, und dann wieder stemmten sich alle zurück, wenn es steil bergab ging, und hielten mit Seilen den Wagen zurück, damit er nicht die Pferde überrollte.
            Trotz ihrer Haube zog Tessie sich einen Sonnenbrand im Gesicht zu, und ihr einziges gutes Kostüm verstaubte völlig, doch die Reisegefährten waren fröhlich, besonders die Sträflinge, wie der Kutscher es vorausgesagt hatte, und als sie schließlich die Hauptstraße von Goulburn entlangfuhren, waren sie ein recht munterer Haufen.
            Als sie wieder einmal neben einer Ochsenkarawane hielten, die Proviant und Waren transportierte, verspotteten die Sträflinge die Ochsenführer als Feiglinge, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hätten, und schlimmer. Die Wachen lachten.
             
            Die Tussups fanden Unterkunft in einem Schuppen hinter der Getreidemühle, in der Tessie nach Jakes Geburt arbeitete, doch zu ihrer großen Enttäuschung wurde es im Winter bitterkalt in Goulburn. Es schneite sogar. Im Schuppen herrschten eisige Temperaturen, und der Säugling zog sich eine Erkältung nach der anderen zu.
            Noch vor ihrem zweiten Winter bewarb Ted sich um eine Landzuweisung, musste jedoch erfahren, dass dieses Vorgehen eingestellt worden war und das Regierungsland jetzt blockweise versteigert wurde.
            Als Jake fünf Jahre alt war, hatten sie genug Geld gespart, um sich ein großes Stück Land an einem Hügel mehrere Meilen von der Stadt entfernt zu kaufen. Sie stellten fest, dass die Regel, die Wärtern den Kontakt mit Polizei und Soldaten verbot, einzuhalten war, das allgemeine Verbot des privaten Austausches zwischen Bevölkerung und Strafgefangenen jedoch ignoriert wurde. Wo man ging und stand, traf man auf diese Männer mit Hacke und Schaufel, und es war unvermeidlich, sie namentlich kennen zu lernen.
            Ted pflegte sie stets auf die landesübliche Weise zu grüßen und erfuhr bald mehr über sie. Die »Siebenjährigen«, die »leichte« Strafen für Delikte wie Diebstahl eines Laibs Brot oder tätlicher Angriff abbüßten, brauchten keine Fußeisen zu tragen. Sie betreuten die Pferde, fällten Bäume und transportierten Proviant. Die Kettengangs hatten härtere Strafen, und einige von diesen Männern waren gemeingefährlich. Viele jedoch waren im Grunde Exilierte, abgeschoben von Regierungsbeamten, die meinten, politische Aufrührer, unbelehrbare Dissidenten und ähnliche Subjekte nähmen in den ohnehin schon überfüllten Gefängnissen zu viel Platz weg. Jetzt allerdings, nachdem sie, sofern sie nicht ausbrechen konnte, quer über die Welt verschleppt wurden, hatten die Sträflinge Spaß daran, sich der Autorität zu entziehen. Sich gegen das System aufzulehnen war gang und gäbe in der Sträflingsgemeinschaft, und als Ted dies bewusst wurde, verstand er auch, warum die einheimischen Kriminellen von den überführten getrennt gehalten wurden.
            Gleichzeitig bildeten ihre »gegen die Regierung gerichteten Aktivitäten«, wie man es nannte, eine Quelle der Erheiterung in den lokalen Gemeinden, und Geschichten vom Wagemut der Sträflinge, manchmal wahr, manchmal auch übertrieben, machten die Runde.
            Als Ted anfing, sein Haus zu bauen, fand er heraus, dass es billige, von Sträflingen hergestellte Backsteine zu kaufen gab und dass die Sträflinge, die vorbeikamen, sich für seine laienhaften Anstrengungen interessierten. Sie gaben ihm Ratschläge, zeichneten Pläne für ihn

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