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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Männern plauderte, spürte sie immer noch seine Wärme. Dann jedoch kehrte Clive zurück und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
            »Welchen Spitznamen hatte er noch mal?«, fragte er seine Frau in schneidendem Ton.
            Sie schwieg. Ängstlich, wie Esme dachte.
            »Keine Ahnung«, erwiderte Emilie ausweichend, doch Clive blieb beharrlich.
            »Sonny! Sie nannten ihn Sonny. Wegen seines unschuldigen Kindergesichtes. Wussten Sie das, Esme?«
            »Nein.«
            »Aber meine Frau weiß es. Als er in Schwierigkeiten geraten war, ist sie sofort losgelaufen, um ihm zu helfen. Sie hat den armen, kleinen Unschuldsengel gerettet, richtig, meine Liebe?«
            Mrs. Hillier zog es vor, nicht darauf zu antworten. Esme wünschte, Neville würde endlich zurückkommen.
            »Tja, ich könnte Ihnen Dinge erzählen.« Clive goss den letzten Rest Tischwein in sein Glas. »Er ist nicht der harmlose Bursche, als den meine Frau ihn darstellt. Wissen Sie, wer Bartie Lee erschossen hat? Er war es! Mr. Willoughby, der Heilige.«
            Mrs. Hillier wirkte erschrocken, als traue sie ihren Ohren nicht. Doch Esme glaubte Clive aufs Wort. Sie sandte ihm einen tadelnden Blick zu.
            »Bravo, ich muss schon sagen! Bravo. Ich finde dieses Gerede nicht sehr erquicklich, Clive.«
            Kurz darauf verkündete Clive, er und Emilie würden jetzt gehen. »Wir hatten einen sehr schönen Abend«, sagte er, während er seine Frau zur Tür scheuchte. »Bestimmt haben Sie noch viel miteinander zu besprechen.«
            Jesse erbot sich, sie wegen des immer noch sintflutartigen Regens in seiner Kutsche nach Hause zu fahren, aber Clive wollte nichts davon hören.
            »Die beiden werden nass bis auf die Haut«, meinte Neville, aber Esme zuckte die Achseln.
            »Das wäre wahrscheinlich nicht das Schlimmste.«
            »Was soll das heißen?«
            »Nichts.«
            Als sie hörte, wie Mal erzählte, er werde nur ein paar Tage bleiben, war sie enttäuscht.
            »Sie wollen wieder fort? So bald? Wohin denn?«, fragte sie.
            Er zuckte die Achseln und lächelte sie wehmütig an, als würde er sich die Antwort lieber ersparen. Dann jedoch ließ er sich erweichen und sagte: »Ich will für eine Weile in den Busch, Esme. Aber ich komme wieder.«
            Am liebsten hätte sie ihm unter Tränen gestanden, dass sie dann nicht mehr hier sein würden. Dass sie und Neville planten, so bald wie möglich zu verschwinden – vermutlich mit dem nächsten Schiff, da das Märchen von Lyles Einladung nach Brisbane ein ausgezeichneter Vorwand war, um Cairns zu verlassen, ohne Argwohn zu erregen. Vielleicht hatte Neville sich die Geschichte ja schon vor dem Abendessen zurechtgelegt.
            Und sie würde Mal nie wiedersehen.
             
            Emilie hatte es vorausgeahnt und deshalb sogar überlegt, ob sie Clive bitten sollte, wegen des Regens doch lieber im Hotel zu übernachten. Aber er wäre damit ohnehin niemals einverstanden gewesen.
            Von dem Moment an, als Mal zur Tür hereinspaziert kam, hatte sie damit gerechnet. Und da Clive immer gemeiner zu ihr wurde, konnte sie auch keine Gnade erwarten. Sie hatte am Tisch gesessen und versucht, all ihren Mut zusammenzunehmen, um Mal unauffällig um Hilfe zu bitten. Schließlich war Mal ihr Freund. Ein leises Wort von ihr hätte genügt.
            »Tu es«, sagte sie sich. »Es ist doch egal, ob du dich blamierst. Du kennst diese Leute nicht.«
            Aber letztlich hatte ihr die nötige Courage gefehlt. Nachdem sich die klapprige Tür hinter ihnen geschlossen hatte, zündete Clive in der Küche, wo es inzwischen kräftig durch das Dach tropfte, die Lampe an. Währenddessen stand Emilie zitternd im Schlafzimmer und wagte es nicht, den tropfnassen Mantel auszuziehen, da dieser wenigstens ein bisschen Schutz bot.
            Doch er riss ihr das Kleidungsstück vom Leibe und drosch mit dem Streichriemen auf sie ein, ohne auf ihr Flehen wegen des Babys zu achten. Als sie um Hilfe schrie, bearbeitete er ihr Gesicht und ihren Körper mit Fäusten, um sie zum Schweigen zu bringen. Niemand hörte sie. Emilie krümmte sich auf dem Boden und bettelte um Gnade. »Mein Arm ist gebrochen«, schluchzte sie.
            »Und ich breche dir auch noch den anderen,

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