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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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und plauderten angeregt, während sie Mrs. Kassels köstlichen Kaffee tranken. Neville und Clive hingegen waren sich nicht in allem einig und debattierten über die Ausstattung der Apollo -Läden. Ihr Gestreite verärgerte Esme, die wusste, dass die ganze Diskussion sinnlos war, da Apollo diese Läden niemals bauen würde. Sie war kurz davor, die beiden aufzufordern, das Thema zu wechseln und sich über etwas Interessanteres zu unterhalten, als Neville aufblickte. Gerade waren zwei Männer in den Speisesaal getreten.
            Neville zuckte zusammen. »O Gott! Sieh mal, wer da ist!«
            Esme erkannte Mr. Field, den Reporter; der andere Mann war Mal Willoughby!
            Neville stand bereits und hatte die Hand zur Begrüßung ausgestreckt, während Esme aufsprang und quer durch den Raum auf Mal zulief. »Wir sind ja so froh, Sie zu sehen. Geht es Ihnen gut? Haben Sie Ihre geliebte Frau in ihre Heimat überführt? Wir haben davon gehört. Nach China …« Esme brach in Tränen aus und weinte, als könnte sie nie wieder damit aufhören. Sie konnte all die seit diesem schrecklichen Tag aufgestauten Gefühle nicht mehr unterdrücken. Mals Anblick machte es ihr möglich, endlich zu weinen, nicht so sehr wegen ihres eigenen Schicksals, sondern um seinetwillen – er hatte schließlich seine Frau verloren.
            Er legte die Arme um sie und drückte sie an sich.
            »Jetzt ist alles gut, Esme«, murmelte er. »Alles ist vorbei. Sie hat zu Hause die ewige Ruhe gefunden.«
            Als Esme seine vertraute Stimme hörte, wurde ihr klar, dass sie sich nicht nach dem Trost ihres verstorbenen Bruders sehnte. Nicht Arthur konnte ihr über ihren Kummer hinweghelfen, sondern dieser Mann. Jun Liens plötzlicher Tod war ihr damals sehr nahe gegangen, und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie ein schreckliches Ereignis in ihrem eigenen Leben hatte verarbeiten müssen. Deshalb hatte sie sich die Geschehnisse sehr zu Herzen genommen. Esme hatte das dringende Bedürfnis, mit Mal zu sprechen, ihm ihre Unterstützung anzubieten, sich bei ihm auszuweinen und ihm zu sagen, wie Leid ihr das alles tat. Auch wenn sie es nicht richtig in Worte fassen konnte. Doch nun stand er unerwartet vor ihr. Und seine Worte, dass alles in Ordnung sei, erlösten sie von ihren Schmerzen.
            Jetzt war es möglich, die Trauer zu verarbeiten, dachte sie, während Neville voller Freude, Mal wiederzusehen, näher kam.
            Ganz sanft und behutsam nahm er Esme beiseite.
            »Mals Anblick hat dir einen Schock versetzt«, meinte er. »Weine nicht, Es. Alles ist gut.«
            Esme wollte ihm erklären, dass ihr eigenes Leid wieder hochgekocht und dass sie nun endlich davon befreit worden sei. Aber als sie einen Blick auf Mal warf, bemerkte sie, dass er Mrs. Hillier, ein freundschaftliches Lächeln auf den Lippen, anstarrte. Offenbar kannten sich die beiden.
            »Gütiger Himmel! Emilie! Wie geht es dir?«
            Mrs. Hillier strahlte und schien froh, ihn zu sehen. Gewiss waren sie alte Freunde.
            »Und Clive!« Mal streckte die Hand aus. »Was tut sich so bei dir?«
            Esme beobachtete, wie Clive aufstand und Mal die Hand gab; allerdings wirkte er nicht so erfreut wie Neville vorhin. Als Mal sich umdrehte, um Jesse Field vorzustellen, verzog Clive sogar finster das Gesicht.
            »Mal wohnt bei mir«, erklärte Jesse. »Er wollte sich unbedingt bei Ihnen melden. Außerdem kann ich Ihnen mitteilen, dass zwei der drei Männer, die wir verfolgt haben, nicht mehr unter den Lebenden weilen. Der Malaie Mushi wurde in Brisbane gehängt, und der andere, Bartie Lee …«, Esme bemerkte Mals leichtes Stirnrunzeln, ehe er fortfuhr, »… wurde bei der Festnahme erschossen.«
            »Da bin ich aber erleichtert«, sagte Neville. »Was ist mit Tussup, dem Offizier?«
            »Der befindet sich noch auf freiem Fuß.«
            Während die Männer sich unterhielten, setzte sich Esme wieder zu Mrs. Hillier, die ziemlich blass aussah.
            »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie Mr. Willoughby kennen«, meinte sie.
            »O ja, er ist ein alter Freund.«
            Zu Esmes Erleichterung unternahm Mrs. Hillier keine Anstalten, ihre Antwort weiter auszuführen, denn sie war inzwischen sehr müde und nicht sehr gesprächig. Als sie Mal betrachtete, der dastand und mit den anderen

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