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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nicht, was ich mit diesen Sachen machen soll«, meinte sie, weil sie glaubte, irgendetwas sagen zu müssen. »Wahrscheinlich ist alles ruiniert.«
            »Mrs. Plummer wird Ihnen beim Sortieren helfen. Stört es Sie, wenn ich rauche?«
            »Wohl kaum.«
            Immer wieder entstanden kurze Pausen in ihrem Gespräch, weil sie sich beide keine große Mühe gaben, die Unterhaltung fortzusetzen. Esme fand, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Reden war, und Mal war ohnehin ein schweigsamer Mensch, der die Stille gut aushielt und deshalb keine Anstalten machte, sie zu füllen. Auch Esme sah keinen Grund dafür.
            »Ich habe mich gefragt«, begann Mal nach einer Weile dennoch, »ob Sie mir vielleicht einen Gefallen tun könnten.«
            »Worum geht es denn?«
            »Erinnern Sie sich an Mrs. Hillier? Clives Frau? Sie haben sie letztens am Abend kennen gelernt.«
            »Ja.«
            »Sie liegt im Krankehnhaus. Hat einiges abgekriegt … sie wurde aus einem eingestürzten Haus gerettet.«
            »Das tut mir aber Leid. Sie war sehr nett.«
            »Ja. Das Problem ist, dass sie sehr niedergeschlagen ist und sich elend fühlt …«
            Esme sog ärgerlich an der Pfeife. »Immerhin hat sie noch einen Mann.«
            Mal nickte nachdenklich. »Ja, das stimmt. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber. Das besprechen wir später. Zuerst sollten wir über Nevilles Beerdigung reden.«
            »Nein.« Esme nahm die Füße vom Bett und stellte sich mit Nachdruck auf den Boden. »Ich will nicht.«
            Mal seufzte auf. »Es muss aber sein, Esme. Soll ich mich darum kümmern?«
            »Nein«, schluchzte sie, und die Tränen, die sie so mühsam unterdrückt hatte, begannen wieder zu fließen, während Mal geduldig daneben saß. Wie ein Wächter, dachte sie. Immer auf der Hut. Und als sie sich schließlich die Tränen abwischte, hatte sie ihre Meinung geändert.
            »Es tut mir Leid. Das heißt, ja, ich würde mich freuen, wenn Sie das mit der Beerdigung für mich erledigten. Ich könnte das einfach nicht.«
            »Gut, ich kümmere mich darum. Morgen, Esme? Wäre Ihnen morgen recht?«
            »O Gott …« Wieder brach sie in Tränen aus. »So bald?«
            »Es ist das Beste so.«
            Esme hob den Kopf. »Neville war mein bester Freund, Mal«, sagte sie mit leiser Stimme. »Mein einziger Freund. Ich weiß nicht, wie ich es ohne ihn schaffen soll.«
            Während sie das aussprach, sah sie Nevilles Dokumentenmappe neben dem offenen Schrankkoffer stehen, und sie wäre beinahe vor Schreck in Ohnmacht gefallen. Die Mappe war voller Geld. Zumindest, als sie sie das letzte Mal geöffnet hatte. Geld, das Apollo Properties gehörte!
            »O Gott«, wiederholte sie; Mal musterte sie besorgt.
            »Sie sind ja plötzlich so blass, Esme. Ist Ihnen nicht gut?«
            Ihr war tatsächlich ganz flau, aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. »Ich fühle mich nicht ganz wohl«, erwiderte sie. »Ich glaube, ich lege mich hin, Mal, wenn Sie nichts dagegegen haben.«
            »Kein Problem. Ich mache mich auf den Weg. Es tut mir so Leid wegen Neville. Alle finden, dass er ein Held ist, weil er Mrs. Kassel gerettet hat.«
            »Wirklich?«, entgegnete Esme mit schwacher Stimme. »Das hätte ihn sicher gefreut.«
            Ganz sicher, sagte sich Esme, nachdem Mal gegangen war.
            In Sekundenschnelle sprang sie vom Bett auf, öffnete die Mappe und stellte fest, dass sich das Geld noch darin befand. Das verdammte Geld, das sie in eine wirklich unangenehme Lage brachte.
            »Warum musstest du nur den Helden spielen, zum Teufel?«, schluchzte sie.

 

  15. Kapitel

 
            Die Oberschwester, die nur darauf gewartet hatte, sich den Ehemann vorzuknöpfen, fing Clive ab, als dieser am zweiten Tag das Krankenhaus betreten wollte.
            »Könnte ich Sie kurz sprechen, Mr. Hillier?«, begann die Oberschwester.
            »Wenn es um die Bezahlung der Behandlung geht, müsste ich vielleicht …«
            »Es geht nicht um die Bezahlung. Bei so einem Notfall helfen wir kostenlos. Also brauchen Sie sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich möchte mit Ihnen über Ihre Frau reden.«
           

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