Wind des Südens
sein.«
»Ja, war es.«
»Und wo war Clive, als es passiert ist?«
Sie spürte, wie sie errötete. »Er war weggegangen.«
»Aha. In der Stadt ist die Hölle los. Ich bin in Neusüdwales aufgewachsen und habe noch nie solch einen Wirbelsturm erlebt. Du vielleicht?«
»Nein. Es war ein erschütterndes Erlebnis.«
»Und wie geht es deiner Schwester? Sie hieß doch Ruth, richtig?«
»Ja. Sie ist nach Hause zurückgekehrt. Nach England.«
»Hast du auch schon einmal daran gedacht?«
Emilie war erstaunt. »Nein. Eigentlich nicht.«
»Möglicherweise solltest du das«, meinte er leise.
Er berührte sanft ihre Hand. »Pass auf, Em, ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Aber in etwa einer Stunde komme ich wieder. Kann ich dir etwas mitbringen? Ich glaube, der Laden steht noch.«
Sie schüttelte den Kopf, und Tränen brannten ihr in den Augen. Er wusste es und wollte ihr Zeit geben, über alles nachzudenken.
Der einzige Bestattungsunternehmer am Ort hatte den Fichtensarg für Mr. Caporn schon vorbereitet.
»Es müsste nur jemand die Ausstattung aussuchen. Übernehmen Sie das, Mr. Willoughby?«
»Ja, ich werd’s mal versuchen.«
»Also gut. Sie können Beschläge aus Silber, aus Messing oder aus lackiertem Blei haben. Den Unterschied wird niemand bemerken. Kommt darauf an, wie viel die Witwe bezahlen möchte.«
»Nehmen Sie das Beste, das Sie haben. Ich trage die Kosten.« Chang fiel ihm ein, und er erinnerte sich an die Blumen. Nie hatte er ein Wort darüber verloren, dass er bemerkt hatte, wie viele der prächtigen Blumen rings um Jun Liens Urne künstlich gewesen waren. Denn in der Landschaft, durch die sie damals gekommen war, wuchs um diese Jahreszeit nicht einmal Unkraut.
»Mrs. Caporn hätte auch gern Blumen«, meinte er.
»Das könnte schwierig werden. Tropische Blumen welken sofort, und der Sturm hat die meisten von ihnen weggeblasen. Aber wir haben Kränze im Sortiment. Sie bestehen aus künstlichen Blättern und sind recht preisgünstig.«
»Nein, die Witwe verlangt Blumen. Ist das der Leichenwagen?«
»Ja. Ich dachte, wir könnten die Beerdigung morgen abhalten. Sagen wir, um drei?«
»Nein, lieber um sechs, da ist es kühler. Und was die Blumen betrifft: Ich möchte, dass Sie den Leichenwagen mit Blumen füllen. Bestimmt lässt sich eine Dame finden, die sie hübsch anordnet.«
»Aber wir haben keine Blumen, Sir.«
»Warten Sie«, erwiderte Mal gereizt und marschierte auf die Straße hinaus, wo einige Kinder spielten.
»Hallo, Kinder. Wir brauchen unbedingt Blumen. Auch Blüten, die von den Bäumen geweht worden sind. Zwei Pennys für jeden Eimer voll, den ihr mir bringt.«
»Was für Blumen?«, fragte ein Mädchen.
»Alle möglichen. Gänseblümchen, Wildblumen. Was ihr eben kriegen könnt.« Er klatschte in die Hände. »Also los! Beeilt euch!«
Drinnen im Beerdigungsinstitut leerte er das Kleingeld aus seinen Taschen. »Die Kinder werden die Blumen für Sie sammeln. Ich würde mich freuen, wenn Sie sie bezahlen würden. Falls es mehr kostet, setzen Sie es auf die Rechnung. Wie genau läuft die Beerdigung denn ab? Ich muss es Mrs. Caporn erklären.«
»Welcher Religionsgemeinschaft gehört sie an?«
»Ich habe ganz vergessen, sie das zu fragen. Tut mir Leid. Ich gehe zu ihr und erkundige mich.«
Anscheinend war Mal nicht der Einzige, der Mrs. Caporn suchte.
Früh am Morgen war sie in der Küche erschienen und hatte zu Mrs. Kassels Erleichterung ein kleines Frühstück zu sich genommen. Dann jedoch war sie ausgegangen. Niemand hatte gesehen, wie sie das Haus verließ.
Die Hausmädchen waren besorgt. »Mr. Kassel hat gesagt, wir sollen heute Vormittag das Zimmer ausräumen«, meinten sie zu seiner Frau.
»Ich weiß«, erwiderte die Wirtin bedrückt. Die Arbeiter hatten bereits begonnen, die Zimmer im Parterre einzureißen. »Am besten packt ihr einfach ihre Taschen und lasst sie von den Männern in den Schuppen bringen.«
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