Wind des Südens
aufgehängt, der andere noch auf dem Weg zum Galgen geprahlt, er werde als reicher Mann sterben und sich weigern, das Versteck preiszugeben.
Es hätte Emilie nicht gewundert, wenn Mal den Schatz aufgestöbert hätte. Es handelte sich um Regierungseigentum. Nie entdeckt. Ein Vermögen.
Als Clive zu Besuch kam, war der Koffer gut verstaut. Clive freute sich zu hören, dass Emilie das Krankenhaus noch am Nachmittag würde verlassen können, wenn der Arzt einverstanden war.
»Ich komme später wieder«, meinte er.
»Das ist nicht nötig; es ist ja nicht weit, ich kann zu Fuß gehen.«
»Sehr gut. Ich habe nämlich viel zu tun. Ich versuche, die Firmenanteile zu verkaufen.«
»Warum behältst du sie nicht und lässt die Läden von der Firma aufbauen. Dann kannst du den einen vermieten und sparst dir die Mühe mit den Bauarbeiten.«
»Ach, ich verstehe. Ich soll wohl zuerst ein Haus für dich bauen. Das ist offenbar das Wichtigste für dich. Tja, da hast du dich aber geschnitten.«
Er gab ihr zwei Shilling, um auf dem Heimweg Lebensmittel einzukaufen, fragte, wie lange sie noch einen Gips würde tragen müssen, verspeiste das Brötchen, das auf ihrem Tablett lag, und marschierte, den anderen Damen im Vorbeigehen einen guten Tag wünschend, aus dem Krankensaal.
Emilie empfand nichts mehr für ihn. Ihr fiel es nicht leicht, so viel Geld von Mal anzunehmen, und sie war fest entschlossen, ihm alles zurückzuzahlen, auch wenn das bei diesem riesigen Betrag Jahre dauern würde. Rasch zog sie sich an, meldete sich im Krankenhaus ab und ging mit ihrem Koffer zum Hafen, wo die SS Mangalore lag.
Mal, der weniger zurückhaltend war als sie, drückte sie fest an sich.
»Ich muss jetzt los. Hör mir gut zu, Missy. Das Geld war kein Darlehen, und ich will nicht, dass es zur Belastung für dich wird. Sei einfach glücklich, und vergiss den alten Clive. Eigentlich müsste ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich euch zwei einander vorgestellt habe.«
»Aber nicht doch.« Sie schmunzelte. »Verrat mir eines, Mal. Glaubst du, dass das Gold je gefunden wurde?«
»Welches Gold?«, gab er zurück, während sie über das Deck schlenderten.
»Du weißt schon. Hast du es zufällig entdeckt?«
Er schob sich ein blondes Haarbüschel aus dem Gesicht. »Ich? Wenn ich es gefunden hätte, hättest du mich gezwungen, es zur Polizei zu bringen.«
»Du meinst, für den Fall, dass ich dich geheiratet hätte?«
»Aha.« An der Gangway blieb Mal stehen und machte anderen Leuten Platz, die an Land gehen wollten. »Aber du hast mich nicht geheiratet.« Er grinste. »Gute Reise. Das Schiff macht einen netten Eindruck.«
Mal war traurig, als das Schiff in See stach und die Vergangenheit und alles, was hätte sein können, mit sich forttrug. Doch das wirkliche Leben fand in der Gegenwart statt. Er musste wieder ganz von vorn anfangen, sich ein paar gute Pferde beschaffen und Proviant in den Läden besorgen, die zurzeit nicht besonders gut sortiert waren.
Jesse traf ihn auf dem Pferdemarkt an, wo er, nicht sonderlich beeindruckt vom Angebot, die wenigen zum Verkauf stehenden Tiere musterte.
»Samstag«, erklärte ihm Jesse. »Die Händler bringen sie am Samstag her, damit sie sich in der Nacht zum Sonntag so richtig voll laufen lassen können. Dann wirst du ein paar gute Pferde finden.«
»Ich kann nicht bis Samstag warten. Ich bin ohnehin schon viel zu lange in der Stadt.«
»Wo willst du hin?«
»Zu den Goldfeldern westlich von hier. Ich habe immer noch einen Vorsprung vor Tussup, weil ich ein Schiff genommen habe. Zu Pferd wird er von Cooktown aus mindestens einen Monat bis hierher in den Süden brauchen. Und das auch nur dann, wenn er Glück und gute Pferde hat – sofern er unterwegs nicht tot umfällt. Die Gegend ist absolut menschenleer, richtig?«
»Es gibt dort nur ein paar Rinderfarmen, und die Leute da sehen es gar nicht gern, wenn sich Goldgräber, ganz gleich welcher Hautfarbe, auf ihrem Land herumtreiben.«
»Ihrem Land? Man könnte die gesamte britische Armee über eines dieser Güter marschieren lassen, ohne dass
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