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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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rückschrittlich und zudem für ungerecht und grausam gegenüber den Patienten hielt.
            »Geht es ihr so schlecht?«, erkundigte er sich in einem angespannten Ton. Aber Horwood versicherte ihm, sie schwebe nicht in Lebensgefahr. Allerdings hätten die Ärzte ihr absolute Ruhe verordnet.
            »Aber ein Besuch würde sie doch gewiss aufheitern.«
            »Nach Auffassung der Ärzte würde sie das nur aufregen. Also lassen Sie es gut sein, alter Junge. Und was den Wirbelsturm betrifft … es heißt, es hätte stark gestürmt und geregnet. Nun, sie werden es schon überstehen. Zum Glück hatten sie mit den Bauarbeiten für unser neues Ladenzentrum in der Stadtmitte noch nicht begonnen. Aber jetzt können sie loslegen – gerade jetzt. Wussten Sie, dass die neuen Läden, die Clive Hillier bauen ließ, dem Erdboden gleichgemacht wurden?« Er hob sein Glas. »Ein böser Wind, was?«
            »Und Neville Caporn wurde getötet«, ergänzte Raymond spitz.
            »Was?« Horwood fuhr hoch. »Um Himmels willen! Ist das wahr? Der arme Mann. Woher wissen Sie das?«
            »Es steht heute in der Zeitung.«
            »Gütiger Himmel! Ich habe mich schon gefragt, warum Ted Pask, der Filialleiter der Bank, mir das Telegramm wegen Apollo Properties geschickt hat. Ein guter Mann. Offenbar hat er die Zügel in die Hand genommen …«
            »Aufgrund des vorzeitigen Ablebens von Mr. Caporn, wie ich vermute. Der auch ein Freund war. Hat er geschrieben, wie es Mrs. Caporn geht?«
            »In einem Telegramm? Natürlich nicht. Das werden wir schon noch erfahren. Ich glaube, das Hotel Alexandra, das einzige gute Haus am Platz, wurde ebenfalls zerstört. Also werde ich in nächster Zeit wohl nicht dorthin reisen.«
            »Selbstverständlich nicht«, zischte Raymond. »Ich glaube, ich muss mich jetzt auf den Weg machen.«
            »Ich esse gleich zu Abend. Möchten Sie mir nicht Gesellschaft leisten?«
            »Nein, danke. Ich werde erwartet.«
            Kochend vor Wut marschierte Raymond hinaus zu seiner warteten Kutsche. Er fragte sich, warum er den Mann überhaupt aufgesucht hatte. Wahrscheinlich hatte er sich nach einem Leidensgenossen gesehnt, der mit ihm um Neville Caporn trauerte. Die Horwoods waren außer ihm selbst die Einzigen in der Stadt, die den Verstorbenen gekannt hatten.
            Seufzend ließ Raymond die Zügel knallen, so dass das Pferd gemächlich die Straße entlangtrabte. »Eine falsche Entscheidung«, murmelte er. »Eine verdammt falsche Entscheidung.«
             
            Lavinia hingegen war voller Mitgefühl. »Wie entsetzlich«, sagte sie. »Der bedauernswerte Mann hat eine Meuterei überstanden und ist dann doch ums Leben gekommen, als er wohlbehalten wieder an Land war.«
            »Seiner Frau wurde auf dem Schiff sehr übel mitgespielt. Die Dreckskerle haben sie geschlagen und misshandelt und ihr sogar die Haare abgeschnitten. Und dabei hat sie so hübsches rotes Haar.«
            »Ach, die arme Frau!«
            Beim Sherry vor dem Essen sprachen sie über Cairns und die Auswirkungen einer solchen Verheerung auf die Bevölkerung. Doch Raymonds Ärger auf Horwood hatte sich noch nicht gelegt.
            »Dieser Mann kreist nur um sich selbst«, schimpfte er. »Es ist praktisch unmöglich, ein Gespräch mit ihm zu führen. Ich war froh, als ich mich wieder aus dem Staub machen konnte.«
            »Aber, aber, Raymond, was redest du da? Wir alle kreisen in gewisser Hinsicht um uns selbst. Schließlich müssen wir überleben. Ich mag Sir Lyle und finde ihn sehr charmant.«
            »Ein Glück für dich, denn mir ist gerade eingefallen, dass ich ihm deine Dienste beim Einrichten seiner Bibliothek angeboten habe.«
            »Das übernehme ich natürlich gern. Sicher wird es sehr interessant. Wo ist den Constance?«
            »Hmmm. Eigentlich darf ich es dir ja nicht verraten. Sie liegt in diesem neuen Sanatorium – St. Clement’s. Angeblich leidet sie an Schwindsucht. Die Arme.«
            »Wo ist sie?«
            »Im St. Clement’s.«
            »Das ist doch kein Sanatorium, Raymond. Wie kommst du denn darauf? Es ist eine Anstalt für Geisteskranke.«
            Raymond war entsetzt. »Das kann nicht sein. Lyle sagte, sie habe es auf den Lungen. Das klang für mich wie Schwindsucht,

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