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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Blick, den ich in die Akte werfen konnte, sagte mir, dass das dort nicht erwähnt wird.«
            »Davon weiß ich nichts.«
            »Finden Sie nicht, dass Sie als ihr Arzt darüber im Bilde sein sollten?«
            Rasch schob Shakell ihn in das Büro der Oberschwester, wo er an ihrem Schreibtisch Platz nahm, ihr gestattete, sich in eine Ecke zu setzen, und Raymond aufforderte, sich auf dem Stuhl ihm gegenüber niederzulassen.
            »Was hat das alles zu bedeuten, Lewis? Sie haben Lady Horwood gesehen und sich vergewissert, dass sie in guten Händen ist. Warum machen Sie also Schwierigkeiten? Und was soll das mit dieser Entführung?«
            Als Raymond ihm alles ausführlich erklärte, war er entsetzt, was seine Patientin Schreckliches durchgemacht hatte, und blätterte seine Akte durch, als hätte er die Informationen versehentlich verlegt.
            »Ich bin sicher, dass mir nie jemand davon erzählt hat«, meinte er schließlich. »Das begreife ich nicht.«
            »Es stand in der Zeitung«, wandte die Oberschwester ein. »Allerdings wusste ich nicht, dass es sich bei der Dame, die von den Mädchenhändlern entführt wurde, um Lady Horwood handelt. Es war von einer Mrs. Soundso die Rede, der Name fällt mir nicht mehr ein.«
            »Es waren keine Mädchenhändler, Madam«, erwiderte Raymond gereizt. »Und das, Herr Doktor, ist vermutlich einer der Gründe, warum Sir Lyle und Lady Horwood nicht über dieses Erlebnis sprechen wollen. Ich bin zwar kein Arzt, aber ich finde, Sie sollten es erfahren.«
            Shakell war aufgebracht. »Ich war bis vor kurzem in Westaustralien tätig. Dort haben wir kaum Nachrichten aus dem Osten bekommen. Von der China Belle habe ich erst gehört, als das Schiff in Zusammenhang mit diesem Fall erwähnt wurde. Und ich hatte wirklich keine Ahnung, was da alles dahinter steckt. Die arme Frau! Sicher wurde sie schrecklich gedemütigt.«
            »Genau.«
            »Ich muss gründlich darüber nachdenken, insbesondere deshalb, weil die Patientin kein Wort über die Entführung oder darüber, dass Sie sie in diesem Drecksnest weit im Norden gefunden haben, fallen lässt. Ich fürchte, ich habe Sie falsch eingeschätzt, Mr. Lewis.«
            »Könnte ich jetzt bitte Lady Horwood für ein paar Minuten sehen?«
            »Ein paar Minuten. Ich begleite Sie.«
             
            Constance verhielt sich in Gegenwart des Arztes freundlich, aber argwöhnisch. Raymond überreichte ihr das Obst und einige Bücher von Dickens, die sie wegen der traurigen Handlung zurückwies. Allerdings freute sie sich sehr über die Unterhaltungsromane, die Lavinia mit in den Korb gepackt hatte.
            Da sie anscheinend nicht so offen mit Raymond sprechen wollte wie am Vortag, saßen sie zu dritt auf der Veranda und plauderten über das Wetter und über die Notwendigkeit, auf dem Gelände einen hübschen Garten für die Patienten anzulegen. Zu Lady Horwoods Freude erklärte sich Raymond sogar bereit, als Startschuss für das Projekt einhundert Pfund zu spenden.
            »Sie sind heute so guter Stimmung«, meinte Shakell zu seiner Patientin, als er sich erhob, um sich zu verabschieden.
            »Das liegt nur an Mr. Lewis. Er hat eine so erfrischende Wirkung auf mich«, erwiderte sie, und es gelang ihr, Raymond zurückzuhalten, als der Arzt ging.
            »Es gibt da noch jemanden, den ich unbedingt sehen muss. Sie müssen ihn finden.«
            »Wer ist es?«
            Sie umklammerte seinen Ärmel. »Bitte, Raymond, ich muss mit ihm sprechen. Er ist der Einzige, der beweisen kann, dass ich nie körperlichen Kontakt mit einem dieser Männer hatte. Jake Tussup wird das bestätigen – er kann gar nicht anders. Ich flehe Sie an, Raymond. Wenn ich je wieder erhobenen Hauptes unter die Menschen gehen soll, müssen Sie ihn aufspüren.«
            »Was wollte sie von Ihnen?«, erkundigte sich Shakell.
            »Verraten Sie mir eines: Müssen die Patienten bei Ihnen auf dem Kopf stehen?«, fragte Lewis.
            »Ich habe diesen Unsinn verboten, aber es dauert eine Weile, bis sich in solchen Einrichtungen etwas ändert. Warum?«
            »Weil das Leben meiner Freundin in Ihren Händen liegt. Ich muss wissen, ob Sie Interesse an einer vernünftigen Lösung für ihr Problem haben, da ihr selbst offenbar sehr viel

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