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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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bewusst wurde, was »und so« für diese beiden verzweifelten Männer bedeutete. »Caporn ist verletzt, also bleibe ich allein übrig. Verstehen Sie denn nicht, ich muss gehen, ich kann diese Männer identifizieren, kann sie stellen, die Polizei auf sie aufmerksam machen.«
            »Und die Parlamentsarbeit?«, fragte Lyle.
            »Die wird warten müssen. Ich frage mich, Mal, wenn ich Sie so nennen darf, ob Sie mir ein paar Tipps geben können, was ich einpacken sollte?«
            »Ja, das kann ich«, antwortete Mal finster. Als Erstes kamen ihm Waffen und Rattengift in den Sinn, doch stattdessen setzte er Trinkwasser und Desinfektionsmittel ganz oben auf die Liste, gefolgt vom üblichen Buschproviant, nämlich Tee, Mehl und Zucker.
            »Ich dachte, Sie kennen vielleicht ein paar Nahrungsmittel der Eingeborenen, für den Fall, dass der Proviant knapp wird.«
            »Ich kenne wohl welche, aber es ist sinnlos, sie zu beschreiben. Sie könnten sehr krank werden, wenn Sie etwas Falsches zu sich nehmen. Bleiben Sie bei dem, was Sie kennen.«
            Mal, Jesse und Lyle fanden sich am folgenden Morgen am Hafen ein, um Lewis mitsamt den Hilfspolizisten zu verabschieden. Wütend mussten sie sich von zahllosen Goldgräbern stoßen und anrempeln lassen, die, teilweise sogar mit ihren Familien, verzweifelt eine Schiffspassage nach Cooktown, zu den Goldfeldern, buchen wollten. Als der Kapitän ihnen das verweigerte, kam es zu einem Aufruhr, und berittene Polizei musste den Hafen räumen.
            Mal drängte sich gerade noch rechtzeitig zu Lewis durch, um ihm eine karierte Satteldecke überreichen zu können. »Falls das Pferd sie nicht braucht, kommt Sie Ihnen vielleicht ganz gelegen«, rief er, aber er lächelte nicht. »Viel Glück«, fügte er hinzu und ging.
             
            Die Meuterei auf der berühmten China Belle faszinierte die Bevölkerung in den Küstenstädten, insbesondere die Bewohner von Maryborough, die um ein Haar einen Unschuldigen gehängt hätten, einen gewissen Sonny Willoughby. Jetzt stand er schon wieder in den Zeitungen, und Mrs. Clive Hillier, die bekanntlich früher mit dem Burschen befreundet war, zog viele neugierige Blicke auf sich. Sie waren weit mehr als befreundet, bevor sie dann Clive geheiratet hat, tuschelte man. Wie auch immer, viel wichtiger ist die Frage, so flüsterte man, ob dieser Willoughby nicht doch an jenem Raub beteiligt war. Das Gold wurde nie gefunden. Vielleicht hatte er es längst an sich genommen und dann seiner Freundin gegeben. Das Geschäft, das die Hilliers eröffnet hatten, Herrenausstattung, hatte sich rasend schnell zu einem richtigen Kaufhaus entwickelt, in dem auch Damenoberbekleidung zu kaufen war. Dazu war viel Geld nötig gewesen. Wer wusste denn, woher das gekommen war? Derartige Fragen machten die Runde und suchten sich passende Antworten … Spekulationen. Und was wollte Willoughby überhaupt mit einer chinesischen Ehefrau? Wenn Emilie davon erfuhr! Man munkelte, er hätte sie wegen der Chinesin sitzen lassen, was ihr das Herz brach. In ihrer Enttäuschung hatte sie dann Clive geheiratet. Wo steckte Clive überhaupt? Niemand hatte ihn in letzter Zeit gesehen.
            Wie das Schicksal es wollte, hatte Clive geschäftlich in Cairns zu tun. Ihm war inzwischen klar geworden, wie schnell diese Hafenstädte wuchsen, auch dank des Goldrausches, und wenn dann die Goldgräber zu ergiebigeren Feldern weiterzogen, entstanden in ihrem Gefolge richtige Städte. Diesmal wollte er dabei sein – allerdings nicht auf der Suche nach Gold; das hatte er schon ausprobiert, und diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen. Nein, er kaufte vier Grundstücke im Stadtzentrum von Cairns und begann vier Geschäftshäuser zu bauen, zwei zum Vermieten und zwei zur Einrichtung neuer Bekleidungsgeschäfte, die Hillier für Sie und Hillier für Ihn heißen sollten.
            Er schrieb Emilie, die das Geschäft in Maryborough führte, er sei überzeugt, dass Cairns Maryborough innerhalb kürzester Zeit überrunden würde, den Cairns war kein schlichter Mündungshafen. »Cairns«, so schrieb er, »hat einen bedeutenden Hafen und bietet Zugang zu den riesigen Märkten im Fernen Osten.« In seiner Begeisterung für das neue Unternehmen schrieb er Seite um Seite und schloss mit der Anweisung, den Verkauf ihres derzeitigen Wohnsitzes vorzubereiten. Doch auf all diesen Seiten, die auch

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