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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Hölle brach los.
            Jake konnte sich denken, was passiert war. Madeleine, die Hure, hatte ihn gewarnt. Deshalb verhielt er sich ruhig. Wenn Schwarze auf dem Kriegspfad waren, konnte er sich abseits vom allgemeinen Lager sicherer fühlen.
            Am nächsten Morgen erfuhr er dann tatsächlich, dass zwei Männer bei einem hinterhältigen Angriff der Schwarzen von Speeren getroffen und getötet worden waren, einen dritten hatte ein Speer in der Brust getroffen, und es war fraglich, ob er überleben würde, zumal kein Arzt in der Nähe war, um ihn zu behandeln.
            »Ich habe Schüsse gehört. Haben sie welche von den Schwarzen erwischt?«
            »Das wissen wir nicht«, sagte man ihm. »Keiner traut sich in diesen dichten Busch hinein, um nachzusehen.«
            Jake zuckte die Achseln. Dieses Spießrutenlaufen war kein Spaß. Was mochte einen auf der Rückreise erwarten?, fragte er sich. Wenn man mit Gold zurückkam? Dann würden die Schwarzen nicht die einzige Gefahr darstellen. Jeder einzelne dieser Schweinehunde, ob weiß oder gelb, würde einem des Goldes wegen die Kehle durchschneiden. Es musste doch eine Lösung für dieses Problem geben. Mit der Zeit würde er sie schon finden.
            Auf seinem Weg die schlammigen Spuren entlang stieß er auf Leute, die zu krank waren, um die Reise fortzusetzen, die vom Fieber niedergestreckt wurden, an Schlangenbissen und allen möglichen Krankheiten litten oder in den nicht eben seltenen Auseinandersetzungen verletzt worden waren – in Faustkämpfen, Schießereien, allesamt Teil dieses Konkurrenzkampfes, dieses Wettlaufs um das Gold. Das alles interessierte Jake nicht. Er hörte alles, übte sich jedoch darin, weder nach rechts noch nach links zu schauen, ganz gleich, welch erbärmlicher Anblick sich dort bot. Es trieb ihn immer weiter, und Tage später hatte er Battle Camp Range überwunden und den Dschungel hinter sich gelassen. Jetzt ritt er durch vertrauteres Buschland, über weites, offenes Land, Weideland, wie er vermutete, in Richtung Maytown, das zweite Goldgräberlager, das sich zu einer Art Stadt ausgewachsen hatte, ähnlich dem Chaos von Cooktown. Noch ein Stück weiter befand sich, wie er gehört hatte, ein weiteres Lager namens Palmerville, aber Maytown sollte fürs Erste reichen.
            Er wurde von Euphorie erfasst, denn er konnte kaum fassen, dass er es schließlich doch bis zu einem richtigen Goldfeld geschafft hatte, wo massenweise Gold herumlag und nur darauf wartete, aus dem Flussbett gesiebt oder aus dem Boden gegraben zu werden. Er vergaß seine Erschöpfung, brach das sich selbst gegebene Versprechen, sich bei seiner Ankunft zur Abkühlung und Reinigung gleich in den Fluss zu stürzen, und machte sich auf die Suche nach dem Büro des Goldbeauftragten, wo er unter dem Namen Rory Moore eine Lizenz erstand.
            »Beruf?«
            »Beruf?«, wiederholte er. »Äh … Farmer.«
            »Gut. Woher kommen Sie?«
            Ja, woher kam er? Jake war jahrelang außer Landes gewesen. Er nannte den ersten Namen, der ihm in den Sinn kam.
            »Goulburn. Ja, Sir, Goulburn.«
            Eines Tages würde er dorthin zurückkehren. Die Farm gehörte jetzt ihm, war sein Besitz. Schon vor Jahren hatte er sich die Rechte gesichert.
            »Wollen Sie auch einen Claim eintragen lassen?«, fragte der Angestellte.
            »Nein. Habe mir noch keinen Schürfplatz ausgesucht. Wissen Sie eine gute Stelle, wo ich anfangen könnte?«
            Der Angestellte zuckte mit den Schultern. »Hol mich der Teufel, wenn ich das wüsste. Hier haben Sie Ihre Lizenz.«
             
            Tage später überquerten Bartie Lee und seine Truppe inmitten eines großen Zugs von Chinesen die Bergkette. Falls die Chinesen überhaupt bemerkten, dass er und einige seiner Leute Malaien waren, störte es sie offenbar nicht sonderlich, denn sie waren viel zu sehr auf ihr eigenes Fortkommen bedacht. Es waren so viele, dass sie manchmal den Weg verstopften und dafür die Peitsche von Reitern zu spüren bekamen oder Drohungen von Wagenführern ertragen mussten, denen es auch ohne Hunderte von unerwünschten Chinesen schon schwer genug fiel, ihre Bedarfsgüter zu transportieren.
            Bartie erkannte schon bald, dass die Chinesen nicht bereit waren, den Weg zu verlassen und sich durch den Busch zu schlagen, weil solche Abkürzungen

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