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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Es war ein Spiel, eine Jagd, und sie würden erst aufhören, wenn sie das Rennen gewonnen hatten. Dachten sie.
            Mushi war es dann, der Schwierigkeiten machte. Nachts zog er allein los, trieb sich in den schmutzigen Gassen mit Opiumhöhlen, Spielhöllen, Schwarzbrennern und Huren herum und verdiente auf seine Weise Geld, indem er mit seinem scharfen Messer fremde Hosentaschen und Geldbörsen aufschlitzte. Von seiner Beute kaufte er Schnaps und billige asiatische Huren, doch ihn verlangte nach einer weißen Frau wie jener Mrs. Horwood vom Schiff. Nach einer Frau mit samtiger Haut, weichen Brüsten und blondem Haar.
            Und eines Nachts, in den Krallen des Fusels, den die Goldgräber aus Kartoffeln brannten, sah Mushi sie. Taumelnd lief er ihr nach, doch sie verschwand hinter einer Teebaumhecke, die eine Latrine für Frauen umgab.
            »Besser so«, brummte er vor sich hin. »Viel besser. So hab ich sie ganz für mich allein.«
            Sie wehrte sich, biss und kratzte, was sich für eine Dame nicht gehört, ganz ungezogen war und bewies, dass sie nicht besser war als die Huren überall auf der Welt, und so versetzte er ihr einen Fausthieb ans Kinn, damit sie lernte, sich zu benehmen. Er verging sich an ihr und stieß sie, als er fertig war, in den Schlamm. Sie spie ihn an, und er zückte sein gutes, scharfes Messer, riss ihr Haar in die Höhe und schnitt es ab.
             
            Gewalt grassierte in der schäbigen Budenstadt. Jake wunderte es kaum, dass Streit unter Betrunkenen und Rassenkonflikte an der Tagesordnung waren, dass Frauen, die verrückt genug waren, diesen Keilereien zu nahe zu kommen, geschlagen und gelegentlich, wenn eine noch nicht gelernt hatte, sich zu wehren, auch vergewaltigt wurden.
            Eines Abends, als er mit ein paar Kerlen trank, hörte er von der jüngsten Vergewaltigung. Hörte, dass der Vergewaltiger dem Opfer mit einem Messer das Haar abgehackt hatte.
            Mushi, dachte er. Das ist die Handschrift von Mushi, diesem Schwein. Sie sind also hier. Aber wo genau?
            Er hatte Ansprüche auf eine alte, schon zwei Fuß tief ausgegrabene Mine angemeldet und zu graben begonnen, bisher ohne Erfolg, aber er stand ja noch ganz am Anfang. Das Pferd hatte er verkauft, und mittlerweile entfernte er sich selten weit von seinem Lager. Sein Zelt hatte er neben seinem Stollen aufgebaut. Doch je öfter er an Bartie Lee und seine Bande dachte, die ihm auf den Fersen waren, desto größer wurde sein Unbehagen.
            »Besser, ich finde sie, bevor sie mich finden.«
            Systematisch begann er zu suchen, ohne jemanden fragen zu können, ob er die Männer kannte, einzig im Vertrauen auf seine Kenntnis der nächtlichen Vergnügungsstätten, die sie bevorzugen würden. Diese Methode erschien ihm die einzig sichere zu sein, zumal er sich nicht traute, am helllichten Tag auf der Suche nach ihnen durch die Stadt zu marschieren.
            Nacht für Nacht saß er, einen dicken Schal um den Kopf gewickelt, in der Dunkelheit wie einer von den Wracks, die in all dem Durcheinander die Orientierung verloren hatten, neben einem Schnapsladen und beobachtete die Passanten, wenn sie in das Licht der aufgehängten Laternen traten. Irgendwann kam einer von den malaiischen Matrosen vorbei und bestätigte damit Jakes Verdacht, dass Barties Bande es bis zum Palmer geschafft hatte. Der Mann schien ziellos umherzustreifen, kaufte sich nur eine übel riechende Suppe bei einem der Straßenverkäufer, doch Jake folgte ihm hartnäckig, bis er zu Barties Lager geführt wurde.
            Am nächsten Tag eilte er trotz des Risikos dorthin zurück, um die Registriernummer des Claims ausfindig zu machen, die die Malaien dem Gesetz entsprechend pflichtschuldigst gut sichtbar ausgehängt hatten. Zu seiner Überraschung hielten sich nur Malaien in dem Lager auf, nicht einer von den Chinesen war zu sehen, und er vermutete, dass sich die Gruppen getrennt hatten.
            Allerdings wäre es unklug gewesen, länger in der Nähe des Lagers herumzulungern. Also ging er zurück, suchte Feder und Papier und notierte Mushis Namen und seine Claimnummer. Danach ging er zu dem Schnapsladen und fragte beiläufig nach der vergewaltigten Frau, der der Angreifer das Haar abgeschnitten hatte.
            Einem Knirps gab er Geld, damit er zu ihr lief, ihr den Zettel gab und erklärte, dass dieser Mann der Täter war. Dann

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