Wind des Südens
zu gefährlich waren. Dort wurde man allzu schnell aus dem Hinterhalt von Schwarzen überfallen und umgebracht, die die Leichen oft an Bäume hängten, um nachfolgende Reisende zu warnen.
Er hatte seine Männer aufgefordert, falsche Namen anzunehmen, um nicht entdeckt zu werden.
»Das ist ganz einfach, versteht ihr? Dann sind wir alle frei wie die Vögel. Keine Polizei, die uns jagt. Die ist viel zu sehr damit beschäftigt, diese bösen, schlimmen Meuterer zu suchen.«
Doch im Verlauf ihres Aufstiegs in die Berge zeigte sich, dass es doch gar nicht so einfach war, denn immer wieder vergaßen sie ihre neuen Namen, und Bartie selbst war der Vergesslichste. Dann verschwanden seine drei Chinesen, die vormaligen Stewards.
»Die Schwarzen haben sie erwischt«, bemerkte Mushi genüsslich. »Haben sie in Stücke gehackt und an einen Baum gehängt. Darauf möchte ich wetten.«
Doch sie selbst wussten es besser.
»Nein. Sie wollen sich nicht von der Polizei jagen lassen. Sie denken, wenn sie wieder Chinesen sind, sucht niemand sie wegen der Meuterei. Sie sind mit den chinesischen Kulis gegangen.«
Bartie schäumte vor Wut, wusste jedoch, dass er sie niemals finden würde. In den Reihen ihrer Landsleute waren sie bestens verborgen.
»Ach, die brauchen wir doch nicht«, knurrte er.
Das war allerdings noch nicht alles, was seine wankelmütigen Stewards zu bieten hatten. Sie waren nicht glücklich darüber, Bartie Lee als Boss anerkennen zu müssen, nachdem Jake mit der Frau verschwunden war. Deshalb verhandelten sie mit einem chinesischen Boss, den sie unterwegs kennen gelernt hatten, und schlossen rasch einen Handel ab.
Dieser Mann hatte seine Leute legal nach Cooktown gebracht und ihre Einwanderung bei der Zollbehörde im Hafen registrieren lassen. So fügte er die drei – falschen – Namen einfach seiner Liste hinzu.
»Kein Mensch merkt, wenn es ein paar mehr sind«, erklärte er den Dreien in aller Ruhe. »Und womöglich sterben auch ein paar von meinen Leuten, bevor wir hier wieder rauskommen.«
Als Gegenleistung für diese großartige Gefälligkeit ließen sie den Boss wissen, dass Bartie Lee eine beträchtliche Summe Geld bei sich trug, die er auf dem Schiff gestohlen hatte. Ihnen war klar, dass er das Doppelte des Betrages besaß, den er mit ihnen geteilt hatte. Fairness hätte ohnehin niemand von ihm erwartet. Und nachdem er seinen Leuten ihren Anteil ausgehändigt hatte, fing er auch noch an, sich von ihnen die täglichen Mahlzeiten bezahlen zu lassen.
Nach einem besonders harten Tag schliefen Bartie Lee und seine Männer nach dem Genuss von billigem Whisky tief und fest am Wegesrand, während drei Chinesen lautlos sein Camp durchsuchten. Zielstrebig nahmen sie sich seines Bündels an, in dem er das Geld versteckt hielt, und dann seiner Stiefel, Stiefel eines Weißen, wo er, vorsichtig, wie er war, den Rest aufbewahrte, und dann verschwanden sie in der Dunkelheit.
Der Tag war schon mehrere Stunden alt, und sie befanden sich schon auf dem Abstieg von der Bergkette, als Bartie den Diebstahl bemerkte und anfing, Mushi anzuschreien, welcher wiederum den eigenen Leuten die Schuld zuschrieb. Das Geld wurde nie gefunden, und das gegenseitige Vertrauen war stark erschüttert.
Bartie bestand darauf, dass sie ihr Geld nun zusammenlegten, und sie machten sich auf die Suche nach einer Stelle, an der sie zu graben beginnen konnten. Die Goldfelder, ein riesiges, skrupellos von Schächten und Gruben durchsetztes Gebiet, jagten ihnen gehörige Angst ein. Graue Zelte zwischen hässlichen Hügeln roter Erde schrumpelten in der sengenden Sonne, und der inzwischen berühmte Fluss, der sich zwischen den Unterkünften hindurchschlängelte, war kaum auszumachen.
Bartie wollte so nahe beim Fluss wie eben möglich graben, doch sie fanden keine Stelle, an der sie nicht von wütenden Goldgräbern verscheucht wurden. Dann mussten sie das gleiche Verhalten von den Chinesen hinnehmen, als sie deren Lager betraten und erstaunt sahen, wie gut die Chinesen organisiert waren, sogar bewaffnete Wachen patrouillierten um die Zelte. Schließlich beschlossen sie, dem Fluss zu folgen, bis sie eine geeignete Stelle fanden, und so endeten sie mehr als eine Meile entfernt vom Zentrum des Lagers in einem Dorf
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