Wind Die Chroniken von Hara 1
Menschen alle Ye-arre. Ich weiß nicht, ob du es schon gwehört hast, aber Nabator verhandelt mit der Gwoldenen Markwa, damit es die Meerengwe ungwehindert passieren darf. Wenn die sich darauf einlässt und Alsgwara von der See her belagwert wird, kwommst du hier nie mehr raus. Im Süden sind die Bukwasbaumbergwe, im Norden die Kwatugwer. Früher oder später wird Alsgwara in die Zangwe gwenommen.«
»Bisher haben wir das noch immer überstanden.«
»Das war ja auch der Schnee von gwestern, den ich dir da eben vorgwetragwen habe«, sagte er. »Aber jetzt zu den wirkwalichen Neuigwakweiten. Die Ye-arre sind der Dritten Armee in den Rükwen gwefallen. Während von vorn Eliteeinheiten der Nabatorer angwegwariffen haben, unterstützt von Nekwaromanten und Sdisser Soldaten. Und auch von ein paar Hochwohlgweborenen.«
»Da waren Elfen dabei?«
»Wenn ich’s doch sagwe. Die Spitzohren wollten die gwünstigwe Gwelegwenheit nutzen und euch sämtliche Beleidigwungwen heimzahlen. Der Linaer Moorpfad ist gwenommen. Die letzten Kwaräfte von uns sind zur Treppe des Gwehenkwaten oder nach Westen, Richtungwa Alsgwara, gwezogwen. Und rat mal, wer ihnen auf den Fersen ist!«
Alles klar. In Kürze würde es in Alsgara also hoch hergehen.
»Wie konnten wir bloß nach dreihundert Jahren, in denen wir gegen die Hochwohlgeborenen gekämpft haben, diesen verfluchten Friedensvertrag mit denen abschließen! Nach den Auseinandersetzungen am Gemer Bogen hätten wir die zerschlagen sollen! Aber nein, wir mussten ihnen ja auch noch mehr als ein Jahrzehnt schenken, damit sie wieder zu Kräften kommen. Ich hasse dieses Volk!«
Khtatakh nickte bloß. Er wusste, dass ich einige Jahre meines Lebens im Sandoner Wald vergeudet hatte.
»Mich wundert, dich ohne Bogwen zu sehen.«
»Der ist hinüber«, antwortete ich und erinnerte mich an Pork, durch den meine Waffe in Flammen aufgegangen war.
»Kwauf dir einen neuen. Gwut, ich gwehe jetzt runter, sonst kwariegwen wir womögwalich noch Besuch, und jemand fällt über die alte Schachtel Yola her. Ach, noch was.« Er blieb vor der Tür stehen, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Du bist natürlich unser Freund, und wir schulden dir noch was. Aber es wäre besser, wenn ihr euch hier nicht allzu langwe aufhaltet.«
»Das weiß ich«, erwiderte ich ernst. »Macht euch keine Sorgen. Wegen uns werdet ihr keine Probleme bekommen. Wir werden noch heute verschwinden.«
»Habt ihr einen Unterschlupf?«
»Den finden wir schon«, antwortete ich vage.
»Tut mir leid, dass wir nicht mehr für euch tun kwönnen.«
»Vergiss es. Ich will nicht, dass Yokh hier noch aufkreuzt. Wir verlassen euch. Keine Widerrede.«
»Du bist wirkwalich ein anständigwer Kwerl, Gwijan.« Er entspannte sich merklich. »Und jetzt ruh dich etwas aus.«
»Eine Bitte hätte ich noch.«
»Welche?«
»Ich brauche einen Bogen. Du wirst einsehen, dass es nicht sonderlich klug wäre, ihn mir selbst zu besorgen.«
Die Waffe des Sdisser Bogenschützen, den ich in Psarky getötet hatte, mitzunehmen war mir zu riskant gewesen. Das gute Stück hätte womöglich die Aufmerksamkeit von Leuten, die etwas von diesen Dingen verstanden, auf mich gelenkt.
»Das ist nicht schwierigwa«, sagte Khtatakh lächelnd. »Ich weiß, was du willst. Die Maße kwenne ich auch. Ich gwehe zu einem Meister. Irgwendwelche Sonderwünsche?«
»Nein. Ich vertraue dir da völlig.«
Der Blasge bleckte ein letztes Mal die Zähne zu einem Grinsen und schloss die Tür fest hinter sich. Ich lauschte seinen abziehenden Schritten nach.
Am Bett stand ein Stuhl, auf den ich das Wurfbeil legte. Den Dolch schob ich unters Kopfkissen. Bis zum Abend blieb noch etwas Zeit. Dann aber sollten wir von hier verschwinden. Khtatakh und Yola waren alte Freunde von uns. Einmal hatten Lahen und ich sie schon in die Bredouille gebracht, da sollten wir ihre Gastfreundschaft jetzt nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.
Die Tür quietschte leise. Sofort sprang ich auf und zog den Dolch unterm Kissen hervor, um ihn hinter meinem Rücken zu verstecken. Die Frau, die das Zimmer betrat, hatte kurze blonde Haare und trug einen Rock mit Blumenmuster. Das verwirrte mich dermaßen, dass ich Lahen erst nach einer endlos langen Sekunde erkannte.
Kapitel
16
Von Lahen ging ein kaum wahrnehmbarer Jasminduft aus. Ich beugte mich vor und umarmte sie. Mit einem leisen Knurren biss sie mir ins Ohrläppchen. Wie eine kleine Katze. Eine anschmiegsame Katze. Aus der Gattung der Raubkatzen.
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