Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
nun die vier Messer, der Wahnsinnige und der weiße Turm. Daneben wiederum fanden sich zwei Schwerter, zwei Dämonen und sieben Karten, die noch nicht aufgedeckt waren. Eine von ihnen lag neben dem Schlüssel (soweit ich mich erinnerte, müsste sie eigentlich halb auf ihm liegen), fünf reihten sich nebeneinander, und die letzte fand sich ganz am Rand des Tisches.
    »Dann wollen wir doch mal sehen.«
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich eine Bewegung im Halbdunkel wahr. Khtatakh interessierte das auch.
    Der lilafarbene Nagel sank auf die Karte neben dem Schlüssel und drehte sie um.
    »Die Jungwafrau«, sagte Khtatakh und stieß ein schallendes Gelächter aus. »Daran habe ich kweine Sekwunde gwezweifelt, Partner.«
    Yola grinste bloß und legte die neue Karte auf den Schlüssel.
    »Die Jungfrau vertreibt den Wahnsinnigen. Er ist zu schwach, um ihr Widerstand zu leisten. Allerdings hängt die Dame auch vom Turm ab«, sagte sie und schob den Wahnsinnigen an die fünf nicht aufgedeckten Karten heran. »Und? Decken wir die nächste auf?«
    »Eher gwibst du ja kweine Ruhe«, brummte es aus dem Halbdunkel.
    Die erste der fünf verdeckten Karten erbrachte den Tod. Die zweite – zu meiner unverstellten Verwunderung – ebenfalls. Khtatakh hustete leise. Yola schüttelte nachdenklich den Kopf. Die dritte Karte war der Tod. Die vierte auch. Bei der fünften hegte ich schon keinen Zweifel mehr. Ich wusste, was ich sehen würde.
    Den Tod.
    Fünf Tode und ein Wahnsinniger und alle nebeneinander!
    »Ich schwöre es beim Wind! Das ist unmöglich!«, hauchte sie. »Einfach unmöglich!«
    »Solche Worte aus deinem Munde?«, giftete Khtatakh.
    »Was bist du nur für ein dummer Blutegel! Die Großen Karten bestehen aus zehn Spielen. Jedes mit hundert Karten. In einer Partie kommen nicht mehr als vierzig zum Einsatz. Der Tod ist die höchste Karte. Sie kommt genau wie der Turm nur selten vor. Sehr selten. Aber dass in einer Partie zwei Türme und fünf Tode auftreten, noch dazu in Gesellschaft des Wahnsinnigen, neben denen er enorm erstarkt! Ich verstehe das nicht.«
    »Vielleicht ist dir ein Fehler unterlaufen«, tröstete ich sie.
    »Ich mache nie einen Fehler, Grauer!«, brüllte sie und richtete den Blick erneut auf die Karten. Sie streckte die schmale Hand aus und drehte mit angehaltenem Atem die letzte, die einzelne Karte um.
    »Der Dieb!«, schnaubte Khtatakh. Über seine Augen konnte ich mich nur wundern.
    »Der Schattentänzer!«, stöhnte sie.
    »Bitte?«, hakte ich nach.
    Keine andere Karte hatte bisher einen solchen Eindruck auf sie gemacht. Yola war wie benommen, deshalb musste Khtatakh einspringen: »Das ist kweine schlichte Kwarte, mein Freund. Sie kwommt nur einmal unter Tausend vor. Und wenn sie in einer Partie aufgwedekwat wird, bedeutet es meist gwar nichts. Gwenauer gwesagwat, es bedeutet niemals etwas. Bisher hat dieses Kwükwen sie immer zur Seite gwelegwat. Aber heute zählt der Dieb anscheinend.«
    »Diesmal hast du sogar recht, du Blutegel. Der Tod, die Festung, zweimal zwei Messer, der Turm und der Schlüssel – in dieser Umgebung erwacht der Dieb zum Leben.«
    »Und warum hast du ihn Schattentänzer genannt?«, wollte ich wissen.
    »Das ist der Gwott dieser Vögwel«, erklärte Khtatakh. »Die Himmelssöhne gwalauben, dass er diese Welt gweschaffen hat. Der Dieb symbolisiert ihren Gwott.«
    »Du bist inzwischen ja ein echter Kenner der Großen Karten geworden«, bemerkte ich.
    »Wenn du so langwe wie ich Seite an Seite mit einem solchen Kwükwen lebst, dann wirst du zu einem Kwenner von noch gwanz anderen Sachen.«
    Wir lachten beide, doch Yola achtete nicht weiter auf uns. Sie murmelte etwas vor sich hin, überprüfte die Lage der Karten und versuchte einen Fehler zu entdecken.
    »Was erwartet mich nun also in der nächsten Zukunft?«
    Yola sah mich verärgert an. »Ich weiß es nicht«, presste sie widerwillig heraus.
    »Hat man Töne!«, jauchzte Khtatakh. »Sollte sich Khaghun etwa meiner erbarmt und mir auf meine alten Tagwe ein solches Gwalükwa beschert haben? Was ist gweschehen, dass du deine Unzulängwalichkweit anerkwennst?«
    Wütend schlug sie mit den Flügeln, schielte zu mir herüber und – ein nie dagewesener Fall – sagte kein Wort.
    »Ich habe mich getäuscht«, erklärte sie mir. »Mit den Karten kann irgendetwas nicht stimmen.« Sie harkte die Karten zusammen und zerstörte mit einer einzigen Bewegung das komplizierte und mit so viel Liebe ausgelegte Muster. »Heute ist kein guter Tag,

Weitere Kostenlose Bücher