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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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um die Schultern gelegt hatte, grinste er auf eine Weise, die mir nicht gefiel. Ich überlegte, ob ich ihm das Grinsen vom Gesicht wischen sollte – das hätte nicht lange gedauert –, aber das war vergessen, als ich hörte, was er zu sagen hatte.
    »Reiter und Wagen kommen. Es müssen viele sein, man hört sie nämlich auch bei dem verdammten Sturm. Die Leute säumen schon die Straße und gaffen.«
    Ich stand auf und verließ die Zelle.
    »Darf ich mitkommen?«, fragte Bill.
    »Am besten bleibst du vorerst hier«, sagte ich und sperrte ihn wieder ein. »Ich komme bald wieder.«
    »Ich hasse es hier drinnen, Sai!«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich zu ihm. »Aber bald ist alles vorbei.«
    Ich konnte nur hoffen, dass ich recht behalten würde.
    Als ich aus der Dienststelle auf die Veranda trat, wehte der Sturm mich fast um. Körniger Alkalistaub stach mir ins Gesicht. Obwohl der Sturm tobte, waren beide Gehsteige der Hauptstraße voller Neugieriger. Die Männer hatten ihr Halstuch über Mund und Nase gezogen; die Frauen benutzten dafür ihre Kopftücher. Ich sah sogar eine Lady-Sai, die ihre Haube verkehrt herum trug, was zwar komisch aussah, aber wahrscheinlich kein schlechtes Mittel gegen den Staub war.
    Zu meiner Linken tauchten aus den weißlichen Alkaliwolken die Pferde auf. Sheriff Peavy und Canfield von der Jefferson an der Spitze trugen ihren Hut tief in die Stirn gedrückt und hatten das Halstuch so weit hochgezogen, dass nur die Augen sichtbar waren. Hinter ihnen kamen drei lange, offene Pferdewagen. Sie waren blau gestrichen, aber ihre dem Wind ausgesetzten Ladeflächen und Seiten waren mit weißem Salz verkrustet. Auf ihren Flanken stand in gelber Schrift SALZKOM BINAT DEBARIA . Auf jedem der drei Wagen saßen sechs bis acht Kerle in Latzhosen und mit flachem Salzhauer-Strohhut auf dem Kopf, die als Dunstkiepe (oder Speckdeckel, das weiß ich nicht mehr) bekannt waren. Auf der einen Seite der Wagenkolonne ritten Jamie DeCurry, Kellin Frye und Kellins Sohn Vikka. Auf der anderen waren es Snip und Arn von der Jefferson und ein großer Kerl mit sandfarbenem Schnauzer und einem passend gelben Staubmantel. Er erwies sich als der Mann, der in Little Debaria als Konstabler Dienst tat … sofern er nicht anderweitig an Faro- oder Watch-Me-Tischen beschäftigt war.
    Keiner der Neuankömmlinge wirkte zufrieden, aber die Salzhauer sahen am unzufriedensten aus. Es war bequem, sie allesamt misstrauisch und mit Widerwillen zu betrachten; ich musste mir richtig ins Gedächtnis zurückrufen, dass nur einer von ihnen ein Ungeheuer war (wenn der Fellmann uns nicht ganz durch die Lappen gegangen war). Die meisten dieser Männer waren vermutlich freiwillig mitgekommen, als man ihnen gesagt hatte, sie könnten auf diese Weise mit dazu beitragen, das Land von einer Geißel zu befreien.
    Ich trat auf die Straße hinunter und schwenkte die Hände über dem Kopf. Sheriff Peavy brachte sein Pferd vor mir zum Stehen, aber ich beachtete ihn zunächst nicht, sondern konzentrierte mich ganz auf die zusammengekauerten Bergleute auf den offenen Wagen. Eine rasche Zählung ergab einundzwanzig Köpfe. Das waren zwar zwanzig Verdächtige mehr, als ich wollte, aber weit weniger, als ich befürchtet hatte.
    Ich musste schreien, um gegen den Sturm gehört zu werden. »Ihr Männer seid gekommen, um uns zu helfen, und ich sage euch im Namen Gileads unseren Dank!«
    Sie waren besser zu hören, weil der Wind ihre Stimme an mein Ohr trug. »Gilead kann mich mal«, sagte einer. »Rotzbengel«, sagte ein anderer. »Leck mir den Schwanz im Namen Gileads«, sagte ein dritter.
    »Ich kann ihnen Manieren beibringen, wenn Ihr möchtet«, sagte der Mann mit dem Schnauzer. »Ihr braucht es nur zu sagen, junger Mann, denn als Konstabler des Dreckslochs, aus dem sie kommen, bin ich für sie zuständig. Will Wegg.« Er berührte seine Stirn pflichtschuldig mit der Faust.
    »Nie im Leben«, sagte ich und erhob wieder die Stimme. »Wie viele von euch Männern wollen einen Drink?«
    Ihr Murren verstummte schlagartig, und ich hörte einzelne Hurrarufe.
    »Dann klettert runter, und stellt euch auf!«, rief ich. »In Doppelreihe, wenn’s beliebt!« Ich grinste sie an. »Und wenn ihr nicht wollt, fahrt zur Hölle – und fahrt von mir aus durstig!«
    Darüber lachten die meisten.
    »Sai Deschain«, sagte Wegg. »Diesen Burschen Drinks zu spendieren ist keine gute Idee.«
    Da war ich anderer Meinung. Ich winkte Kellin Frye zu mir heran und drückte ihm zwei Goldstücke

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