Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
antworten, »sie wäre eine wunderbare Mutter gewesen.«
Malin ließ sich nichts anmerken, aber die Bemerkung tat weh. Sehr weh sogar.
Kristina wartete bereits auf sie. Elegant wie immer, in der Hand eine Flasche Champagner.
»Warst du am Farlansee?«, fragte sie zur Begrüßung. »Hast du die Adler gesehen?«
Lena schüttelte den Kopf. »Der See ist sehr schön«, sagte sie, »aber kein Adler weit und breit. Ich werde mich später mal an den Computer setzen und prüfen, ob es hier wirklich Adler gibt. Vielleicht waren es ja nur zwei Vögel auf der Durchreise.«
Kristina lachte hell auf und ging neben ihr den Weg entlang zum Hotelparkplatz.
Lena druckste ein bisschen herum. Sie hatte keine Lust, mit Kristina zu diesen Leuten zu fahren, die sie überhaupt nicht kannte.
»Mir wäre lieber, ich könnte hierbleiben und weiterarbeiten«, sagte sie ehrlich.
»Das tust du nicht«, sagte Kristina energisch. Sie sah Lena von der Seite an. Ihre Stimme klang sanfter, als sie sagte: »Vielleicht brauche ich deine Unterstützung. Malin versteht nichts von unserem Leben.«
Lena zuckte mit den Schultern und sagte nichts mehr. Wenn Kristina es unbedingt so wollte, würde sie nichts umstimmen können.
Ein paar Minuten später parkte sie vor einem hübschen Haus direkt am Seeufer. Hohe Bäume umgaben das Grundstück. Dazwischen wuchs eine dichte Hecke. Sie stiegen aus dem Wagen und gingen den kiesbestreuten Weg zur Haustür. Plötzlich blieb Kristina stehen.
»Ich habe den Champagner im Auto vergessen. Holst du ihn bitte?«
Lena nickte und machte kehrt. Das Verdeck des Cabrios war heruntergeklappt, und sie hob die Flasche vom Rücksitz.
»Los, Papa, schieß doch endlich«, vernahm sie irgendwo hinter der Hecke eine Kinderstimme. Mit der Flasche in der Hand richtete Lena sich wieder auf und spürte plötzlich einen harten Schlag gegen ihre Schulter.
»He, was soll denn das?«, rief sie empört aus. Sie drehte sich um und beobachtete den Ball, der an den Wegrand rollte und schließlich liegen blieb.
»Entschuldigung!«, rief eine Männerstimme, die ihr bekannt vorkam. Im nächsten Augenblick tauchte der Mann auch schon hinter der Hecke auf. »Tut mir leid …« Er brach ab, als er sie erkannte. »Sie? Das freut mich aber.« Sören bückte sich nach dem Ball und hob ihn auf.
»Was?«, fragte Lena ironisch. »Dass Sie mich mit dem Ball abgeschossen haben?«
»Sie zu sehen, natürlich«, stellte er richtig. »Mein Ball hat sie doch hoffentlich nicht ernsthaft verletzt?«
»Wieso? Wollen Sie mich sonst mit Ihrer Ringelblumensalbe behandeln?«, behielt Lena ihren ironischen Tonfall bei, obwohl sie sich selbst freute, ihn schon wieder zu sehen. So viele Zufälle auf einmal konnte es fast gar nicht geben. Nur zögernd wandte sie sich zum Gehen.
»Also dann«, sagte sie und wies auf die Haustür, hinter der Kristina schon längst verschwunden war. »Ich muss da rein.«
Er lachte über das ganze Gesicht. »Ach ja? Ich auch.«
Lena war überrascht. »Ich dachte, Sie feiern heute Kindergeburtstag.«
»Von dreizehn bis achtzehn Uhr«, sagte Sören. »Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass Sie hier auch eingeladen sind, hätte ich die Kinder eine halbe Stunde früher nach Hause geschickt.«
»Nur keine Umstände wegen mir«, erwiderte Lena trocken.
»Ach?«, gab Sören mit gespielter Verwunderung zurück. »Sollten Sie tatsächlich die erste Frau sein, die es nicht zu schätzen weiß, wenn man sich für sie anstrengt?«
Lena wurde ernst. »Ich will damit vor allem sagen, dass es sich in meinem Fall nicht lohnt.«
Sören blickte sie durchdringend an. »Irgendwie sind Sie seltsam«, stellte er plötzlich fest. »Wieso habe ich das Gefühl, Sie freuen sich, mich zu sehen, und gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass Sie schrecklich genervt sind. Liegt das an mir?«
Nein, es lag nicht an ihm. Oder vielleicht doch? Ein bisschen? Weil er begann, sich zu sehr in ihre Gedanken zu drängen und sie sich schon richtig anstrengen musste, um sich dagegen zu wehren? Sie konnte ihm schlecht sagen, was sie dachte und fühlte, und so platzte es aus ihr heraus: »Ich bin hier nicht im Urlaub. In Stockholm türmt sich die Arbeit auf meinem Schreibtisch, und ich verschwende meine Zeit mit sinnlosen Wanderungen. Dabei habe ich die Adler nicht einmal gesehen.«
Sören lachte über das ganze Gesicht und nickte. »Die Adler lassen sich nicht von jedem ins Nest schauen, und ich wollte Sie nicht alleine gehen lassen, wie Sie sich vielleicht
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