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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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schaute ihn lange und schweigend an. Es war ihm anzusehen, dass es in ihm arbeitete, aber schließlich nickte er. Mit sichtlichem Bedauern legte er Valeries Bewerbung zur Wiedervorlage in eine Mappe.
    »Sie wäre die Richtige für meine Kanzlei gewesen. Aber gut, ich habe noch ein paar andere Bewerbungen auf meinem Tisch liegen.« Er seufzte tief auf. »Es fällt mir richtig schwer, aber wenn es für dich so wichtig ist, dass sie nicht hierherkommt, dann sage ich ihr ab. Ich warte noch ein paar Tage, und dann schicke ich ihr einen entsprechenden Brief.«
    Olof war zutiefst erleichtert. »Danke. Glaube mir, es ist für alle besser so.«
    Ludvig widersprach nicht, aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass er diese Meinung nicht unbedingt teilte.
    Olof verließ gedankenversunken die Kanzlei. Er beschloss, zu Fuß nach Hause zu laufen, um seinen Kopf frei zu bekommen.
    Er hatte Kerstins Tod damals bedauert, aber im Laufe der Jahre hatte er sie und auch ihre gemeinsame Tochter erfolgreich aus seinen Gedanken verdrängt.
    Aber jetzt … Die Begegnung mit Valerie hatte ihn zutiefst erschüttert. Seine ganze Welt drohte aus den Fugen zu geraten. Bisher hatte es in seinem Leben nur Leonie und Irma gegeben, auch wenn er um die Existenz dieser fremden Tochter wusste. Aber sie war weit weg gewesen, und oft hatte er einfach vergessen können, dass Leonie nicht sein einziges Kind war.
    Verdammt, dachte er, es hätte nie zu dieser Begegnung kommen dürfen! Es würde lange dauern, bis er sie vergaß und sein Leben so weiterlief wie bisher.
    Als er über den Marktplatz lief, stand plötzlich Leonie vor ihm. Olof starrte sie überrascht an.
    »Du bist ja schon wieder zurück!«
    Leonie flog ihm zur Begrüßung um den Hals, so wie sie es schon als kleines Mädchen gemacht hatte. Olof drückte sie liebevoll an sich. Er hatte sie sein ganzes Leben lang begleitet, glaubte alles von ihr zu wissen, und nun fragte er sich zum ersten Mal, wie es dem anderen Kind ergangen sein mochte in den Jahren, als es ohne Vater aufgewachsen war. Wie waren die Weihnachtsfeste gewesen, die Geburtstage? Wie hatte sie ihre erste Liebe erlebt, und wie war es ihr nach ihrer Scheidung ergangen?
    Olof schämte sich plötzlich, weil Valerie für ihn nie mehr gewesen war als ein monatlicher Minusbetrag auf seinem Konto.
    Leonie löste sich aus seiner Umarmung und lachte ihn fröhlich an. »Ich bin gerade angekommen«, sagte sie. »Ich war beim Endspiel der Basketballmeisterschaften in Göteborg.« Sie ließ ihren Vater los und trat einen Schritt zurück. »Schön, dich zu sehen.« Prüfend musterte sie ihn. »Wie geht es dir? Du siehst ein bisschen blass aus.«
    »Ach was«, wehrte Olof schnell ab. »Es ist alles in Ordnung. Hast du Lust, deine Mutter in der Galerie zu besuchen?«
    Leonie zwinkerte ihm zärtlich zu. »Ich war auf dem Weg zu ihr. Vielleicht hat sie ja einen Kaffee für uns.« Sie hängte sich bei ihrem Vater ein, während sie gemeinsam weiterschlenderten.
    Olof bedachte seine erfolgreiche Tochter mit stolzem Blick, und sofort schlich sich der Gedanke an seine andere Tochter wieder in sein Bewusstsein. Valerie war ungefähr genauso alt wie Leonie. Sie war ebenso groß und schön, ebenso erfolgreich.
    Mühsam schüttelte er den Gedanken ab und versuchte, sich auf Leonie zu konzentrieren.
    »Und, hast du vom vielen Herumreisen noch immer nicht die Nase voll?«
    Leonie schüttelte lächelnd den Kopf, sagte aber nichts. Ihre ständige Abwesenheit wurde in der Familie immer wieder thematisiert, weil Olof und Irma sich wirklich ernsthafte Sorgen machten. Dabei war Olof sicher, dass sie ihr damit oftmals auf die Nerven gingen. Es fiel ihm einfach sehr schwer zu begreifen, wie eine Ehe das über all die Jahre aushalten und zudem noch glücklich sein sollte.
    »Ich bewundere Markus, weil er das mitmacht«, bemerkte er jetzt ernst. »Ich habe gehört, du hast ihn sogar in Stockholm versetzt.«
    Leonie lachte. Sie wusste, dass Markus nichts gegen ihr hektisches Berufsleben einzuwenden hatte. »Er hat sich doch nicht etwa beklagt, oder? Ich habe ihm doch erklärt, dass ich nicht wegkonnte, weil die in die Verlängerung gegangen sind«, sagte sie.
    Mit diesen Worten erreichten sie die Galerie. Irma hatte sie bereits durch die Glasscheibe der Eingangstür gesehen und kam ihnen zur Begrüßung an der Tür entgegen. Sie freute sich sichtlich, ihre Tochter wiederzusehen, und umarmte sie herzlich.
    Für sie ist Leonie das einzige Kind, dachte Olof und ärgerte sich

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