Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
»Das ist doch Unsinn. Du glaubst doch nicht, dass er dich nach all den Jahren für sie aufgibt. Malin!«, sprach er eindringlich auf sie ein. »Ihr habt ein gemeinsames Leben gelebt.«
»Ja.« Malin weinte leise vor sich hin. »Wir haben daran gearbeitet, an unserem gemeinsamen Leben, aber jetzt scheint es ihm nichts mehr zu bedeuten.«
Sören schien nicht zu wissen, was er dazu sagen sollte. Aber er erwies sich als guter Freund, der einfach nur durch seine Anwesenheit Trost vermittelte und sie ihn den Arm nahm, als sie weinte. Irgendwann hatte sie keine Tränen mehr. Sie war leer, innerlich ausgebrannt.
Sören ließ sie in dieser Nacht nicht mehr nach Hause gehen, und sie nahm das Angebot dankbar an, bei ihm auf dem Sofa zu übernachten. Harald würde wahrscheinlich nicht einmal bemerken, dass sie nicht zu Hause schlief. Sie wusste ja nicht einmal, ob er überhaupt nach Hause kam.
Als Lena an diesem Morgen aus dem Bad kam, vermeldete ihr Handy den Eingang von zwei SMS. Weißt du überhaupt, wie schlecht die Luft in New York ist? Sören.
Lena spürte, wie sich eine freudige Wärme in ihr ausbreitete, und öffnete die andere Nachricht, die von Kristina kam: Pack deine Sachen, wir fahren heute zurück nach Stockholm .
Im ersten Augenblick spürte sie tiefe Enttäuschung und so etwas wie den Anflug trotzigen Widerspruchs. Was fiel Kristina eigentlich ein, so über ihr Leben zu bestimmen? Zuerst schleppte sie sie gegen ihren Willen hierher, und gerade als sie anfing, sich hier wohlzufühlen, verlangte sie von ihr, alles wieder abzubrechen. Und dann auch noch in letzter Minute.
Das war es dann wohl. Heute Abend war sie wieder zu Hause, zurück in ihrem alten Leben.
Lena atmete tief durch. Worüber regte sie sich eigentlich so auf? Genau so war es doch richtig. Sie musste das hier abbrechen, bevor es ihr so tief unter die Haut ging, dass sie ihre Pläne infrage stellte. Sie wollte doch zurück nach Stockholm. Und sie wollte nach New York gehen. So war es geplant, so war es gut und richtig. In diesem Plan hatte Sören keinen Platz, egal, was zwischen ihnen passiert war. Vor ihr lag die Zukunft, und die spielte in New York.
Lena überlegte, ob sie einfach auf Sörens SMS antworten und sich dabei gleichzeitig von ihm verabschieden sollte, entschied sich aber schnell dagegen. Das hatte er nicht verdient, nicht nach dem vergangenen Abend. Außerdem, das gestand sie sich selbst ein, wollte sie ihn noch ein einziges Mal sehen, bevor sie für immer von hier ging. Und von ihm …
Lena hatte keine Ahnung, wann genau Kristina nach Stockholm aufbrechen wollte, aber sie kannte ihre Chefin gut genug, um zu wissen, dass sie keine Zeit verschwenden würde. Vermutlich war es schon nach dem Frühstück so weit. Sie beschloss, Sören sofort aufzusuchen. Er war um diese Zeit bestimmt in der Schule, dort würde sie ihn finden. Sie machte sich schnell fertig und noch vor dem Frühstück auf den Weg in die Schule. Als sie das Gebäude betrat, kam Sören ihr schon entgegen, wahrscheinlich hatte er sie vom Klassenzimmer aus gesehen.
»Was für eine Überraschung! Schön, dass du vorbeikommst«, sagte er strahlend. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und küsste sie zärtlich auf den Mund.
In diesem Moment wurde Lena bewusst, dass es ein Fehler gewesen war, hierherzukommen. Es ging bereits tiefer, als sie es sich hatte eingestehen wollen. Sie hatte sich in ihn verliebt und schauderte vor dem, was unweigerlich kommen musste, aber nun war es zu spät für einen Rückzug. Sich auf ihn und ihre Gefühle einzulassen, das kam für sie nicht infrage. Zu viel müsste sie dafür aufgeben.
»Ich habe noch bis eins Unterricht«, fuhr Sören arglos fort, »danach können wir uns treffen.« Er hielt ihre Hände fest in seinen.
Lena spürte, wie die Schuldgefühle in ihr wuchsen. »Ich wollte nicht gehen, ohne mich von dir zu verabschieden«, sagte sie leise.
Sekundenlang sagte keiner von ihnen ein Wort. »Kommst du am Wochenende wieder?«, fragte Sören hoffnungsvoll. »Ich kann aber auch nach Stockholm kommen.«
Lena schluckte schwer. »Es war schön mit dir, Sören«, sagte sie, während sie mit den aufsteigenden Tränen kämpfte. »Aber es hatte nichts mit der Realität zu tun.«
Sören ließ ihre Hände los. Sein Blick wurde kalt und hart. »Was willst du damit sagen?«
Lena wand sich unbehaglich. »Du hast doch nicht wirklich gedacht, das mit uns könnte mehr sein als …« Sie brach ab, wusste nicht, wie sie es sagen sollte,
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