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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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plötzlich fühlte sich der Satz irgendwie nicht mehr richtig an. Doch Sören hatte offensichtlich keine Scheu, es auszusprechen.
    »Mehr als ein One-Night-Stand?«, fragte er heftig. »Doch, das habe ich ehrlich gesagt gedacht. Ich habe nicht angenommen, dass du eine Frau für eine Nacht bist.«
    Lena sah den Schmerz in seinen Augen, hörte die Wut in seiner Stimme. Sie hatte ihn offensichtlich verletzt, und das tat ihr leid. Gleichzeitig spürte sie, dass die Situation sie selbst stärker mitnahm, als sie erwartet hatte. Sie selbst hatte plötzlich Zweifel, ob es stimmte, was sie da sagte. Denn er hatte recht, sie war keine Frau für eine Nacht, schon gar nicht im Zusammenhang mit ihm. Lena spürte, wie der Kloß in ihrem Hals wuchs. Sie wandte sich ab und ging ein paar Schritte. »Ich hatte nicht vor, mich in dich zu …« Sie brach ab. »Es tut mir leid, ich wollte dir keine Hoffnungen machen.«
    Sören holte sie ein und ging neben ihr den Gang zwischen den Säulen entlang, der die Schule umgab. »Das hast du aber«, fuhr er sie an.
    Lena spürte, wie verletzt er war, und das tat ihr selbst weh. »Wir sind so verschieden, Sören. Du bist glücklich hier auf dem Land, und ich kann ohne die Stadt nicht sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich demnächst in New York leben werde. Du verstehst wahrscheinlich nicht einmal, was mich so antreibt.«
    »Doch«, widersprach Sören. »Vermutlich dasselbe, was mich damals angetrieben hatte, als ich unbedingt diesen Forschungsauftrag in Chicago haben wollte. Aber ich habe mich dann anders entschieden.«
    Lena war ehrlich erstaunt. Er hatte eine reizvolle Stelle ausgeschlagen, aber warum? Und warum hatte er dann Chicago ausgerechnet gegen Söderholm getauscht? »Aber wie bist du dann ausgerechnet hier gelandet?«, fragte sie.
    »In diesem Kaff, meinst du wohl«, sagte er ironisch. »Ja, meine Lebensplanung hatte tatsächlich etwas anderes vorgesehen, als dass ich hier als Lehrer lande, mit einem Kind im Schlepptau. Aber ich wollte es so. Ich wollte, dass mein Kind in der Natur aufwächst.«
    Lena konnte es nicht fassen. »Du hast für deine Tochter deine Karriere aufgegeben?«
    »Ja.« Sören wandte ihr den Rücken zu. Er lehnte sich mit einer Hand gegen eine Säule und starrte vor sich hin. »Monika war gerade auf ihrem Selbstverwirklichungstrip und wollte mit ihrer Theatergruppe durch die Welt reisen. Hätte ich Clara mitreisen lassen sollen?« Er schwieg eine Weile, und Lena ließ ihn gewähren. Sie war ihm dankbar für seine Offenheit und spürte, dass er sich sammeln musste.
    »Natürlich hätte mein Leben ohne Clara anders ausgesehen«, fuhr Sören schließlich fort. »Vermutlich hätte ich in der Forschung eine beachtliche Karriere gemacht. Aber wenn ich ehrlich sein soll, dieses Leben hier mit Clara, dieses Leben in diesem …«, er schaute sie kurz an, als er das Wort noch einmal hervorbrachte, »in diesem Kaff, hat mich für alles entschädigt.«
    Lena spürte, dass er jedes Wort ernst meinte, er war wirklich zufrieden mit dem Leben, das er gewählt hatte, doch verstehen konnte sie ihn nicht. »Ich bin nicht wie du«, sagte sie deshalb. »Ich muss meinen Traum verwirklichen.«
    Sören löste sich mit einem Seufzer aus der Starre und schritt auf sie zu. »Dann kann ich dir nur Glück wünschen. Vielleicht triffst du in New York ja mal auf meine Frau«, sagte er sarkastisch. »Dann könnt ihr beide euch darüber auslassen, was für ein Spießer ich bin. Mach’s gut, Lena.«
    Er ging an ihr vorbei, ging aus ihrem Leben, und Lena hatte das Gefühl, in diesem Moment etwas sehr Kostbares zu verlieren.
    Clara hatte ihren Vater vom Klassenzimmer aus zusammen mit Lena gesehen und den Raum unter einem Vorwand verlassen. Sie huschte lautlos zwischen den Säulen hinter den beiden her, aber noch war sie nicht nahe genug herangekommen, um zu hören, was sie miteinander sprachen. Dann blieben ihr Vater und Lena stehen, und Clara versteckte sich hinter der nächsten Säule. Sie hörte, wie ihr Vater sagte: »Natürlich hätte mein Leben ohne Clara anders ausgesehen. Vermutlich hätte ich in der Forschung eine beachtliche Karriere gemacht.«
    Clara war immer davon ausgegangen, dass ihr Vater gerne mit ihr hier lebte, und nun erfuhr sie, dass sie sein Leben zerstört hatte.
    Clara wollte nur noch weg. Von hier, von ihm. Der einzige Mensch, zu dem sie gehen konnte, war ihre Mutter in Amerika.
    Malin goss sich gerade frischen Kaffee ein, als Harald in die Küche kam.
    Sie hatte das

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