Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Antwort hatte, die alles zerstören konnte.
Olof schien ihre Skepsis nicht zu bemerken. »Natürlich ist alles in Ordnung«, sagte er beschwichtigend. »Sie arbeiten eben beide sehr viel. Und das kommt in den besten Ehen vor. Mach dir keine Sorgen, sie sind für mich das ideale Paar.«
Irma schwieg. Gab es so etwas wie ein ideales Paar überhaupt? Sie hatte immer geglaubt, sie und Olof kämen diesem Ideal sehr nahe, aber plötzlich kamen ihr Zweifel, die jetzt stetig wuchsen.
Sie bedachte ihn mit einem aufmerksamen Blick und ließ ihn nicht aus den Augen, als sie sagte: »Ich habe übrigens unsere neuen Mieter dazugebeten.« Sie registrierte, dass er leicht zusammenzuckte.
»Unsere Mieter …?«, stammelte er hilflos.
»Ja, den Jungen und seine Mutter. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
Seine Miene verriet, dass das sehr wohl der Fall war, aber so leicht würde sie ihn nicht davonkommen lassen.
»Ich habe die beiden nämlich schon eingeladen«, fügte sie hinzu, verschwieg aber, dass sie nur mit Lasse gesprochen hatte.
Sie beobachtete Olof genau und bemerkte den inneren Kampf, den er ausfocht. Sie war so viele Jahre mit ihm zusammen, sie kannte ihn in- und auswendig, und so spürte sie auch bei seinen folgenden Worten, dass er log. »Natürlich habe ich nichts dagegen, ganz im Gegenteil«, sagte er langsam. »Sie sind ja noch ganz neu hier am Ort und freuen sich bestimmt, ein paar Leute kennenzulernen.«
»Das dachte ich auch«, presste Irma hervor, bevor sie sich vom Stuhl erhob und unter einem Vorwand die Küche verließ. Weil sie die Situation nicht mehr aushielt, weil sie seine Gegenwart in diesem Moment nicht mehr ertrug – und weil sie ihn sonst vielleicht gefragt hätte, warum er sie belog. Aber noch größer als ihr Ärger war die Angst vor den Konsequenzen, wenn sie ihn zur Rede stellte. Und so beschloss Irma, sich zusammenzureißen und ihren Mann weiterhin erst einmal aufmerksam zu beobachten. Das Essen am morgigen Abend würde ihr sicher Aufschluss geben.
Markus begleitete Valerie nach Hause. Ein Stück vom Haus entfernt stiegen beide von ihren Fahrrädern und stellten sie ab. Noch einen Moment wollten sie unbeobachtet beisammen sein.
Valerie trat einen Schritt auf Markus zu. »Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast«, sagte sie.
»Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn du dich verirrst«, sagte er schmunzelnd.
»So etwas passiert Frauen wie mir öfter«, gab Valerie zurück. Sie hätte nie gedacht, dass ihr das hier überhaupt passieren könnte. Sie war eine selbstbewusste, erfolgreiche Frau, stand mit beiden Beinen fest auf der Erde und meistens, so glaubte sie selbst, über den Dingen. Unglaublich, dass sie sich überhaupt Hals über Kopf verlieben konnte.
»Ein Glück, dass du mich getroffen hast«, sagte Markus zärtlich.
»Ja, darüber bin ich sehr froh«, erwiderte Valerie sanft.
Markus’ Miene veränderte sich. »Ich meine es ernst, Valerie. Ich bin sehr froh, dass du nach Boxenberg gekommen bist.«
Valerie schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich wieder an ihn. »Ich auch«, flüsterte sie.
Er hielt sie ganz fest, während er sie lange und innig küsste – und das war auch gut so. Alles um sie herum schien sich zu drehen. Die ganze Welt tauchte ein in diesen Wirbel aus Leidenschaft und Zärtlichkeit. Ihr wurde schwindelig, und als er sie wieder losließ, taumelte sie einen Moment.
»Hast du nicht das Gefühl, dass das alles ein bisschen zu schnell geht?«, fragte Valerie atemlos.
»Fühlt sich das denn schlecht an?«, wollte er wissen.
Valerie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht, mal abgesehen von meinen weichen Knien und meinem Herzen, das gerade Galoppsprünge macht. Es fühlt sich sogar ziemlich gut an.«
Markus küsste sie wieder und wieder, bis sie sich schließlich widerstrebend aus seinen Armen löste. Wäre Lasse nicht, sie hätte Markus an diesem Abend nicht mehr losgelassen.
Es war spät geworden, und Valerie mochte ihren Sohn nicht noch länger alleine lassen.
»Schade, dass du mir keinen Kaffee anbieten willst.« Markus zog sie noch einmal an sich. »Ich würde die Einladung glatt annehmen«, flüsterte er in ihr Ohr.
Valerie küsste ihn, schüttelte dann aber lachend den Kopf. »Wir haben noch so viel Zeit«, sagte sie.
Er ließ sie noch nicht gehen, küsste sie wieder und immer wieder, bis sie sich von ihm losmachte und zum Haus lief. Als sie von innen die Tür schloss, stand er immer noch draußen, aber sein Blick war nach
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