Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
dahin zurückwill.« Sie hob den Blick und fand Wärme in seinem Blick. »Wieso kann ich nicht einfach hierbleiben? Wieso können wir nicht einfach so weitermachen?« Sie hörte selbst, wie naiv ihre Worte klangen.
Sie registrierte, dass Magnus sichtlich ruhiger geworden war, jetzt aber den Kopf schüttelte. »Ich kann das nicht«, sagte er leise und fügte dann kaum hörbar hinzu: »Ich habe schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht.«
»Mit einer Frau.« Es war Lucias Feststellung, keine Frage.
»Ja.« Magnus wandte ihr den Rücken zu. Sekundenlang blieb er still stehen, bevor er sie wieder ansah. »Ich war sogar verheiratet«, sagte er bitter und breitete die Hände aus. »Damals habe ich in einem Hotel in Oslo die Bäckerei geleitet, Vera hat an der Rezeption gearbeitet. Wir wollten gemeinsam alt werden, ich wollte Kinder haben. Wir haben uns geliebt.« Er schaute an Lucia vorbei ins Leere. In seinen Augen lag noch immer der Schmerz, den er damals empfunden haben musste.
»Ich dachte zumindest, wir hätten uns geliebt. Dann ist sie einfach abgehauen. Einfach so. Ohne mir zu sagen, wohin oder warum. Sie ist einfach aus meinem Leben verschwunden, und wir haben uns nie wiedergesehen.«
Lucia wusste nicht, was sie sagen sollte, wartete auf die Fortsetzung. Magnus aber schwieg, dann drehte er ihr abrupt den Rücken zu, um in seinen Wagen zu steigen.
Lucia griff nach seiner Hand. »Magnus, bitte«, bat sie eindringlich.
Erleichtert bemerkte sie, dass er sich umdrehte. Er blickte sie an, und sie hielt seinem Blick stand. Als er sie an sich zog, schlang sie beide Arme um seinen Hals und empfing seinen Kuss voll verzweifelter Leidenschaft.
Lucia klammerte sich an ihn. Sie liebte diesen Mann, deshalb war die Angst so groß, ihn zu verlieren.
In den nächsten Tagen bemühten sie sich beide, dieses Gespräch und ihre Angst vor der Zukunft auszublenden. Lucia war jeden Tag in der Backstube. Mit Göran und Frida verstand sie sich ausgezeichnet. Auch ihr Verhältnis zu Greta war gut. Nur Ulla verhielt sich zwar freundlich, aber zurückhaltend.
Lucia ahnte, dass es mit ihrer Bemerkung am Tag ihres Kennenlernens zusammenhing. Offenbar war Ulla sehr nachtragend und konnte es ihr nicht verzeihen, dass sie sich in ihre Beziehung zu ihrem Vater eingemischt hatte.
Lucia vermied seither jede Anspielung in diese Richtung, bekam aber einige Male mit, dass Max Wernberg und Ulla sich zufällig sahen. Immer wenn er den Platz überquerte und Ulla gerade draußen servierte, trafen sich ihre Blicke. Immer war es Ulla, die sich abrupt abwandte. Und immer grub sich der gequälte Ausdruck in diesen Momenten noch tiefer in das Gesicht des alten Mannes.
Lucias Torten waren zum festen Bestandteil der Bäckerei Sigge geworden. Die Nachfrage stieg ständig, und Greta hatte schließlich eine Kaffeemaschine besorgt und vor der Bäckerei ein paar kleine Bistrotische und Stühle aufstellen lassen. Jeden Nachmittag trafen sich hier vor allem Frauen aus Sandbergen zur gemütlichen Kaffeerunde. Sie alle kannten Lucia mittlerweile und hatten sie wie selbstverständlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen.
Magnus blieb dank Lucias tatkräftiger Hilfe in der Bäckerei sehr viel mehr Zeit für seine Arbeit im Rathaus. An diesem Abend überraschte er Lucia mit einem Ausflug, dafür hatte er extra früh Feierabend gemacht. Sie freute sich und begleitete ihn zu einer abgelegenen Stelle am Ufer, von der er ihr erzählte, dass er sich hierher immer zurückzog, wenn er in Ruhe nachdenken wollte.
Der Ort war wunderschön. Wind und Wetter hatten die Felsen am Ufer im Laufe der Zeiten rund geschliffen, standhafte Gräser wiegten sich zwischen den Steinen im Wind. Vor ihnen lag die Ostsee, hinter ihnen ein kleines Kiefernwäldchen.
Magnus hatte sich auf einen der glatten Felsen gesetzt. Lucia legte sich neben ihn und bettete den Kopf auf seinen Schoß. Beide schwiegen, genossen die Gegenwart des anderen. Es war einer der wenigen Momente, in denen Lucia selbst die Angst vor dem vergaß, was kommen würde. Sie spürte den Wind auf ihrer Haut, seine Hände in ihrem Haar.
»Was denkst du gerade?« Träge blinzelte sie zu Magnus hoch.
»An Maja«, sagte er. »Sie hat seit ein paar Tagen außergewöhnlich gute Laune.«
»Du streichst mir durch die Haare und denkst dabei an deine Sekretärin?«, fragte sie mit gespielter Strenge.
Magnus lachte. »Maja hat einen Heiratsantrag von ihrem Freund bekommen und ist fest davon überzeugt, dass sie es nur dir und deinen
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