Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
von frischem Schokoladenkuchen schlug ihm entgegen. Der Kuchen war mit Mandeln verziert und erinnerte ihn an glückliche Zeiten.
Zum ersten Mal seit Jahren erfüllte Max so etwas wie die Andeutung eines Glücksgefühls. Vielleicht wurde ja doch noch alles gut.
In dieser Nacht schlief er tief und fest, wurde zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit nicht von dem immer wiederkehrenden Albtraum gequält. Frisch und ausgeruht erwachte er am nächsten Tag.
Wie jeden Morgen begnügte sich Max Wernberg auch jetzt mit einer Tasse Kaffee zum Frühstück. Er aß nur noch das Nötigste, und das war ihm auch deutlich anzusehen. Die Magerkeit hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben.
Sein Weg zum Gericht führte ihn am Kiosk vorbei. War es Zufall oder Fügung des Schicksals, dass er dort ausgerechnet auf Ulla traf?
»Hej, Ulla«, sagte er schüchtern. Unsicher schaute er sie an. »Ich möchte mich bedanken.«
Er beobachtete, wie seine Tochter die Augenbrauen zusammenzog und den Kopf schüttelte. »Wofür?«, fragte sie schroff.
»Für den Kuchen«, erwiderte Max leise. »Er war doch von dir?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte sie kalt und schwang sich aufs Rad. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muss die Bäckerei aufschließen.«
»Warte!« Max griff in ihr Lenkrad. »Ich habe mich sehr darüber gefreut.«
Ulla antwortete nicht. Ihr abweisender Blick irritierte ihn. »Ich dachte, du wolltest damit ein Zeichen setzen«, sagte er unsicher.
»Wieso sollte ich?«, gab sie kalt zurück. »Zwischen uns hat sich nichts geändert.«
Die Worte trafen ihn wie Faustschläge. Max ließ das Lenkrad los und trat mit letzter Kraft einen Schritt zurück. Für wenige Stunden hatte er sich in der Hoffnung gewiegt, es würde alles wieder gut. Die Enttäuschung war umso schlimmer und brach nun mit voller Kraft über ihm zusammen. Wie eiskalte Wellen raubte sie ihm den Atem.
Ulla fuhr los. Max sah ihr nach. Schmerz und Trauer durchströmten ihn, und er spürte in diesem Moment, dass sie ihn zerbrechen würden.
Als Lucia das Haus verließ, war sie überglücklich. Sie hatte die Nacht in Magnus’ Armen verbracht. Gemeinsam waren sie an diesem Morgen aufgewacht und hatten zusammen gefrühstückt.
Greta schlief noch, heute würde Ulla die Frühschicht im Laden übernehmen.
Nun wollten sie gemeinsam zur Arbeit fahren, Lucia in die Bäckerei und Magnus gleich ins Rathaus. Gespannt lauschte sie Magnus, der vom Mittsommerfest in der kommenden Woche in Sandbergen erzählte.
»Ich habe mir überlegt, dass die Bäckerei in diesem Jahr eine Kuchentheke beisteuert«, schlug er vor. »Was hältst du davon?«
Lucia war begeistert. »Ich hätte da auch noch die eine oder andere Idee für eine neue Torte.«
»Das wird ein großartiges Fest.« Magnus’ Blick verriet, dass er damit nicht die Kuchentheke oder die Aussicht auf neue Torten meinte. Er freute sich darauf, gemeinsam mit ihr zu feiern, und auch Lucia freute sich sehr darauf. Sie wurde immer mehr Teil dieser Gemeinschaft, und ihre Liebe zu Magnus wuchs mit jedem Tag.
Lucia öffnete die Beifahrertür und wollte gerade einsteigen, als sie Ulla sah, die den Weg entlangradelte.
Lucia wunderte sich darüber, eigentlich musste Ulla längst in der Bäckerei sein. Das Gesicht der jungen Frau war wutverzerrt. Sie sprang vom Fahrrad und ging gleich auf Lucia los.
»Was fällt dir ein, dich in meine Angelegenheiten zu mischen? Wieso beschenkst du meinen Vater mit Kuchen und lässt ihn in dem Glauben, er wäre von mir?«
Lucia wusste nicht, was sie sagen sollte. Ulla war offensichtlich sehr verärgert, dabei hatte sie es nur gut gemeint.
»Hat der Kuchen deinem Vater nicht geschmeckt?«, fragte sie hilflos. »Hat er sich nicht gefreut?«
Ulla schäumte vor Wut. »Das ist mir egal!«, schrie sie Lucia an. »Verdammt noch mal, du hast doch überhaupt keine Ahnung, was hier los ist! Du tust einfach so, als wärst du immer schon hier gewesen. Dabei weißt du selbst nicht einmal, wo du herkommst.«
Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, und es tat Lucia ehrlich leid, die junge Frau so verärgert zu haben. Wenn auch unabsichtlich. »Es tut mir leid, ich wollte nur helfen«, entschuldigte sie sich, aber Ulla war ganz offensichtlich nicht bereit, diese Entschuldigung anzunehmen.
»Ein für alle Mal, lass mich in Ruhe!«, rief sie unbeherrscht. »Mein Leben geht dich nichts an!«
Ulla griff nach ihrem Rad und schob es entschlossen ein Stück weiter. Lucia sah,
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