Windbruch
zumindest bei der
Sekretärin abgemeldet hatte.
All das war Kommissar Büttner
erläutert worden, nachdem er am frühen Morgen den Anruf von Maarten Sieverts
aus New York erhalten und sich daraufhin auf den Weg zur N.S.OffshorePower
Ltd. gemacht hatte, um Inka zur Vernehmung vorzuladen. Aber ganz egal, wo
und auf welchem Weg er anschließend auch versucht hatte, sie zu erreichen, sie
war einfach unauffindbar. Abgetaucht. Wenn Maarten Sieverts mit seiner
Vermutung, dass Inka Henzler irgendwie in die Entführung von Tilman Langhoff
eingebunden war, Recht hatte, dann musste sie inzwischen Panik bekommen und
untergetaucht sein, davon war Büttner überzeugt. Denn schließlich war der Junge
wieder wohlbehalten zu seiner Familie zurückgekehrt und sie musste davon ausgehen,
dass er der Polizei Hinweise geben konnte.
Nach wie vor erschloss es sich
Büttner nicht, warum überhaupt jemand den kleinen Jungen entführt und bald nach
der Abreise von Maarten Sieverts wieder frei gelassen hatte. Das ergab doch
alles keinen Sinn! Man entführte doch kein Kind in der Annahme, alle Probleme
seien gelöst, wenn ein einzelner Mann, der noch dazu eng mit der Polizei
zusammenarbeitete, sich über den Atlantik davon machte! Nein, da musste noch
mehr dahinter stecken. Aber was? Dieser verworrene Fall ging Büttner inzwischen
gehörig auf die Nerven. Nur gab es nun mal keine Chance, ihn irgendwie wieder
loszuwerden, so dass er sich da zwangsläufig durchbeißen musste.
Also machte er sich am frühen
Abend erneut auf in die vorweihnachtlich beleuchtete Fußgängerzone, in der ihm
der herrlich würzige Geruch von frisch aufgebrühtem Glühwein in die Nase stieg.
Am liebsten hätte er Verbrechen einfach Verbrechen sein lassen und wäre mit
seinem Assistenten Sebastian Hasenkrug am Glühweinstand eingekehrt, um sich zum
Feierabend etwas Gutes zu tun. Aber das ging natürlich nicht. Schließlich war
es gut möglich, dass Inka Henzler gegen Abend wieder in ihrer Wohnung
auftauchte. Sollte sie jedoch auch jetzt unauffindbar bleiben, würde er einen
Polizeiposten vor ihrer Haustür abstellen und ihre Wohnung beobachten lassen.
„Suchen Sie jemanden?“, fragte
eine weibliche Stimme im Treppenhaus, als sie zum wiederholten Male auf die
Klingel der Wohnung Henzler drückten.
„Ja, wir würden gerne mit Frau
Henzler sprechen“, brummte Büttner und schaute die ältere Frau, die einen
Treppenabsatz höher stand, schlecht gelaunt an. „Haben Sie sie heute schon
gesehen?“
„Warum wollen Sie das denn
wissen?“, fragte die Frau zurück und verzog misstrauisch das Gesicht.
„Polizei“, sagte Büttner und
hielt ihr seine Marke hin. „Das hier ist mein Kollege, Sebastian Hasenkrug.“
„Ach, das ist aber gut, dass Sie
kommen“, rief sie. „Wissen Sie, ich hab mir ja schon Sorgen gemacht.“
„Darf man fragen, warum Sie sich
um Frau Henzler Sorgen machen?“
„Nicht um Frau Henzler. Um die
Katze!“
„Welche Katze?“
„Na, die Katze von Frau Henzler!
Kleo heißt sie, na ja, eigentlich Kleopatra, aber das finde ich ganz furchtbar.
Sie ist nun doch schon so lange allein.“
„Frau Henzler war wohl länger
nicht da?“
„Ich jedenfalls hab sie nicht
gesehen und auch nicht gehört. Wissen Sie, normalerweise geht sie ja immer erst
unter die Dusche, wenn sie nach Hause kommt, aber nun habe ich schon seit zwei
Tagen das Rauschen nicht mehr gehört. Und normalerweise, wenn Frau Henzler für
längere Zeit weg ist, was ja nicht oft vorkommt, dann gibt sie mir schon mal
die Wohnungsschlüssel. Aber diesmal ist sie einfach weg gegangen ohne Bescheid
zu sagen. Komisch ist das schon. Das passt gar nicht zu ihr.“
„Wissen Sie, ob Frau Henzler am
Montag ein Kind dabei hatte, als sie nach Hause kam?“, fragte Hasenkrug, einer
plötzlichen Eingebung folgend.
„Ein Kind? Nein, ich habe Frau
Henzler nie mit einem Kind ... ach, warten Sie mal. Ja, jetzt wo Sie es sagen.
Mir war die Tage mal so, als hätte ich aus ihrer Wohnung was gehört. Hörte sich
an wie Kindergebrabbel.“
„Das kann nur der Kleine gewesen
sein“, rief Hasenkrug aufgeregt, „sie hatte tatsächlich den Jungen mit hier!“
„Wohl kaum“, knurrte Büttner.
„Aber ...“, warf Hasenkrug ein,
sein Chef jedoch schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Der Junge ist
taubstumm, schon vergessen?“
„Oh. Stimmt.“
„Sind Sie sicher, gnädige Frau,
dass Sie Kindergebrabbel gehört haben?“, wandte sich Büttner wieder an die
Nachbarin.
„Ach, wissen
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