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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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ist!“
    Zu Tomkes Erstaunen wich
Hufschmidt alle Farbe aus dem Gesicht, als er wenig später auf das Display sah.
„Mist“, murmelte er und ging doch tatsächlich dran. „Ja, bitte“, fragte er mit
schwacher Stimme. Tomke hörte, wie am anderen Ende offensichtlich einer
lautstark in den Hörer schrie. Und wenn sie nicht alles täuschte, dann war es
Hayo Rhein. Sie vernahm Wortfetzen wie einziger Ingenieur , Frechheit , Kontrolle und sofort kommen . Hoffnung keimte in ihr auf. Denn
Hufschmidt war so blass geworden und nickte ständig so ergeben mit dem Kopf,
dass er womöglich gleich aufstehen und tatsächlich gehen würde.
    Und das tat er. Tomke konnte es
kaum glauben, aber, nachdem er das Gespräch beendet hatte, stand Hufschmidt tatsächlich
auf und zog seinen Mantel an, den er achtlos auf den Boden geworfen hatte, als
er hereingekommen war. Er warf einen bedauernden Blick auf Tomkes halbnackten
Körper, kam noch mal zurück und drückte ihr einen Kuss auf die Brust. „Tut mir
leid, mein Schatz, ich muss jetzt gehen“, murmelte er und sah ihr in die Augen.
„Aber du läufst ja nicht weg. Und wenn ich wiederkomme, wird es noch viel
schöner, das verspreche ich dir.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn,
dann war er verschwunden.

67
    Mit leisen Schritten folgten
Maarten und Franziska Tomkes Bruder Keno die außen gelegene Kellertreppe hinunter
und hofften, dass sie keiner der Nachbarn gesehen hatte, als sie das Gründstück
betraten. Quer über Kellertür und Rahmen war, wie sie befürchtet hatten, ein Polizeisiegel
angebracht, das Keno ohne zu zögern mit einem Taschenmesser durchschnitt. Dann
steckte er den Schlüssel ins Schloss, die Tür ließ sich problemlos öffnen. Als
er sie aufstieß, quietschte sie jedoch in einem so grellen Ton, dass die drei
erschrocken die Luft anhielten. „Das sieht Tomke ähnlich“, presste Keno hervor,
„fettes Ingenieurstudium, aber nicht in der Lage, mal ihre Türen zu ölen.“ Als
alle hineingeschlüpft waren, schloss er die Tür wieder mit einem schnellen
Ruck, um das Quietschen so kurz wie möglich zu halten.
    „Was genau sucht ihr
eigentlich?“, fragte Keno, als sie, an zahllosem Gerümpel vorbei, die Treppe
zur Wohnung hinaufstiegen.
    „Keine Ahnung“, antwortete
Franziska, „wir wollen nur mal schauen, ob die Polizei bei ihrer Durchsuchung
vielleicht was übersehen hat.“
    „So wie die hier gewühlt haben,
ist das eher unwahrscheinlich, oder?“, meinte Keno.
    „Ach, wer weiß, wir ... au,
Mist!“, unterbrach Franziska sich im nächsten Moment selbst, als sie Tomkes
Wohnzimmer betrat, und schlug erschrocken die Hände vor den Mund.
    Und auch Maarten war das
Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Puh“, sagte er mit rauer Stimme, „das hatte
ich mir irgendwie anders vorgestellt, als ich hörte, das Feuer habe schnell
gelöscht werden können.“
    Tatsächlich bot das Wohnzimmer
keinen schönen Anblick. In der Mitte des Raumes stand der beinahe komplett verkohlte
Tisch und bildete den traurigen Mittelpunkt des völlig verrußten Raumes. Die in
freundlichen Farben gestrichenen Wände waren von einem dichten, schwarzen Film
überzogen, und auch alle weiteren Möbelstücke sahen aus, als trügen sie Trauer.
Der angrenzenden Küche ging es ähnlich. „Schöne Sauerei!“, nuschelte Maarten
und bückte sich instinktiv, um den umgefallenen Stuhl wieder in eine aufrechte
Position zu bringen. „He“, stieß Keno hervor, „und riss ihn am Arm zurück,
„nichts verändern!“
    „Oh, sorry“, erwiderte Maarten,
„war nur so ein Reflex.“
    „Wo fangen wir an?“, fragte
Franziska, die sich von ihrem Schrecken wieder erholt hatte.
    „Weiß nicht“, antwortete Maarten
und zuckte mit den Schultern, „vielleicht im Büro? Wenn es einen Hinweis auf
die Hintergründe ihrer Entführung gibt, dann wahrscheinlich am ehesten da.“
    Franziska nickte und strebte
sofort dem Raum zu, den Tomke als Arbeitszimmer nutzte. „Am besten nimmt sich
jeder von uns ein Regal vor“, sagte sie, als sie sich stirnrunzelnd umsah und
Berge von teilweise schon vergilbtem Papier entdeckte. „Das ist ja wirklich
jede Menge Zeug, was die Gute hier angesammelt hat.“
    „Ja, Tomke konnte noch nie was
wegschmeißen“, nickte Keno, „war ja auch im Keller unschwer zu übersehen. Ihr
hättet früher mal ihr Kinderzimmer sehen sollen, Kraut und Rüben, sag ich euch.
Sie meint immer, alles irgendwann bestimmt noch mal gebrauchen zu können. Ist
absolut kein Spaß, mit ihr

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