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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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erst gar nicht
annehmen. Es erschien mir ... nicht richtig. Aber sie haben darauf bestanden,
weil sie wussten, dass ich mir so eines schon ganz lange gewünscht, aber nie
bekommen habe.“
    „Ich finde es gut, dass du es
jetzt hast“, sagte Franziska leise, „so hast du immer eine Erinnerung an deine
Freundin, die dir noch dazu Spaß macht.“
    Esther nickte. „Ja, das haben
ihre Eltern auch gesagt. Trotzdem kam ich mir ... ja, wie eine Spannerin vor,
als ich die Dateien durchgeblättert habe. Und gleichzeitig tat es so weh, weil
noch so viele Fotos darauf waren, die wir gemeinsam bei den unterschiedlichsten
Gelegenheiten gemacht hatten. Wisst ihr, wir haben eigentlich ständig was im
Bild festgehalten, egal wo wir waren. Und jetzt sind hunderte Fotos auf diesem
Handy, obwohl Antje es noch gar nicht so lange hatte.“
    „Hatte sie dich von diesem Handy
aus angerufen an ... dem Tag?“, fragte Franziska.
    „Ja. Es war der letzte Anruf, den
sie gemacht hat. Das habe ich schon herausgefunden. Und dann ist da noch ein
Foto, das sie wohl nicht mehr abschicken konnte oder mir vielleicht auch erst
später zeigen wollte.“
    „Und was genau wolltest du uns
jetzt zeigen?“, fragte Maarten.
    Esther zögerte kurz, dann drückte
sie Maarten das Handy in die Hand. Neugierig betrachtete er das Display – und
erstarrte. „D-das ist ja Tomke“, stammelte er und seine Hände fingen an zu
zittern. Sofort riss ihm Franziska das Telefon aus der Hand. „Oh mein Gott“,
keuchte sie, „es sieht ja so aus, als sei sie überfallen worden! Seht mal, ihr
Gesichtsausdruck, sie guckt ganz panisch!“ Sie schaute noch mal genauer hin und
erschrak. „Scheiße“, sagte sie dann, „hast du gesehen, Maarten, wer da auf ihr
liegt und sie anscheinend zu Boden drückt?“ Jetzt griff Keno, dessen Augen sich
bei ihren Worten vor Schreck geweitet hatten, nach dem Handy und starrte es
sekundenlang fassungslos an.
    „Georg Hufschmidt“, sagte Maarten
mit dünner Stimme, „es ist Georg Hufschmidt.“
    „Wer ist Georg Hufschmidt?“, rief
Keno so aufgebracht, dass sich die anderen Gäste des Bistros zu ihm umdrehten,
„wer ist dieser verdammte Hurensohn?“
    „Er ist ein Kollege von Tomke“,
sagte Maarten und nahm einen Schluck von seinem Cappuccino, den die Kellnerin
soeben auf den Tisch gestellt hatte.
    „Und, wo finde ich dieses
Schwein? Ich schlage ihn windelweich! Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er sich
wünschen, nie geboren worden zu sein!“, schrie Keno außer sich und sprang auf.
    „He, bleib mal locker!“, sagte
Franziska barsch. „Bevor du diesen Drecksack ins Jenseits beförderst, lass uns
erstmal überlegen, wie wir es am besten anstellen.“ Sie zögerte und sah Keno
eindringlich an. „Ich werde dir jetzt noch mehr erzählen, aber du musst mir
versprechen ruhig zu bleiben. Ich könnte auch schreien vor Wut, das kannst du
mir glauben, aber das bringt uns gerade kein Stück weiter.“
    „O. k.“, sagte Keno und atmete
tief durch.
    Franziska warf ihm noch einen
langen Blick zu, dann begann sie ihm zu erzählen, dass es Georg Hufschmidt war,
der Tomke des Mordes an Rautschek beschuldigt hatte und sich keiner erklären
konnte, warum er nach wie vor darauf bestand, den Mord persönlich beobachtet zu
haben, obwohl längst klar war, dass das gar nicht sein konnte, weil Rautschek
sich nachweislich schon am Mittag gar nicht mehr in Tomkes Nähe aufgehalten und
die Plattform lebend wieder verlassen hatte.
    Keno nickte. „Die Polizei wollte
uns nicht sagen, wer Tomke bei ihr angeschwärzt hatte. Aber nun wird mir alles
klar. Der Kerl muss irre sein, komplett verrückt.“
    „Ja“, sagte Maarten, „zunächst
hatte ich gedacht, der wäre durch sein tagelanges Koma einfach etwas durch den
Wind. Aber wenn ich mir das hier so angucke“, er machte mit dem Kopf eine
Bewegung zu Esthers Handy, „dann glaube ich auch so langsam, dass er schon seit
Längerem nicht ganz dicht im Kopf sein muss. Aber warum hat er sich für seine
Angriffe ausgerechnet Tomke ausgesucht?“
    „Hm“, mischte sich nun auch
Esther wieder ins Gespräch. „Jetzt, wo ihr von einem Irren sprecht. Also, Antje
hat mir wenige Tage, nachdem sie mit dem Praktikum begonnen hatte, von so einem
seltsamen Typen, einem Ingenieur, erzählt, der, wenn er sich unbeobachtet
fühlte, immer irgendwelche Fotos aus seinem Schreibtisch geholt, sie mit glasigen
Augen angeguckt und mit dem Finger darüber gestrichen hat. Sie hat es mal
zufällig gesehen, als sie in sein

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