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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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und mit Atemwolken vor
den Gesichtern, ihren Weg durch die weihnachtlich geschmückte Stadt bahnten.
Ja, dachte sie, diesen Trubel brauchte sie jetzt, um der inneren Einsamkeit,
die sie in den letzten Wochen gefangen gehalten hatte, zu entkommen.
    Als sie am Stadtgarten ankamen, war
die Dämmerung bereits weit fortgeschritten, und Tomkes Augen leuchteten mit den
vielen bunten Lichtern der Weihnachtsbuden um die Wette. Fasziniert schaute sie
den Ratsdelft hinab, auf dem sich zahlreiche Traditionssegler und das
Museumsfeuerschiff Deutsche Bucht eingefunden hatten und ebenfalls mit
festlichen Lichterketten geschmückt waren. Ein intensiver Geruch nach
Lebkuchen, Mandeln und weihnachtlichen Gewürzen stieg ihr in die Nase und ließ
ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen. Sie fasste Maarten am Ärmel und zog ihn
in Richtung Weihnachtspyramide, die die majestätische Krone des Engelkemarktes bildete, dessen Namen eine Hommage an das Emder Stadtwappen war, das von den Einheimischen
liebevoll Engelke up de Muer genannt wurde.
    Genüsslich nippte sie wenig
später an ihrem ersten Glühwein in diesem Jahr und ließ sich einen Crêpe mit
Apfelmus schmecken. Erst jetzt bemerkte sie, wie ausgehungert sie war, hatte
sie doch in den vergangenen Tagen kaum etwas gegessen.
    „Pass auf, dass du dir nicht den
Magen verdirbst“, sagte Maarten mit mahnender Stimme, wischte ihr dann aber lachend
mit einer Papierserviette heruntergetropften Apfelmus vom Kinn.
    „Ach, Maarten, es schmeckt so
herrlich! Am liebsten würde ich gleich noch einen essen.“
    „Wie wäre es stattdessen mit ein
paar gebrannten Mandeln zum Nachtisch?“, schlug er vor.
    „O. k.“, lachte sie, „ist `ne
gute Alternative.“
    Gerade, als sie sich beide die
erste Mandel in den Mund geschoben hatten und knuspernd auf ihr herumkauten, entdeckte
Tomke eine Frau mit zwei kleinen Kindern und winkte heftig. Maarten drehte sich
neugierig um und fühlte prompt ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen, als er
sah, wer nun direkt auf sie zusteuerte. Es war Sonja mit Nicolas und Tilman.
Natürlich hatte er inzwischen mehrmals mit Sonja telefoniert und sich nach
ihrem und dem Befinden der Kinder, vor allem Tilman, erkundigt. Aber er hatte
dabei  immer das Gefühl gehabt, als könne ihm Sonja nach wie vor nicht
verzeihen, dass er ihre Kinder einfach so einer beinahe fremden Frau überlassen
und damit die Entführung ihres Jüngsten erst ermöglicht hatte.
    Viel Zeit blieb ihm allerdings
nicht, sich seinem schlechten Gewissen hinzugeben, denn der kleine Tilman kam
mit strahlendem Gesicht schlitternd auf ihn zugerannt und sprang ihm mit einem
Satz in die ausgebreiteten Arme. Maarten drückte ihn fest an sich und gab ihm
in einem Anfall von Gefühlsduselei einen Kuss auf seine runde, von der Kälte
gerötete Wange. Tilman fing an, wie wild mit den Armen zu fuchteln und sah ihn
dabei aus großen Augen an. „Er sagt, dass Mama ihm erzählt hat, du wärst wieder
in Amerika. Und jetzt will er wissen, warum du dann hier mit Tomke auf dem
Weihnachtsmarkt stehst. Und ob du unterwegs vielleicht den Weihnachtsmann
gesehen hast“, übersetzte Nicolas prompt und biss herzhaft in seinen Berliner
mit Erdbeermarmelade, den er seiner Mutter wohl soeben abgeschwatzt hatte.
    „Ich war auch in Amerika, bin nun
aber wieder da.“
    Diesmal übersetzte Sonja, denn
Nicolas’ ganze Aufmerksamkeit galt nun seinem Berliner. Tilman antwortete prompt.
    „Nun will er wissen, ob du für
immer hier bleibst“, sagte Sonja leise und sah Maarten mit einem
unergründlichen Gesichtsausdruck an. Auch Tomke hatte nun den Blick gehoben und
wartete gespannt auf die Antwort zu der Frage, die sie sich noch nicht zu
stellen getraut hatte. In der Luft lag plötzlich eine vibrierende Spannung und
Maarten schluckte. Er wusste doch selbst noch nicht, wie es weiterging. „Ich
... ähm ... also ...“, stammelte er und schaute verlegen von einem zu anderen.
    „Wollen die Kinder vielleicht mal
beim Weihnachtsmann gucken gehen?“, fragte Tomke schnell, als sie den Mann im
roten Kostüm sah, der gerade die Bühne bestieg und die Kinder aufforderte zu
ihm zu kommen.
    Das musste man den beiden nicht
zweimal sagen. Tilman strampelte sich von Maartens Armen hinunter und rannte
mit rudernden Armen hinter seinem Bruder her. Die Erwachsenen folgten ihnen und
sahen für eine Weile lächelnd zu, wie sich die Jungen lebhaft mit dem
Weihnachtsmann unterhielten und ihm alle möglichen Fragen zu ihrem anscheinend
recht

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