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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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würde. Denn morgen, das hatte er so eingefädelt, würden sie alleine
sein. Oh, es würde sehr romantisch werden. Und dann ... er spürte die Erregung,
die wie eine heiße Welle in seine Lenden schoss. Spürte bereits jetzt ihren
schlanken Körper, die warme Haut, die drallen Brüste in seinen Händen. Er
spürte ihr leichtes Zittern, hörte ihr leises, forderndes Stöhnen. Sie würde es
kaum erwarten können, sich ihm ganz hinzugeben.
    Er war drauf und dran, sich hier
und jetzt Befriedigung zu verschaffen. Aber nein. Heute würde er mal nicht ins
Internet gehen. Er würde sich beherrschen. Bis morgen. Bis er mit Tomke alleine
war.

27
    Es war die Ruhe vor dem Sturm.
Maarten stand am Fenster seines Büros und blickte hinaus auf den grauen Novemberhimmel.
Alles sah so friedlich aus, da draußen. Aber das würde sich in den nächsten
Stunden ändern. Es würde einen Orkan geben. Gerade war er in Greetsiel bei
einem Geschäftspartner gewesen und hatte, als er aus der Besprechung kam, einen
alten Freund seines Vaters getroffen, Hinderk Manninga. Hinni, wie ihn alle nur
nannten, hatte besorgt zum Himmel hinaufgeschaut und dabei, wie immer, mit
zusammengekniffenen Augen an seiner Pfeife gepafft. „Wird ordentlich Sturm
geben“, hatte er gesagt und den Kopf langsam hin und her gewiegt.
    „Sturm?“, hatte Maarten erwidert,
„ist doch ganz ruhiges Herbstwetter.“
    „Nich mehr lang. Die Kudder
laufen schon wieder ein, guck.“ Hinni, der früher selber Krabbenfischer gewesen
war, hatte bedächtig die Hand gehoben und in Richtung Hafen gezeigt.
Tatsächlich. Als Maarten an diesem Mittag nach Greetsiel gekommen war, waren
die Kutter gerade erst ausgelaufen. Dass sie nun schon wieder hier waren, war ein
untrügliches Zeichen dafür, dass sich da draußen was zusammenbraute. Und an
Hinni, das wusste er noch von früher, war ein Wetterfrosch verloren gegangen.
Der alte Mann war dafür bekannt, dass er sich noch nie geirrt hatte, was die
Wetterprognose anging. Und davon hatten sowohl die Fischer als auch die
Landwirte oft profitiert.
    „Hast du sie zurückgerufen?“,
hatte Maarten gefragt.
    „Jo.“
    „Na, wenigstens sind nun alle in
Sicherheit, wenn’s los geht.“
    „Nee.“
    „Wie, nee. Sind noch Fischer
draußen?“ Maarten hatte Hinni ungläubig angeschaut. Er konnte sich nicht
vorstellen, dass auch nur ein einziger Fischer nicht auf Hinnis Warnung gehört
hatte.
    „Nee, Fischer nich. Aber die
annern.“
    „Welche anderen?“
    „Die vonne Windmühle.“
    Maarten hatte tief geschluckt.
Hinni hatte recht. Die Mannschaft der Windlady II war noch draußen auf
der Nordsee. Aber sicherlich würden auch sie schon auf dem Rückweg sein. „Die
kommen sicher auch bald.“
    Hinni schüttelte den Kopf und
spuckte vor sich aus. „Nee.“
    „Sie kommen nicht zurück?“ Maarten
war blass geworden. „Hat ihnen denn keiner Bescheid gesagt?“
    „Doch. Ich.“
    „Du hast sie angefunkt?“
    „Jo.“
    „Und was haben sie gesagt?“
    „Haben gesacht, der Chef erlaubt
nich, dass sie zurückkommen.“
    „Hört der denn keinen
Wetterbericht?“
    „Doch, denk schon. Aber der
Wetterbericht sacht Stärke neun. Hm. Wird aber schlimmer. Viel schlimmer.“ Bei
diesen Worten hatte sich Hinnis Gesichtsausdruck deutlich verdüstert.
    „Und jetzt? Die können doch nicht
da draußen bleiben!“
    Hinni hatte die Hände gehoben.
„Kannste nix machen.“ Dann hatte er sich umgedreht und war gegangen.
    Maarten war tief in Gedanken
versunken nach Emden in sein Büro zurückgefahren. „Ich muss mit Naumann
sprechen“, sagte er nun zu sich selbst. „Er muss die Leute von der Windlady
II zurückholen.“
    „Franziska, ich muss mal schnell
zu Naumann“, rief er seiner Assistentin zu, als er das Büro verließ. Die
schaute ihm irritiert hinterher. Als er von seinem Termin zurückgekommen war,
war er wortlos an ihr vorbeigerauscht und sie hatte gehört, wie er danach nervös
in seinem Büro auf- und abtigerte. Und nun verkündete er, Naumann sprechen zu
müssen. Was an sich schon verwunderlich war, denn normalerweise ging Maarten
Naumann aus dem Weg, wo er nur konnte. Er hatte inzwischen gemerkt, dass mit
dem nichts anzufangen und er noch dazu eine fachliche Null war, und es war
zwischen den beiden schon häufiger zu Auseinandersetzungen gekommen. Irgendwas
musste also vorgefallen sein. Nur was?
    „Dr. Sieverts. Was führt Sie zu
mir?“ Naumann sah Maarten erstaunt an, als der so plötzlich in sein Büro
stürmte, Annemarie im

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