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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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„Was gibt es denn so Dringendes, Maarten?“, fragte sie ruhig,
als sie darauf wartete, dass am anderen Ende jemand abnahm. „Du bist ja ganz
aufgeregt. Steht der Weltuntergang bevor?“
    „Schlimmer“, antwortete Maarten
und trat nervös von einem Bein auf das andere. „Es gibt einen Orkan, und
Naumann weigert sich, die Leute von der Plattform zurückzurufen.“
    „Au, Mist“, murmelte Franziska
und biss sich auf die Lippen. „Das ist ja mal ne schöne Schei.. ja, hallo, ich
bin’s, Franziska“, unterbrach sie sich im nächsten Moment selbst. „Könntest du
bitte mal Frau Coordes zu meinem Chef schicken, es ist dringend.“ Im nächsten
Moment wich alle Farbe aus ihrem Gesicht und sie ließ den Hörer sinken.
    „Was ist los?“, wollte Maarten
wissen, „warum guckst du so? Ist sie nicht da?“
    „Sie ... Tomke ist ... sie ist
auf der Plattform“, stammelte Franziska und ihr Gesicht wurde um noch eine
Nuance bleicher.

28
    „Ich weiß gar nicht, warum du
dich so aufregst, Maarten“. Seine Kollegin Inka Henzler sah ihn ruhig an und
ließ ihren Bleistift, an dessen Ende sich ein Radiergummi befand, auf ihrem
Schreibtisch auf- und abspringen. „Auch als die Firstlady gebaut wurde, hatten
wir einen heftigen Sturm. Keiner ist damals auf die Idee gekommen, die Leute
von der Plattform zu evakuieren. Denn natürlich wusste man vorher, dass man
sich mit diesem Windpark in die unberechenbare Nordsee begab und nicht ins
behäbige Mittelmeer. Also hat man die Konstruktionen so gebaut, dass sie auch
höheren Windstärken standhalten.“
    Maarten rutschte nervös auf
seinem Stuhl hin und her, beugte sich vor und wieder zurück. Immer wieder
schaute er nervös auf seine Uhr, sah aus dem Fenster. Der Wind hatte bereits
zugenommen und es kam ihm vor, als würden sich die kahlen Äste der noch jungen
Ahornbäume vor dem Bürofenster seiner Kollegin von Minute zu Minuten und mit
jeder Windböe, die durch sie hindurch pfiff, tiefer Richtung Boden neigen. „Das
weiß ich alles Inka. Aber trotzdem, ich habe ein ganz ungutes Gefühl.“ Nervös
strich er sich die schweißnassen Hände an seiner Jeans ab. „Hast du dir die
Pläne der Windlady II mal angeschaut?“
    Inka sah ihn erstaunt an. „Nein.
Warum sollte ich das tun? Sie ist doch absolut baugleich mit der Firstlady. Und
mit der ist doch auch alles in Butter. Bis auf die üblichen Kinderkrankheiten,
meine ich. Aber da sind Georg Hufschmidt und Steffen Rautschek ja dran.“
    „Ich dachte mir schon, dass du
davon nichts weißt.“
    „Dass ich wovon nichts weiß?“
    „Die beiden Windkraftanlagen sind
nicht baugleich. Im Gegenteil, sie haben sogar einen gravierenden Unterschied.“
    Zum ersten Mal, seit Maarten bei
Inka im Büro war, verstummte plötzlich das leise Ploppen des Bleistifts. Inka
hielt ihn nun fest in der Hand. „Das kann nicht sein“, sagte sie, aber ihrer
Stimme war anzuhören, dass sie eigentlich Das darf nicht sein meinte.
    Maarten sah sie prüfend an. „Was
weißt du darüber, Inka?“
    „Ich ... ach, eigentlich nichts“,
sagte sie leise.
    „Was heißt eigentlich?“, hakte
Maarten nach.
    „Da ... da hat es mal ein Gerücht
gegeben, aber ... nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass da was dran ist.
Ich meine, warum sollte jemand so was tun?“
    „Warum sollte jemand was tun?“
    „Ach, Mensch, Maarten!“ Inka
klang nun deutlich genervt und pfefferte den Bleistift mit solcher Wucht auf
den Schreibtisch, dass er am anderen Ende wieder herunter sprang. „Da ist
nichts mit den Plänen, o. k.!?“
    „Ist es doch.“
    „Nun hör aber auf, Maarten, woher
...“
    „Ich habe sie gesehen, Inka.“
    „Du ... du hast sie gesehen“,
stammelte Inka und es klang nicht wie eine Frage, sondern mehr wie eine
Feststellung. „Wie denn, ich meine, Georg hütet sie doch wie seinen Augapfel.“
    „Eben. Und das hat mich stutzig
gemacht. Nicht nur das. Aber das auch.“ Maarten machte eine kurze Pause und sah
Inka eindringlich an. „Ist dir nichts aufgefallen, an den Plänen?“
    „Ich habe sie nie gesehen, Maarten,
wirklich nicht.“ Inkas Stimme war nun wieder deutlich leiser, klang fast
resigniert. „Ich habe nur mal das Gerücht gehört, da sei irgendwas beim Material
getrickst worden. Aber es war nur ein Gerücht. Und ich habe es nicht ernst
genommen. Weißt du, hier wird allerhand erzählt.“
    „Von wem kam das Gerücht? Ich
meine, wer hat dir damals davon erzählt?“
    „Ist doch egal.“
    „Nein, ist es nicht. War

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