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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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es
Hauke?“
    „Ja“, sagte Inka leise. Sie stand
auf und trat ans Fenster. „Hauke meinte, dass da was nicht in Ordnung sei. Er
fürchtete, dass es da Probleme mit der Standsicherheit geben könnte.“
    „Warum hat er dir die Pläne nicht
gezeigt? Dann hättest du gesehen, dass er recht hatte.“
    „Er ... er wollte sie mir zeigen.
Aber ich ... nun, ich ... was heißt das, er hatte recht?“, unterbrach sie sich
selbst, als sie begriff, was Maarten da gesagt hatte.
    „Das, was ich sage. Er hatte
recht. Die Windlady II hat womöglich Probleme mit der Standsicherheit.
Zumindest ...“
    „Zumindest?“
    „Bei Windstärken über zehn.“
    Maarten sah, wie Inka erbleichte.
„Aber d-das hieße ja ...“, stammelte sie und riss die Augen erschrocken auf,
beendete ihren Satz aber nicht.
    „Ja, Inka, das heißt, dass da
draußen bei einem Orkan alles passieren kann.“
    „Es ist nur Windstärke neun
vorausgesagt“, sagte sie schwach.
    „Du weißt, dass man sich auf die
Fischer verlassen kann, Inka. Wenn die sagen, es gibt einen Orkan, dann gibt es
einen Orkan“, insistierte Maarten und nahm ihr damit den letzten Strohhalm, an
den sie sich in ihrer plötzlich aufsteigenden Panik noch klammerte.
    „Ja“, sagte sie kaum noch
vernehmbar. „Und jetzt?“
    „Jetzt müssen wir die Leute von
der Plattform holen. Und zwar schnell.“ Maarten deutete auf die Bäume vor dem
Fenster, die scheinbar kraftlos immer stärker hin- und herschwankten und ihren
Widerstand gegen den heraufziehenden Sturm aufgegeben zu haben schienen.
    „Naumann wird es nicht tun.“
    „Wir werden es tun.“
    Inka sah ihn erschrocken an. „Das
wird Ärger geben.“
    „Nicht so viel, als wenn unsere
Leute da draußen in Lebensgefahr geraten. Und das werden sie, Inka!“
    Bei Maartens Worten war das
letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht der jungen Ingenieurin gewichen, so, als
würde sie erst jetzt wirklich begreifen, dass es hier nicht nur um ein
technisches Problem, sondern um Menschenleben ging.
    Eilig folgte sie Maarten aus dem
Büro, der auf dem Weg zu den Hubschrauberpiloten war, um ihnen zu sagen, dass
sie sofort starten müssten. Das hatte er schon vorher versucht, aber sie hatten
ihn auflaufen lassen. Ohne Auftrag von Naumann würden sie gar nichts machen,
hatten sie gesagt. Das gebe nur Ärger. Nun, vielleicht könnte Inka mehr bewirken.
Auch sie war zwar nicht der Chef, aber immerhin eine Frau. Und so blass und
elend, wie sie jetzt aussah, würde sie die Jungs vielleicht doch dazu bewegen
können, von ihrem Standpunkt abzurücken.
    „Moin, Inka“, grüßte der
Hubschrauberpilot, als Inka angehetzt kam, und nickte Maarten kurz zu. „Siehst
ja so blass aus, hast `n Gespenst gesehen?“
    „Moin, Timo, wir müssen sofort
zur Plattform, die Leute runterholen. Sonst gibt es ein Unglück“, keuchte Inka
und hielt sich die Hände vor die Brust. Sie war völlig außer Atem. Und das
nicht nur, weil sie so schnell gerannt war. Nein, zu ihrem Entsetzen hatte sie
feststellen müssen, dass der Wind inzwischen in Böen schon Orkanstärke erreicht
hatte. Auf dem Weg zum Hangar hatten sie oft Mühe gehabt, überhaupt
voranzukommen, so stark pfiff er um die Ecken.
    „Nee, is nich“, sagte Timo knapp
und machte mit dem Kopf eine Bewegung Richtung freies Feld, wo es dunkler und
dunkler wurde, obwohl die Dämmerung erst in rund einer Stunde einsetzen würde.
„Siehst ja selbst. Und das is noch nich alles. Wird `n ausgewachsener Orkan,
schätze ich. Nee, da zu starten wäre reiner Selbstmord.“ Er griff nach einem
Lappen und fing an, an der Schiebetür des Hubschraubers herumzuwischen. „Guter
Tach, um meiner Gertrud mal ein wenig Wellness zu gönnen.“
    Maarten hatte das Gefühl, sich
vor lauter Anspannung übergeben zu müssen. Aber er hatte Inka auf dem Weg
hierher versprochen, die Klappe zu halten. Sie hatte Angst, er könne ausfallend
werden, wenn Timo nicht gleich auf seine Bitte einging. Und diese Befürchtung
war nicht ganz unbegründet. Tatsächlich zuckte seine Faust gefährlich in der
Tasche und schien nur darauf zu warten, ausfahren zu dürfen. Also holte er nur
tief Luft und wartete ab, was passieren würde.
    „Timo, ich sehe selbst, was da
draußen los ist, aber glaube mir, unsere Leute sind in Lebensgefahr, wenn wir
sie nicht von der Plattform holen!“, rief Inka in flehendem Ton und guckte den
jungen Piloten beschwörend an.
    „Unsere Leute sind in
Lebensgefahr, wenn sie sich bei diesem Wetter in meine Gertrud setzen“,

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