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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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längst fallengelassen. Sie alle wuschen ihr Hände in Unschuld und
überschlugen sich geradezu in öffentlichen Beteuerungen, von den kriminellen
Machenschaften Naumanns selbstverständlich nichts geahnt, geschweige denn
gewusst zu haben. Denn wäre ihnen dazu auch nur ansatzweise etwas zu Ohren
gekommen, hätten sie ihn selbstverständlich umgehend von seinem Posten
entfernt. Mit kriminellen Machenschaften, nein, da habe man noch nie etwas zu
tun haben wollen. Naumanns Verhalten sei an Widerwärtigkeit kaum zu
übertreffen, schade er doch damit dem guten Ruf des deutschen, wenn nicht gar
des gesamten europäischen Unternehmertums, blabla.
    „Wie kann es denn eigentlich
sein, Herr Rhein, dass so wichtige Vorgänge, wie die technische Planung von Windkraftanlagen,
vollkommen an Ihnen vorbeigehen?“, fragte Büttner gerade. „Ich meine, Sie
gehören immerhin dem Vorstand an. Da kann es doch eigentlich kaum sein, dass
Sie zum Beispiel die Konstruktionspläne nie zu Gesicht bekommen.“
    „Doch, das kann sogar sehr gut
sein“, erwiderte Rhein, knackte krachend eine Haselnuss und schob sie sich in
den Mund. „Wissen Sie, Herr Kommissar ...“
    „Hauptkommissar.“ Eigentlich
hatte Büttner da keine Allüren, aber bei solchen Widerlingen, wie dem Rhein,
bestand er diesbezüglich auf Korrektheit.
    „Wissen Sie, Herr Haupt kommissar“,
betonte Rhein den Titel nun überdeutlich, ohne jedoch von seinen Haselnüssen
aufzusehen, „ich bin Jurist, kein Techniker. Ich bin somit der kaufmännische
Vorstand, Naumann der technische. Mit seinen ... hm, Unregelmäßigkeiten habe
ich also nichts zu tun. Ich könnte solch einen Plan nicht mal lesen.“
    „Das wundert mich“, sagte Büttner
und verzog süffisant lächelnd den Mund, „wenn man sich hier im Betrieb umhört,
heißt es häufig, Sie würden sich grundsätzlich in alles einmischen und der
Meinung sein, alles besser zu können als ihre Mitarbeiter. Wobei es völlig egal
sei, in welchem Bereich diese arbeiteten.“
    „Wer sagt das!?“, donnerte Rhein
los, sprang auf und schmiss den Nussknacker so heftig auf den Tisch, dass er
eine Kerbe ins harte Holz schlug. „Name, Abteilung, Dienstgrad! Sagen Sie mir
sofort, wer so was behauptet!“
    „Setzen Sie sich wieder, Herr
Rhein“, sagte Büttner betont ruhig, „ich bin derjenige, der hier die Fragen
stellt, nicht Sie.“
    Das war zuviel für Rhein. „Was
erlauben Sie sich, so mit mir umzuspringen, Sie ... Sie ... Niemand! Ich werde
mich über Sie beschweren! Ich bin bestens befreundet mit Ihrem obersten Boss,
dem Innenminister, spiele regelmäßig mit ihm Skat. Damit sind Sie die längste
Zeit auf ihrem Posten gewesen, Herr Kommissar.“
    „Hauptkommissar“, berichtigte
Büttner ihn erneut und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Tun Sie, was Sie nicht
lassen können. Hm“, fuhr er innerlich kochend, aber nach Außen immer noch ruhig
fort, „Sie sagten, Sie seien kaufmännischer Vorstand, Herr Rhein. Dann müssten
Sie ja spätestens bei den Kostenkalkulationen zur Windlady II stutzig
geworden sein.“
    Für einen kurzen Moment schien
Rhein verunsichert, fasste sich aber sofort wieder, setzte sich hin und fuhr
fort, seine Nüsse zu knacken. „Die ersten, die ich gesehen habe, waren o. k.“,
sagte er schmatzend. „Die anderen, nämlich die, die jetzt für soviel Aufsehen
sorgen, habe ich nie gesehen. Muss jemand hinterher drin rumgeschmiert haben.“
    „Wenn das hier so ohne Weiteres
möglich ist, würde ich mal behaupten, Sie haben ihren Laden nicht im Griff,
Herr ... Vorstand“, bemerkte Büttner und legte seine ganze Verachtung in das
letzte Wort.
    Wieder fuhr Rhein wie von der
Tarantel gestochen hoch und blitzte Büttner aus hasserfüllten Augen an. „Ich
warne Sie zum letzten Mal, Büttner!“, stieß er zischend hervor, so dass ihm
einzelne Nusskrümel aus dem Mund spritzten, „ich kenne ...“
    „... den Innenminister, ich
weiß“, vollendete der Polizist seinen Satz. „Falls es Sie interessiert, ich
kenne ihn schon seit meiner Ausbildung. Wir haben uns auf der Polizeischule ein
Zimmer geteilt.“
    „Lüge!“, Rhein sah ihn jetzt mit
einem so wahnsinnigen Blick an, dass Büttner endgültig überzeugt war, es hier
mit einem ausgemachten Irren zu tun zu haben. „Niemals hätte sich Ralf Hünemann
mit so einem wie Ihnen abgegeben!“
    „Nun, da Sie ja so dicke mit ihm
sind, wird es Sie ja keine Mühe kosten, das in Erfahrung zu bringen.“ Büttner
stand nun seinerseits auf. „Vorerst habe ich

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