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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Finger. Rin bewahre uns, dachte Pazel, das sind Piraten.
    Der oberste Flikker zog mit seinem Stiefelabsatz eine Linie in den Schmutz, und die anderen stellten die Jungen entlang dieser Linie nebeneinander auf. Pazel fragte sich, ob das wohl ein Sklavenmarkt war. Jedenfalls ging es ähnlich zu wie damals bei der Plünderung von Ormael – nur waren hier weder Eigentumspapiere noch Brandeisen im Spiel. Und natürlich hatten die Flikker das Sagen.
    Sie arbeiteten paarweise. Einer legte einem Gefangenen die Hand auf den Kopf. Der andere sprang auf eine Kiste, streckte die langfingrigen Hände in die Höhe und pries die Eigenschaften des Gefangenen in einem sonderbaren Singsang aus halb gereimten Versen: »Junge ist kräftig, Junge-springt-wie-ein-Reh. Junge-ist-gesund-vom-Kopf-bis-zum-Zeh! Ist-so-groß-und-ist-dick! Trägt-jedes-Gewicht!«
    Und so weiter. Wenn ein Kunde einen Preis ausrief, zeigte der unten stehende Flikker in seine Richtung und leuchtete sanft auf. Dann folgte ein höheres Gebot, der Flikker drehte sich um, wies auf den neuen Kunden und leuchtete ein wenig stärker, und sein Kumpan über ihm sang mit mehr Energie und Übertreibung: »Ein-Junge-wie-ein-Schaf. Wohlerwogen und brav! Wie-ein-Löwe-so-stark! Eine-Zier-für-den-Markt!«
    Wenn tatsächlich jemand einen Jungen kaufte, riefen die beiden Flikker im Chor: »Iiitsch!«, und der Leuchtende erlosch wie eine ausgeblasene Kerze. Das Schauspiel wirkte offenbar einlullend auf die Piraten, denn für Leute, die so viel riskierten, um an Geld zu kommen, gaben sie es ziemlich freigebig aus.
    Doch während seine Entführer darauf warteten, dass sie an die Reihe kamen, beobachtete Pazel, dass die gewitzteren Piraten nicht nur auf das Lied hörten. Sie betasteten und bestupsten die Jungen und untersuchten ihre Zähne und Augen.
    »Zu viele Verkäufer«, murrte einer ihrer Entführer. »Diese Zwerge bringen uns nichts ein.«
    »Die Rüpel wollen keine Qualität«, jammerte ein anderer Flikker. »Die sind mit jedem Jungen zufrieden. In ein paar Monaten ist er sowieso ertrunken, erstochen oder von einer Kanone zerrissen.«
    »Wie unwirtschaftlich! Ich kann nicht verstehen, warum sich die Menschen gegenseitig umbringen.«
    »Das wissen sie selber nicht.«
    Dann japste der erste Sprecher überrascht auf. »Hee, seht nur! Da ist Druffle, Dollywilliams Druffle! Was will der denn hier?«
    Der fragliche Mr. Druffle sah äußerst ungewöhnlich aus. Er hatte strähniges schwarzes Haar, das ihm schlaff auf die Schultern hing, eine lange Nase und einen schmutzigen Mantel, aus dem seine knochigen Hände hervorragten wie zwei Schürhaken. Ein glattes, gummiartiges Ding lag über seiner Schulter. Als er näher kam, sah Pazel, dass es sich um einen riesigen Aal handelte.
    Hinter Druffle kamen vier bewaffnete Hünen. Sie hatten sich die schwarzen Bärte zu spitzen Pinseln rasiert, um ihre Unterarme lagen Eisenbänder, unter denen die Muskeln hervorquollen. Jeder trug einen Speer mit messerscharfer Spitze, der da, wo die Spitze in den Schaft überging, dick mit Blut verkrustet war. Wo ihre Blicke über die Menge schweiften, gingen ihnen selbst die wildesten Piraten aus dem Weg. »Volpek« , flüsterten die Männer. Und so war es: Pazel hatte Zeichnungen von ihnen in den Büchern seines Vaters gesehen. Und hier standen sie nun in voller Lebensgröße – die gefürchteten Söldner der Engen See, die für jeden kämpften und töteten, der sie bezahlte.
    Hinter den Volpek schlurfte eine Reihe von acht Jungen, die an den Handgelenken aneinandergekettet waren. Ihren Gesichtern und ihrer Hautfarbe nach stammten sie aus verschiedenen Ländern. Doch eine Eigenschaft hatten sie gemeinsam: Sie waren alle ziemlich klein.
    »… auf jeden Fall Erfahrung!«, sagte Druffle gerade zu dem Flikker. »Auf dem Weg von hier zur Chereste bleibt ihnen keine Zeit zum Lernen!«
    Pazel blieb fast das Herz stehen. Chereste, das war die Heimat! Es war die Halbinsel, an deren Spitze die Stadt Ormael lag.
    »Aber warum bietet Ihr im Namen eines anderen?«, fragte der Flikker.
    »Nenn es, wie du willst«, gab Druffle zurück. »Für mich ist es gutes Gold für leichte Arbeit. Und Gold hat er in Massen.«
    »Ein Händler, sagt Ihr?«
    »Ja, Fröschlein«, antwortete Druffle. »Ein Herr, der selbst auf dem Weg nach Ormael ist. Ich soll ihn in einer Woche dort treffen. Du siehst also, ich muss unbedingt bei Tagesanbruch auslaufen – keine Stunde später. Noch zwei Taucher, nur zwei, und ich wage es. Du da!« Er

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