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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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niemand in die Nähe seiner Heiligkeit des Schaggat kommen.« Er hob die Stimme und rief: »Ihr glaubt, ihr hättet Sandor Ott besiegt? Sein Plan lebt weiter! Vor allem wird ihn niemand der Welt offenbaren. Sollte der Schaggat sterben, so werden alle hier an Bord ihm rasch folgen.«
    »Aber Ott dachte, Sie wären tot!«, sagte Uskins und spähte vom Achterdeck herab. »Sie waren nie Teil seines Plans!«
    »Das ist richtig«, entgegnete Arunis. »Aber ich habe ihn verbessert – zur Vollkommenheit gebracht. Jetzt kann sich hier niemand mehr gegen mich stellen.«
    Tascha krächzte mit schmerzender Kehle: »Ramachni schon.«
    Wieder lachte Arunis. »Das Mädchen glaubt unerschütterlich an dich, Ramachni! Aber ich kenne dich besser. Du hast in dieser Welt bereits zu viel getan – ich rieche einen Heilzauber, ganz zu schweigen von der törichten Befreiung Mr. Druffles. Was danach an Macht noch übrig war, hast du an die Aaslinge vergeudet. Nur deshalb habe ich sie überhaupt erschaffen.«
    Er breitete die Arme weit aus und trat auf Ramachni zu. »Du willst dich mir widersetzen? Nur zu, du Wiesel! Rette deine Freunde!«
    Da war sie wieder – diese Spur von Angst in seiner Stimme.
    Doch Ramachni hatte die Krallen in Hercóls Schulter geschlagen, senkte den Kopf und schwieg.
    »Ich wusste es doch!«, sagte Arunis. »Er hat keine Macht mehr! Wenn du hier bleibst, wirst du Zeuge meines Triumphs, Zauberer. Deine Hilflosigkeit wird ihn mir noch mehr versüßen. Ihr da!«
    Er zeigte unversehens auf Neeps und Pazel, die erstarrten wie aufgeschreckte Rehe, Jetzt hat er uns , dachte Pazel. Oh Rin! Welches Meisterwort?
    Doch Arunis ließ sich nicht anmerken, dass er seine früheren Gefangenen erkannt hatte. »Zeichnet einen Kreis auf die Planken«, befahl er. »Den dürfen während der Zeremonie nur ich, der Schaggat und diejenigen betreten, die ich ausdrücklich benenne. Sergeant Drellarek, Ihre Männer werden jeden anderen auf der Stelle töten.«
     
    *     *     *
     
    Genau zu Mittag begann ›die Zeremonie‹.
    Die Passagiere der Ersten Klasse, die sich immer noch hinter der Geldpforte verschanzten, hörten als Erste das laute Schlurfen und Stampfen und zogen sich entsetzt zurück. Refeg und Rer, die beiden Augrongs, trotteten vorbei, den Blick der faustgroßen gelben Augen auf die sprachlosen Menschen in ihren prächtigen Gewändern gerichtet. Sie hatten ihre Höhle im vorderen Frachtraum bisher nur hin und wieder verlassen, um beim Einholen des Ankers behilflich zu sein. Jetzt zwängten sie sich die Leitertreppe zum Oberdeck hinauf, wo ihnen Arunis ungeduldig zuwinkte. Als sie endlich in der Sonne standen, schlurften sie, gefügig wie zwei Hunde, auf ihn zu und stellten sich hinter ihn.
    Unten schrie eine Frau. Während alle Blicke den Augrongs folgten, war eine andere Gestalt, begleitet von einem Dutzend Seesoldaten, durch den Korridor gestapft. Der Schaggat Ness bewegte sich langsam wie ein schweres Raubtier. Sein von Narben entstelltes Gesicht zuckte wie in Krämpfen, und aus den trüben roten Augen sprach so viel Hass, dass selbst diejenigen, die vor den Augrongs nicht gezittert hatten, erschrocken den Rückzug antraten. Pacu Lapadolma machte das Zeichen des Baumes. Die Söhne des Schaggat, die in ihren gelben Gewändern hinter ihm gingen, sahen die Geste und zischten etwas von Hinrichtung.
    Auf Arunis’ Geheiß hatten sich alle sechshundert Besatzungsmitglieder an Deck versammelt. Offiziere und Teerjungen, Matrosen und Turach-Krieger standen hilflos nebeneinander. Als der Schaggat ins Licht trat, taumelten sie zurück wie eine Schar Kinder, die einen Bären aufgescheucht hatten.
    Arunis kniete nieder und berührte mit der Stirn das Deck. »Mein Gebieter«, sagte er. »Nach vierzig Jahren inmitten von Schurken und Feinden sehen wir uns als Sieger wieder.«
    »Wo ist er?«, fragte der Schaggat.
    Arunis streckte eine Hand aus. Vor dem Großmast war mit Asche ein Kreis von zwanzig Fuß Durchmesser auf das Deck gestreut worden. Im Mittelpunkt stand der Schmiedeofen – eine große Esse für die Ausbesserung von Brustschilden, Ankern und anderen klobigen Eisenteilen. Daneben waren mehrere Kohleberge aufgeschüttet. Sechs Mann bedienten die Blasebälge, die Luft durch das feurige Herz pumpten. Vor dem offenen Rachen war die Hitze so groß, dass niemand sie länger als ein bis zwei Sekunden ertragen konnte.
    Der Schaggat stampfte mit dem Fuß auf. »Da ist er! Er ist mein! Mein!«
    Im Schmiedeofen stand, als wate er
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