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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Zeit. Einige von den Schnecken sind greimig klein.«
    »Oppo, Sir! Vielen Dank, Sir!«
    Wie der Blitz war Pazel über die Reling gesprungen und zog sich an der Bugsprietleine nach draußen. Dabei lachte er laut auf und dachte: Fiffengurt ist mein Mann! Denn anstatt mit den übrigen Jungen unter Deck eingesperrt zu sein, schaukelte er nun, einen Arm um die Galionsfigur, eine Gänsemagd, gelegt, weit vor allen anderen an Bord im Wind und konnte zusehen, wie sich die Chathrand mit der Flut vom Kai entfernte. Die Schiffswerften glänzten in der Sonne; vor ihm glitt ein schwarzer Albatross tief über dem Wasser dahin. An Land hoben die Männer ihre Mützen in die Höhe, ohne sie zu schwenken: der Abschied der Hafenarbeiter. An Deck murmelten die Matrosen das Gebet an Bakru, und Pazel sprach es mit ihnen:
     
    Wir stechen in See, in See,kleine Menschen,
    aus Staub gemacht.
    Gib Milch deinen Löwen, Herr der Winde;
    schicke sie nicht hungrig hinauf zu den Wolken,
    auf dass sie nicht brüllen nach unserem Blut …
     
    Pazel schaute über die Schulter und sah die Schlepper bereits warten. Ihre Besatzung zog Leinen vom Bug der Chathrand herüber und machte sie fest. Das Große Schiff drehte sich langsam im schmalen Hafenbecken, bis die Gänsemagd aufs Meer hinausschaute. Dann hörte Pazel zum ersten Mal Kapitän Roses donnernden Ruf: »Zwei Klüver und die Fock , Mr. Elkstem.«
    »Oppo, Kapitän. Zwei Klüver und die Fock! Spurn, Leef, Lapwing! Zeisinge lösen! Auf, auf!«
    Elkstem, der Segelmeister, schien es kaum fassen zu können, dass er schon einen Steinwurf vom Hafen entfernt die Segel setzen sollte, aber die Männer in den Schleppbooten grinsten. Wenn Rose es so eilig hatte, war die Plackerei für sie von kurzer Dauer. Tatsächlich schoss das Schiff, sobald der Wind das große viereckige Focksegel füllte, auf die offene See zu, und die Ruderer mussten sich beeilen, um die Bahn frei zu machen. Die Chathrand nahm Fahrt auf. Ein Mann deutete lachend auf Pazel: »Der Teerjunge hat sich ’ne Braut gesucht!« Auch Pazel musste lachen und warf eine Seepocke nach ihm.
    Ein weißes Segel um das andere füllte sich. Sorrophran blieb hinter ihnen zurück. Es begann schon zu dämmern – in einer halben Stunde wäre es dunkel. Aber im Westen lag die Landspitze noch in der Abendsonne. Und da, was für ein Anblick! Ein Reiter in wogendem Umhang sprengte auf einem prächtigen Rappen auf den höchsten Punkt zu.
    Der Reiter riss das Tier scharf herum und winkte. Pazel erstarrte.
    »Kozo, was ist das für ein Irrer?«, fragte die Bugwache und schielte zu den Klippen empor.
    Pazel sagte nichts. Der Mann war Ignus Chadfallow.
    Der Arzt legte beide Hände an den Mund und rief: »… sieh zu, dass du wegkommst, Junge! Geh vom Schiff, sobald ihr Etherhorde erreicht!«
    »Ein Verrückter!«, sagte der Matrose. »Was redet der überhaupt für eine Sprache?«
    »Wer weiß?«, sagte Pazel. Die Sprache war Ormal, und er war an Bord der Einzige, der sie beherrschte. Was Chadfallow sicherlich wusste.
    »… nicht so geplant … Wahnsinn … geh vom Schiff! «
    »Bei allen Teufeln der Hölle, er kommt mir bekannt vor! Ist er womöglich berühmt? Kennst du ihn, Teerjunge?«
    Pazel versagte die Stimme. Endlich schüttelte er den Kopf. »Nein, Sir. Ich habe ihn noch nie im Leben gesehen.«
    Chadfallow schrie, bis sie die Landspitze umrundet hatten. Dann drehte der Wind, und seine Stimme verklang.

10
     
    V ERSAMMLUNG UM M ITTERNACHT
     
    Vaqrin 941
    0.02 h
     
    »Der Junge muss auf der Stelle getötet werden.«
    Taliktrum rief es vom fünften Brett herab, dem obersten, auf dem er auch schlief. Fünf Fuß darunter stand Diadrelu im Kreis des Clans auf dem ersten Brett, schaute zu ihm empor und schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht«, sagte sie.
    Taliktrum saß mit untergeschlagenen Beinen da und wetzte ein Messer an seiner Fußsohle. Hier im Bug, wo der Abstand zwischen Innen- und Außenrumpf fast drei Fuß betrug, war der sicherste Ort im ganzen Schiff, dennoch hatte er stets die Hände an seinen Waffen. Diadrelu gefiel es nicht, wenn er Schneiden prüfte, auf Balken einstach und über Messergriffe strich. Er gab den Jüngeren, die ohnehin ihre Nervosität (ihre Angst: Nenn das Kind doch beim Namen) mit Scherzen und allerlei Unfug zu verdecken suchten, damit ein schlechtes Beispiel. Der Schlüssel zum Überleben hieß Vernunft, nicht Draufgängertum. Doch zum Draufgängertum anzustacheln war einfacher als zum Denken.
    »Er muss sterben«, wiederholte

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