Winslow, Don
andere
Lokale«, sagt er. »Hast du schon gegessen?«
»Ich bin mit
meinen Freundinnen hier.«
»Die nehmen wir
mit. Damit hab ich kein Problem.«
»Aber ich.«
Ihr Blick besagt: Shot down in Flames. Doch dann sagt sie: »Ein andermal vielleicht.«
»Ist das eine nette Abfuhr?«, fragt er. »Oder heißt das, wir machen ein
Date?«
»Donnerstagabend bin ich frei.«
Er bringt sie in ein teures Lokal, schon außerhalb von Hell's Kitchen,
aber noch in seinem Revier. Kein Fetzen Tischwäsche kommt hier rein, ohne dass
er oder O-Bop das abgenickt hätten, dem Feuerinspektor fällt nicht auf, dass
die Hintertür verschlossen ist, der Streifenpolizist ist nur zu gern bereit,
einfach vorbeizugehen, und manchmal kommen ein paar Kisten Whiskey direkt vom
Lkw, ohne den ganzen Rechnungskram, also kriegt Callan den besten Tisch und
eine aufmerksame Bedienung.
»Meine Güte!«, sagt Siobhan, als sie die Speisekarte überfliegt. »Kannst
du dir das leisten?«
»Klar doch.«
»Was machst du
denn beruflich?«, fragt sie. Eine unangenehme Frage. »Dies und das.«
Wobei »dies« Gewerkschaftsmauscheleien bedeutet, Zinswucher und
Auftragsmord - und »das« Drogenhandel.
»Das muss ja einträglich sein«, sagt sie. »Dies und das.«
Jetzt steht sie auf und geht, denkt er, aber stattdessen bestellt sie ein
Seezungenfilet. Callan hat keine Ahnung von Wein, deshalb war er am Nachmittag
schon mal da und hat dem Sommelier Bescheid gesagt, damit er die richtige
Flasche bringt - passend zu dem, was sie bestellt.
Und der Sommelier bringt die Flasche.
Auf Kosten des Hauses.
Jetzt guckt sie ihn komisch an.
»Ich erledige Sachen für sie«, erklärt Callan.
»Dies und das.«
»Genau.«
Ein paar Minuten später geht er zur Toilette, schaut nach dem Manager und
sagt zu ihm: »Hör mal, ich will eine Rechnung, okay?«
»Um Gottes willen, Sean! Der Chef bringt mich um, wenn ich dir eine
Rechnung schreibe.«
Denn das ist nicht der Deal. Der Deal ist, dass Sean Callan oder Stevie
O'Leary, wenn sie essen kommen, keine Rechnung zu sehen kriegen, sondern dem
Kellner ein dickes Trinkgeld hinlegen. So läuft das hier. Dazu gehört auch,
dass sie nicht zu oft kommen, dass sie ihre Besuche auf mehrere Lokale
verteilen.
Callan ist nervös - so oft passiert es nicht, dass er ein Date hat. Und
wenn doch, dann geht es meistens ins Gloc oder ins Liffey, auf einen Burger
oder ein Lammragout, sie besaufen sich, ziehen ab nach Hause zum Vögeln, und
hinterher ist alles vergessen. In ein Lokal wie dieses geht er nur aus
geschäftlichen Gründen - um Flagge zu zeigen, wie O-Bop das nennt.
»Das«, sagt sie und wischt sich die letzten Spuren der Schokoladen-Mousse
von den Lippen, »war die beste Mahlzeit, die ich je hatte.«
Die Rechnung kommt, und sie ist ein Hammer.
Als Callan die Summe sieht, fragt er sich, wie der Normalbürger bei
solchen Preisen überleben kann. Er zieht einen Batzen Scheine aus der Tasche und
legt sie aufs Tablett. Das bringt ihm wieder einen komischen Blick von Siobhan
ein.
Trotzdem ist er überrascht, als sie ihn in ihre Wohnung mitnimmt und
geradewegs ins Schlafzimmer führt. Sie zieht den Pullover aus und schüttelt ihr
Haar, dann greift sie nach hinten und öffnet ihren BH, streift die Schuhe ab,
steigt aus den Jeans und schlüpft unter die Decke.
»Du hast noch deine Socken an«, sagt Callan.
»Weil ich kalte Füße hab«, sagt sie. »Kommst du?«
Er zieht sich aus - nur mit der Unterhose wartet er, bis er unter der
Decke ist. Nachdem er mit ihrer Hilfe in ihr drin ist, kommt sie schnell, und
als er so weit ist, will er einen Rückzieher machen, doch sie umklammert ihn
mit den Beinen und hält ihn fest. »Ist okay. Ich nehme die Pille.«
Sie kreist nur kurz mit dem Becken, schon ist es passiert.
Am Morgen steht sie auf, um zur Beichte zu gehen. Sonst, so sagt sie,
bekommt sie am Sonntag nicht die Kommunion.
»Du willst das hier beichten?«, fragt er.
»Natürlich.«
»Musst du versprechen, es nie wieder zu tun?«, fragt er, schon halb in
Angst, dass sie Ja sagt.
»Den Pfarrer belüge ich nicht«, sagt sie, schon ist sie aus der Tür. Er
schläft wieder ein, und als sie zu ihm ins Bett zurückkommt, greift er nach
ihr, aber sie wehrt ihn ab und sagt, er muss bis morgen nach der Messe warten,
denn für die Kommunion muss sie eine reine Seele haben.
Katholische Mädchen, denkt er.
Und geht mir ihr zur Mitternachtsmesse.
Es dauert nicht lange, und sie sehen sich fast täglich.
Viel zu oft, wenn es nach O-Bop
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