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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Nächster auf der Liste.
    Dieser Giuliani ist schon ein Witzbold - er kennt den alten italienischen
Trinkspruch »Cent' anni« genau. Hundert
Jahre sollen dir vergönnt sein. Nur, dass er's anders meint. Und Giuliani will
das Quintett vollmachen, er will alle Bosse der alten Fünf Familien aus dem
Verkehr ziehen, und wie es aussieht, muss auch Paulie dran glauben. Der will
natürlich nicht im Gefängnis sterben und ist entsprechend nervös.
    Also muss er ein bisschen Dampf ablassen und nimmt sich Peaches vor.
    Wer dealt, stirbt.
    Peaches beteuert seine Unschuld, die Feds haben ihn gelinkt, sagt er,
nicht im Traum würde er daran denken, seinen Boss zu hintergehen und
Drogengeschäfte zu machen, aber die Gerüchte über die Tonbänder wollen nicht
verstummen. Peaches soll über Drogendeals geredet und auch ein paar hässliche
Sachen über Paulie Calabrese gesagt haben, doch Peaches fragt immer nur:
Bänder, welche Bänder? Die Feds geben die Bänder nicht an Paulie weiter, weil
sie im Calabrese-Prozess nicht als Beweismittel verwendet werden, aber
Calabrese weiß genau, dass sie gegen Peaches verwendet werden, also hat Peaches
Kopien erhalten, und Paulie verlangt, dass er sie zu ihm hinausbringt, zu
seinem Haus in Todt Hill.
    Was Peaches auf jeden Fall verhindern will. Da kann er sich gleich eine
Handgranate in den Arsch schieben und den Stift ziehen. Weil er auf den
Bändern hässliche Sachen über Paulie erzählt. Sachen wie: Weißt du,
wie die Großmutter ihr Hausmädchen fickt? Du wirst es nicht glauben, aber er
benutzt dafür so ein Ding zum Aufpumpen ...
    Und andere erlesene Sprüche über die Großmutter und was für ein dummes,
gemeines, schlappschwänziges Arschloch Paulie ist, nicht zu erwähnen die
abfälligen Bemerkungen über die Hackordnung der Cimino-Brüder - genug
jedenfalls, um in Peaches den inständigen Wunsch wachzuhalten, dass Paulie diese
verfluchten Bänder niemals zu hören kriegt.
    Was die Lage noch komplizierter macht, ist der Umstand, dass Neill
Demonte, der Cimino-Unterboss alter Schule, langsam am Krebs eingeht, und nur
der Respekt vor Neill hat den Cozzo-Zweig der Familie von der offenen Rebellion
abgehalten, fetzt ist nicht nur Neuis mäßigender Einfluss dahin, auch seine Stellung wird vakant, und der
Cozzo-Zweig hegt gewisse Erwartungen.
    Nämlich, dass Johnny Boy Cozzo und nicht Tommy Bellavia zum neuen
Unterboss ernannt wird.
    »Ich kusche doch nicht vor einem verkackten Chauffeur«, prahlt Peaches,
als hätte er auch nur die geringste Chance, vor irgendjemand anderem zu kuschen
als dem Gefängniswärter oder dem heiligen Petrus.
    Callan lässt sich all das von O-Bop berichten, der einfach nicht glaubt,
dass Callan aussteigen will.
    »Du kannst nicht aussteigen«, sagt O-Bop.
    »Warum denn nicht?«
    »Wie bitte? Du denkst, du kannst einfach davonlaufen? Du denkst, da gibt
es eine Tür, auf der steht Ausgang?«
    »Genau das denke ich«, sagt Callan. »Wieso? Willst du mir den Weg
versperren?«
    »Nein, nein«, sagt O-Bop hastig. »Aber da draußen laufen Leute rum, die
haben was gegen dich. Denen willst du doch nicht allein gegenübertreten.«
    »Genau das will ich.«
    Naja, nicht ganz allein.
    Die Wahrheit ist, Callan hat sich verliebt.
    Er hört mit dem Hobeln auf und geht nach Hause.
    Freut sich auf Siobhan.
     
    Getroffen hat er sie im Glocca Mora auf der 26th, Ecke Third Avenue. Er sitzt an der Bar, trinkt ein Bier und hört Joe Burke
mit seiner irischen Flöte, da sieht er sie mit ein paar Freundinnen am vorderen
Tisch sitzen. Ihre langen schwarzen Haare fallen ihm als Erstes auf. Dann dreht
sie sich um. Er sieht ihr Gesicht, ihre grauen Augen, und ist hin und weg.
    Er geht rüber an den Tisch und setzt sich dazu.
    Wie sich rausstellt, heißt sie Siobhan und kommt gerade aus Belfast -
aufgewachsen in der Kashmir Road.
    »Mein Dad ist von Clonard Gardens«, sagt Callan. »Kevin Callan.«
    »Von dem hab ich gehört«, sagt sie und dreht sich weg. »Und was?«
    »Ich bin hier, um das alles loszuwerden.«
    »Warum kommst du dann in diese Kneipe?«, fragt er. Jedes zweite Lied, das
sie hier singen, handelt davon - von Nordirland, gestern, heute und morgen.
Schon legt Joe Burke die Flöte weg, greift zum Banjo, und die Band leitet über zu
»The Men behind the Wire«.
     
    Armoured cars and tanks
and guns
    Came to take away our
sons
    But every Man will
stand behind
    The men behind the
wire.
     
    »Keine Ahnung«,
sagt sie. »Ich dachte, hier gehen die Iren hin.«
    »Es gibt

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