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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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muss schon lebensmüde sein, wenn man sich an einer Lieferung vergreift,
für deren Sicherheit die Barrera-Brüder garantiert haben.
    Auch
Finanzdienstleistungen sind im Angebot. Adán will es
möglichst vielen möglichst leicht machen, ins Geschäft einzusteigen, indem er
die zwölf Prozent niemals im Voraus verlangt. Sie werden erst fällig, wenn die
Ware verkauft ist. Aber die Barreras gehen noch einen Schritt weiter. Sie
helfen dir bei der Geldwäsche, wenn du die Ware verkauft hast, und dieses Angebot
erweist sich als zunehmend profitabel für die Barreras. Der gängige Preis für
Geldwäsche liegt bei 6,5 Prozent, aber bestochene Bankiers räumen Adán Mengenrabatt ein, so dass er nur fünf Prozent bezahlt und an jedem
Dollar seiner Klienten noch einmal 1,5 Prozent verdient. Natürlich musst du
dein Geld nicht von den Barreras waschen lassen, du bist ein selbständiger Geschäftsmann,
du kannst machen, was du für richtig hältst. Aber wenn du es woanders versuchst
und du beraubt oder betrogen wirst, oder dein Geld wird vom US-Zoll
beschlagnahmt, dann ist es dein eigenes Pech, während die Barreras dir für dein
Geld garantieren. Was immer du an schmutzigem Geld bei ihnen ablieferst, du
kriegst es sauber zurück, innerhalb von drei Werktagen, minus 6,5 Prozent.
    Und das
ist Adáns »Revolution«. Das Drogengeschäft
hält Schritt mit der Entwicklung.
    Oder wie
hat es ein narcotraficante formuliert?
»Miguel Angel Barreras hat uns ins 20. Jahrhundert geführt. Adán führt uns ins 21. Jahrhundert.«
    Und ganz
nebenbei erledigen wir auch Gúero Méndez, denkt Adán. Wenn er seine Ware nicht bewegt, kann er keine mordida zahlen. Wenn er keine mordida zahlt, kann er seine Ware nicht
bewegen. Währenddessen bauen wir ein Netzwerk auf, das schnell, effizient und
profitabel ist, indem wir uns auf modernste Technik und modernste
Finanzierungsmodelle stützen.
    Das Leben
meint es gut mit uns, denkt Adán am
Totentag.
     
    Totentag? Na großartig, denkt Callan. Als wäre nicht jeder Tag ein Totentag.
    Er steht
an der Bar von La Sirena und kippt
ein paar Drinks. Wenn du was erleben willst, denkt er, versuch mal, in einer mexikanischen
Strandbar einen strammen Whiskey zu bestellen. Sag dem Typ, du willst einen
richtigen Drink, ohne den beknackten Regenschirm drin, und der guckt dich an,
als hättest du ihm die Brille weggenommen.
    Wollen wir
doch mal sehen, denkt Callan. »Hey,
Alter, regnet's hier drinnen?«
    »Nein.«
    »Wozu
brauch ich dann das hier?«
    Und wenn
ich Saft will, Amigo, bestelle ich Saft. Der einzige Saft, den ich trinke, ist aus
Gerste gemacht. Das irische Vitamin C. Das Wasser des Lebens.
    Sehr
komisch. Besonders, wenn ich bedenke, wovon ich lebe, überwiegend jedenfalls.
    Davon, andere Leute über Bord gehen zu lassen. Sorry, Sir, Sie müssen jetzt aussteigen. Ja, aber -
    Kein aber. Ab geht die Post.
    Jetzt
nicht mehr für den Cimino-Clan, aber Sal Scachi
führt mir noch die Hand, wenn man so sagen kann.
    Callan wollte ganz gemütlich in Costa Rica abwarten, bis sich in New York die
Wogen glätteten, da kam auf einmal Scachi zu Besuch.
    »Was
hältst du davon, nach Kolumbien zu fahren?«, fragte er Callan.
    »Was soll
ich da?«
    »Bei einer
Truppe mitmachen, die MAS heißt.«
    Muerte a Secuestadores - Tod den Entführern. Scachi erklärt ihm, dass es die MAS seit 1981
gibt, als die linke Guerillatruppe M-19 die Schwester des kolumbianischen
Drogenbarons Fabián Ochoa
entführte und Lösegeld kassieren wollte.
    Tolles
Geschäftsmodell, dachte Callan.
    Und die
haben geglaubt, dass Ochoa für seine Schwester zahlt?
    Aber statt
zu zahlen, so Scachi, trommelte Ochoa ein paar hundert Geschäftspartner
zusammen und holte sich von jedem zwanzigtausend Dollar in bar und zehn ihrer
besten Leute. Grob gerechnet war das also eine Kriegskasse von viereinhalb
Millionen und eine Armee von zweitausend Killern.
    »Das musst
du dir mal vorstellen«, sagte Scachi. »Die Jungs warfen Flugblätter über einem
Fußballstadion ab, auf denen sie ankündigten, was sie
vorhatten.« Und dann auch taten.
    Nämlich in Cali und Medellin zu hausen wie
tollwütige Hunde, Häuser zu stürmen, Studenten aus den Vorlesungen zu holen und
zu erschießen, andere zu verschleppen und zu »verhören«.
    Ochoas
Schwester wurde unversehrt zurückgegeben.
    »Und wozu
erzählst du mir das?«, fragte Callan.
    Scachi
klärte ihn auf. 1985 hat die kolumbianische Regierung einen Waffenstillstand
mit den verschiedenen linken Gruppen geschlossen. Die

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