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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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will
Jazz hören. Will Nora lächeln sehen, will noch eine Zigarette, eine gute
Mahlzeit genießen. Er will niederknien, mit dem Herrn im Gebet vereint. Aber
nicht mit ihm gehen, noch nicht, zu viel zu tun, er muss kämpfen. Klammert sich mit seinem ganzen
Leben an den Gewehrlauf.
    Fabián hebt den Fuß,
tritt dem Bischof gegen die Brust, dass er rückwärts taumelt, gegen das Auto,
dann feuert er eine Salve auf ihn ab.
    Parada spürt, wie das
Leben aus ihm weicht, während er neben dem Auto niedersinkt.
    Callan kniet sich
neben den sterbenden Priester.
    Der schaut zu ihm auf und murmelt etwas, was Callan nicht versteht.
    »Wie?«, fragt er. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich vergebe dir«, sagt Parada.
    »Wie?«
    »Gott vergibt dir.«
    Der Priester macht das Kreuzzeichen, dann sackt seine Hand nach unten, ein
letztes Zucken durchfährt ihn.
    Callan kniet neben dem
toten Priester, als Fabián das Gewehr hebt und Parada zweimal seitlich in den Kopf schießt. Blut spritzt
gegen den weißen Autolack. Zusammen mit Büscheln weißen Haars.
    Callan dreht sich zu
ihm um und sagt: »Er war schon tot.«
    Fabián ignoriert ihn,
er beugt sich ins Auto, nimmt einen Aktenkoffer vom Beifahrersitz und geht mit
ihm davon. Callan sitzt neben Parada, hält seinen zerschmetterten Schädel in den Armen und weint wie ein Kind.
»Was haben Sie gesagt? Was haben Sie gesagt?«
    Die Schlacht, die um ihn tobt, nimmt er nicht mehr wahr.
    Adán hingegen kriegt
nicht mit, dass Parada erschossen wurde, er ist damit beschäftigt, die Exekution von Gúero Méndez zu vollenden,
der sich hinter den Buick duckt und gerade begreift, dass der Kampf verloren
ist. Zwei seiner Leute sind hinüber und auch das Auto, trotz aller Panzerung,
es erzittert unter dem Geprassel der Schüsse, die es treffen, es wird nicht
mehr lange standhalten. Mehrere Scheiben sind geborsten, die Reifen sind
zerschossen, und es ist nur eine Frage der Zeit, dass der Tank explodiert. Die
Barreras mit ihren falschen Polizisten bilden eine erdrückende Übermacht, und
das mit der Kindertruppe war genau das, was er vermutet hat - Blödsinn. Sie
haben ihn von drei Seiten eingekreist, und wenn sie den Kreis schließen, ist es
vorbei, dann fährt er zur Hölle. Wäre ihm nur recht, wenn er Adán und Raúl mitnehmen
könnte, aber das wird nicht klappen, also gibt's jetzt nur eins: Schnell weg
von hier und auf ein nächstes Mal hoffen.
    Aber wegzukommen ist gar nicht so leicht. Es gibt nur eine winzige Chance.
Er holt eine Tränengasgranate vom Rücksitz des Wagens, wirft sie übers Dach in
Richtung der Barreras und brüllt seinen vier verbliebenen Sicarios zu, dass sie
loslaufen sollen, was sie auch tun, am Terminal entlang, nach hinten schießend.
    Adáns Mannschaft hat
eine Menge Hardware, aber Gasmasken sind nicht dabei, sie husten und röcheln, Adáns Augen brennen wie
Feuer, er will sich unbedingt auf den Beinen halten, aber dann sieht er ein,
dass es keine gute Idee ist, erstens, weil er nichts sieht, zweitens, weil ihm
die Kugeln um die Ohren fliegen, also geht er in die Knie.
    Raúl gibt nicht auf.
Mit flammenden Augen, brennender Nase setzt er, aus
der Hüfte schießend, der fliehenden Méndez-Mann schaft nach. Eine seiner Salven trifft Gúeros wichtigsten
Mann in den Rücken und wirft ihn um, aber Raúl muss tatenlos
zusehen, wie Gúero ein Taxi kapert, den Fahrer hinauswirft und mit Vollgas
davonprescht, kaum dass seine drei verbliebenen Sicarios zu ihm ins Taxi
gesprungen sind.
    Raúl schießt auf das
Auto, aber er verfehlt die Reifen, und Gúero verlässt den Parkplatz mit
eingezogenem Kopf, während ihm Adáns falsche Polizisten einen Kugelhagel nachsenden.
    »Du verdammter Hurensohn!«, brüllt ihm Raúl nach.
    Er dreht sich um und sieht Callan neben dem toten Bischof sitzen.
    Erst denkt er, Callan wurde getroffen. Der Mann heult und ist über und über mit Blut beschmiert,
und Raúl mag alles mögliche sein, aber er ist nicht undankbar. Er weiß, wie viel er Callan zu verdanken hat, also hockt er sich neben ihn und will ihm hochhelfen.
    »Komm schon!«, brüllt er, »wir müssen weg!« Callan antwortet
nicht.
    Er stößt ihn mit dem Gewehrkolben an, dann zieht er ihn kurzerhand hoch,
stellt ihn auf die Füße und zerrt ihn Richtung Terminal. »Beeilung!«, schreit
er in die Runde. »Das Flugzeug wartet nicht!«
    Draußen auf der Rollbahn steht die Aeromexico, Flug Nr. 211 nach Tijuana, mit fünfzehn Minuten Verspätung. Aber sie wartet.
    Die falschen Polizisten streifen ihre

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