Winslow, Don
ungewollten Verwicklung in die versehentliche Tötung von Kardinal
Juan Ocampo Parada.
Für die Morde an el Verde, Abrego, Colosio und Méndez erhalten sie
keine Absolution von ihm. Die bekommen sie von der Regierung. Nein, wir haben
sie schon, denkt Adán. So war es ausgemacht, als Gegenleistung für die Beseitigung Paradas.
Wenn ich eure Feinde töte, hatte Adán gefordert, müsst ihr mich auch meine Feinde töten
lassen.
Und so ist es gelaufen, denkt Adán.
Méndez ist tot, der Krieg ist vorbei. Tío ist aus dem
Gefängnis befreit.
Und ich bin der neue patrón.
Die mexikanische Regierung hat die katholische Kirche in ihre alten
Privilegien eingesetzt. Einen Aktenkoffer mit verfänglichen Dokumenten hat Adán an den
zuständigen Minister weitergeleitet.
Adán verlässt das
Privatbüro des Nuntius mit reiner Weste, mit blitzblank geputzter Seele. Eine
Hand wäscht die andere.
Silvester. Noch bevor die Korken knallen, hat Nora die Party bei Haley
Saxon verlassen.
Sie ist nicht in Stimmung. Die Feiertage waren deprimierend. Die ersten
Weihnachten seit neun Jahren, die sie ohne Padre Juan verbringt.
Sie schließt ihre .Wohnungstür auf, und als sie eintritt, legt sich eine
Hand über ihren Mund. Die Tasche, in der sie nach dem Pfefferspray wühlt, wird
ihr aus der Hand geschlagen.
»Nicht schreien«, sagt Keller. »Ich tue Ihnen nichts.«
Probehalber nimmt er die Hand weg.
Sie dreht sich um, schlägt ihm ins Gesicht, dann sagt sie: »Ich rufe die
Polizei.«
»Die Polizei
bin ich.«
»Die richtige
Polizei.« Sie wählt die Nummer.
»Sie haben das
Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.« Sie
legt den Hörer auf. »So ist es besser.«
»Was wollen
Sie?«
»Ich will Ihnen
etwas zeigen.«
»Sie haben keine Ahnung, wie oft ich das schon gehört habe.«
Er nimmt eine Videokassette aus der Jackentasche. »Haben Sie ein
Videogerät?«
Sie lacht. »Ein Amateurvideo? Toll! Wollen Sie mich damit beeindrucken?
Oder bin ich da drauf? Erst drohen, dann erpressen. Hören Sie, mein Guter.
Davon gibt es Hunderte, und ich sehe ziemlich gut aus auf Video.«
Sie öffnet einen Schrank und zeigt auf das Videogerät. »Wenn es Ihnen Spaß
macht.«
Er schiebt die Kassette ein. »Setzen Sie sich.«
»Danke, ich stehe lieber.«
»Ich sagte, setzen Sie sich.«
»Oh, Sie stehen
auf Gewalt.« Sie setzt sich aufs Sofa. »Ist es Ihnen so recht?«
»Schauen Sie
hin.«
Ihr verächtliches Lächeln gefriert, als ein junger Priester auf dem
Bildschirm erscheint. Er sitzt auf einem Klappstuhl, hinter einem Metalltisch.
Im Untertitel Datum und Uhrzeit.
»Wer ist das?«, fragt sie.
»Padre Esteban Rivera«, sagt Keller. »Adán Barreras Gemeindepfarrer.«
Im Hintergrund ist Kellers Stimme zu hören, der den Pfarrer vernimmt.
Und sie wird bleich, während sie zuhört.
Können Sie mir
sagen, wo Sie am 24. Mai 1994 waren?
Ja.
Sie haben eine
Taufe zelebriert. Stimmt das? ja.
In Ihrer Kirche
in Tijuana. ja.
Lesen Sie das.
Nora sieht eine Hand, die dem Pfarrer ein Dokument hinschiebt. Er liest
es und legt es auf den Tisch zurück. Erkennen Sie
das? Ja.
Was ist das?
Eine
Taufbescheinigung.
Als Pate ist Adán Barrera eingetragen.
Sehen Sie das? Ja.
Das ist Ihre
Handschrift, oder? Ja.
Sie haben Adán Barrera als Paten eingetragen und bestätigt, dass er bei der Taufe zugegen war,
stimmt das? Ja, das habe ich. Aber es stimmt nicht, oder?
Nora hält den Atem an während der langen Pause, die Rivera für die Antwort
benötigt. Nein.
Ihr wird übel.
Sie haben
gelogen.
Ja. Ich schäme
mich dafür.
Wer hat Sie
aufgefordert zu lügen?
Er selbst.
Ist das seine
Unterschrift hier?
Ja.
Wann hat er die
Unterschrift geleistet?
Das war eine
Woche vorher.
Nora beugt sich
vor und steckt den Kopf zwischen ihre Knie.
Wissen Sie, wo
sich Adán Barrera an dem Tag aufgehalten hat?
Nein.
»Aber wir wissen es, nicht wahr?«, sagt Keller zu Nora. Er steht auf,
zieht die Kassette heraus und steckt sie in die Tasche. »Frohes Neujahr, Ms.
Hayden.«
Sie blickt nicht auf, als er geht.
Neujahrsmorgen. Als Keller aufwacht, läuft der Fernseher. Er hat einen
üblen Kater.
Das verdammte Ding muss die ganze Nacht gelaufen sein. Er schaltet ihn
aus, geht ins Bad, schluckt ein paar Aspirin und schüttet ein großes Glas
Wasser hinterher. Dann geht er in die Küche und setzt Kaffee auf.
Während der Kaffee brüht, holt er die Zeitung aus dem Flur, dann trägt er
Kaffee und Zeitung in die Sitzecke seines
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